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„„Klugscheißerei““, Veröffentlicht: Dienstag, 15. Dezember 2020, 8.39 Uhr

„Klugscheißerei“

(Leserbrief). Am Freitagabend fuhr ein Autokorso langsam mit Gehupe durch die Innenstadt in Schramberg. Die Presse berichtete dazu. Der Grund der Demonstration war wohl wieder derselbe wie schon am Samstag, 14. November: Man ist unzufrieden und empört über die einschränkenden Maßnahmen, die die Regierungen in Deutschland und in der ganzen Welt zur Eindämmung der überall dramatisch zunehmenden Erkrankungs- und Todesfällen veranlassen. Von Freiheitsberaubung, vom Ermächtigungsgesetz der Nazis ist die Rede. (Nebenbei: Wissen die überhaupt, was das war, was damit eingeleitet wurde?) Kurz und gut, man ist vor allem dagegen! So war’s bei der Demonstration der Verkleideten und Maskierten am 14. November und beim freitäglichen Autokorso.

Kommen wir aber mal zur Sache: Ich habe es schon seit längerer Zeit satt, von diesen Leuten zu hören, was alles falsch gemacht wurde, was alles falsch gemacht wird und wie übertrieben die Reaktionen nahezu aller Regierungen dieser Welt auf die Corona-Pandemie sind. Und vor allem, wie manipuliert alle sind – außer ihnen und denen, die das Gleiche sagen wie sie! Das nennt man bei uns „Klugscheißerei“.

Diese Leute sollen mir doch mal sagen, was sie als gewählte Verantwortliche tun würden, wenn die täglich gemeldeten „Corona-Erkrankungen“ steil zunehmen.  So am vergangenen Freitag mit 29.875 Fällen, was 25 Prozent höher ist als der bisherige Höchststand?

Was sind denn die Vorschläge der Demonstrierenden?

Was würden sie tun, angesichts der Tatsache, dass Anfang November 64 Tote pro Tag (an oder mit Covid-19) zu beklagen waren. In der vergangenen Woche waren’s 419 Tote pro Tag. Laut Robert Koch-Institut stirbt mittlerweile in Deutschland alle 2,5 Minuten ein Mensch an Covid-19.

Was schlagen diese Neinsager vor, wenn zunehmend die Krankenhäuser und Intensivstationen keine Patienten mehr aufnehmen können? Was würden die ihrem Vater sagen, der nach Luft ringt und im Gang auf einen Beatmungsplatz wartet? Erst heute hatte ich ein Gespräch mit einem Kollegen aus einem Krankenhaus, der mit Bangen dran denkt, dass er demnächst der ist, der auswählen muss, wer an das Beatmungsgerät kommt, oder wer auf dem Gang bleibt und mit Opiaten „versorgt“ dem Tod entgegensieht.

Da das Virus vor allem die von uns so geliebte, körperliche Nähe braucht, um sich zu verbreiten (es will seine Gene weitergeben), müssen wir eben auf diese Nähe verzichten, so schwer das manchmal fällt. Wie können nun die Verantwortlichen, die meines Erachtens dringende Erfordernis des „Nähe Vermeidens“ durchsetzen? Eben durch eine strenge Behinderung der Mobilität der Menschen im Land. Dies geschieht nun – leider zu spät – durch einen strengen „Lockdown“.

Ich bin gespannt, was die Demonstranten den Lesern und mir für Maßnahmen empfehlen werden, um den steigenden Erkrankungs- und Todeszahlen Einhalt zu gebieten.

Werner Klank, Schramberg

 

 

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