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„Leserbrief: „Wir bezwingen diese Pandemie nur gemeinsam und nicht, indem sich jeder selbst der Nächste ist““, Veröffentlicht: Dienstag, 18. Januar 2022, 14.51 Uhr

Leserbrief: „Wir bezwingen diese Pandemie nur gemeinsam und nicht, indem sich jeder selbst der Nächste ist“

(Meinung). Ich weiß, mit dem, was ich jetzt schreibe, werde ich einige hässliche Kommentare ernten und ich mache mir damit ganz sicher keine Freunde …

Wieder ein Montag, wieder sehe ich in meinem WhatsApp-Feed zahlreiche Videos und Fotos von den Montagsspaziergängen, ob von Schaulustigen oder tatsächlich von Teilnehmern, wieder ist die Menschenmenge größer als in der vorherigen Woche. Aber was zum Teufel sollen diese verdammten Montagsspaziergänge eigentlich bringen? Hunderte von Menschen, dicht an dicht gedrängt, watscheln mit einem überlegenen Grinsen, das natürlich nicht durch eine Maske verdeckt wird, durch die Straßen Rottweils und freuen sich ihres Lebens, dass sie gegen die bösen, bösen Bestimmungen der Regierung spazieren. Mal ehrlich – was soll der Rotz?

Ihr habt keine Lust mehr darauf, euch einzuschränken, um gemeinsam eine Pandemie zu bekämpfen? Ihr möchtet euch nicht sagen lassen, wann ihr abends aus der Kneipe heim sollt? Ihr wollt keine Maske mehr tragen?

Tutsi Tutsi Tu, ihr armen, armen Menschen – Als ob der Rest von uns Bock auf den ganzen Kram hat?! Aber ist euch vielleicht mal in den Sinn gekommen, dass genau durch solche hirnverbrannten Aktionen die Zahlen einfach nicht runter gehen? Habt ihr vielleicht mal darüber nachgedacht, dass ihr mit euren Spaziergängen die Lage nicht besser sondern schlechter macht?

Wenn ihr die Beschränkungen gelockert und eventuell den Hauch einer Fasnet haben wollt, dann bleibt mit euren vier Buchstaben doch einfach mal zuhause… Hat die letzten beiden Jahre doch auch wunderbar geklappt ;)

Wo bleibt die Solidarität? Wo bleibt die Gemeinschaft? Habt ihr euch mal überlegt, wie sich das jeden Montag aufs Neue für die Ärzte und Ärztinnen, Krankenpfleger und Krankenpflegerinnen und das übrige Gesundheits- und Pflegepersonal anfühlen muss? Oder gar für die, die dank des Virus keine 200 Meter weiter um ihr Leben kämpfen? Ich kann nur erahnen, dass es sich jedes Mal aufs Neue wie ein harter Schlag ins Gesicht anfühlt. Die reißen sich den Hintern auf oder kämpfen jeden Tag um ihr Leben und ihr habt nichts Besseres zu tun, als Menschenmassen zu versammeln.

Ich hätte echt nicht gedacht, dass ich in einem Landkreis voller Egoisten lebe. Ein trauriges Zeugnis für die Menschheit. Ein trauriges Zeugnis für unser schönes Rottweil.

Ich selbst würde auch gerne wieder auf Konzerte gehen, länger als 22.30 Uhr in der Kneipe sitzen, meinen Sport ohne Beschränkungen ausüben, ich würde auch liebend gerne die Maske loswerden und wie vor zwei Jahren noch Fasnet feiern. Aber das ist nun mal aktuell nicht drin. Eines Tages wird es das wieder geben, davon bin ich überzeugt – nur eben nicht jetzt! Jetzt ist nun mal einfach die Zeit, sich in gewissen Bereichen seines Lebens einzuschränken.

Das sollte doch nicht zu viel verlangt sein – oder?

Wir bezwingen diese Pandemie nur gemeinsam und nicht, indem sich jeder selbst der Nächste ist. Wir werden am Ende wieder feiern können, ob an der Fasnet oder beim Stadtfest, ob im Kraftwerk oder bei der Partynacht, ob bei Jazz in Town oder dem Ferienzauber. Wir müssen einfach nur gemeinsam durchhalten und uns gemeinsam am Riemen reißen, dann packen wir das und bezwingen diese Pandemie – als Gemeinschaft.

Kathrin Sauerland, eine verärgerte Bürgerin, der das Corona-Thema genauso zum Hals raushängt wie jedem anderen auch.

PS: Danke an das Gesundheits- und Pflegepersonal, das sich jeden Tag aufs Neue den Hintern aufreißt, um Menschenleben zu retten – ihr seid der Wahnsinn! Das musste einfach mal gesagt werden.

 

 

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