(Meinung). Zur (inzwischen abgesagten) Podiumsdiskussion des Bürgerforums Perspektiven Rottweil, um das es Verwirrung im Vorfeld gab, weil zwei von drei Kandidaten am vom Veranstalter bevorzugten Termin nicht teilnehmen konnten, hat uns dieser Leserbrief erreicht.
Aus familiären Gründen durfte ich mal wieder ein paar Tage in der freien Reichstadt wandeln. Es ist Wahlkampf. In den lokalen Medien lese ich, dass der erste Vorsitzende eines Bürgerforums, ein gewisser Henry Rauner, gleichzeitig Vorstandsvorsitzender der örtlichen Volksbank, seinen Aufsichtsratsvorsitzenden, Bürgermeister Christian Ruf, zu einer (vorentscheidenden?) Wahlpodiumsdiskussion bittet.
Mit anderen Worten: Der Kontrolleur Ruf lässt sich vom Volksbankchef Rauner protegieren. Ein einmaliger Vorgang. Der Aufsichtsratsvorsitzende einer Bank muss Schaden vom Unternehmen abwenden. Ein Bürgermeister, erst recht ein Oberbürgermeister, muss, gerade in Wirtschaftsdingen, unabhängig sein.
Stellen wir uns beispielsweise vor: Die Stadt verkauft ein Filetgrundstück zur Bebauung. Die Volksbank will das Geschäft machen, die Kreisparkasse auch und vielleicht ein örtlicher Immobilienunternehmer. Wer bekommt bei diesem sogenannten „Netzwerk“ wohl den Zuschlag?
Es kommt die Zeit, da wäscht eine Hand die andere. In Bayern nennt man so etwas Freunderlwirtschaft. Hier geht es um eine Bank und um die Unabhängigkeit des Stadtoberhauptes. Nicht um Onkel, Tanten, Vettern oder Basen. In den Sinn kommt mir (leicht abgewandelt) das alte Lied “Klüngellüngellüng ruft’s aus dem Rathaus.“
Thomas Greiner, Rottweil