Das einstimmige Votum des Gemeinderats Schramberg, posthum dem ehemaligen Reichstatthalter Wilhelm Murr die Ehrenbürgerwürde abzuerkennen, kommt spät, aber doch ehrlich.
Was Verwaltung und Gemeinderatsmehrheit vor Jahrzehnten nicht beschließen wollten, sondern bewusst „unter den Tisch fallen“ ließen, weil die Angelegenheit sich durch den Tod Murrs und das Ende der 3. Reiches von selbst erledigt habe, ist nun doch in einem öffentlichen und offiziellen Akt Beschluss geworden. Diese offizielle Aberkennung der Ehrenbürgerwürde ist von hohem symbolischem Wert.
Sie wird wohl zu einem bedeutsamen Orientierungspunkt bei künftigen Darstellungen der Geschichte unserer Stadt und ihrer Denkmalskultur. Sie ist zugleich eine Anfrage an die Kommune und an uns selbst, an unsere Grundeinstellung und unsere Organisationskraft, Armen, Rechtlosen, Vertriebenen, Verfolgten und uns zugewiesenen Flüchtlingen Beistand zu leisten, so gut wir können.
Albert Bäumer, Schramberg