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„Botschafter: Ausschluss von Huawei wäre „protektionistisch und falsches Signal““, Veröffentlicht: Freitag, 17. Januar 2020, 14.20 Uhr

Botschafter: Ausschluss von Huawei wäre „protektionistisch und falsches Signal“

Sie begann mit „zhōngguó péngyǒumen“ (liebe chinesische Freunde): IHK-Präsidentin Birgit Hakenjos-Boyds Rede beim IHK-Neujahrsteff hatte natürlich die Beziehungen zu China als Thema, denn Ehrengast und Festrender war der chinesische Botschafter in Berlin, Wu Ken.

Ein altes
Sprichwort hat sie von einer China-Reise mitgebracht: „Wenn der Wind des
Wandels weht, bauen die einen Schutzmauern, die anderen Windmühlen.“ Und weil
der Wind in letzter Zeit global rauer geworden sei, „brauchen wir heutzutage
mehr denn je Windmühlen!“ China sei ein Land, das solche Windmühlen baue, die
China zum wichtigsten Handelspartner Deutschlands haben werden lassen. „Als IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg freuen wir uns, dass diese
Windmühlen des Wandels über die letzten Jahrzehnte hinweg auch von kleinen
Stellschrauben und Muttern Made in Baden-Württemberg zusammengehalten werden“,
sagte die Präsidentin. Während der Rest der Bundesrepublik mehr in China kaufe
als verkaufe, exportiere Baden-Württemberg mehr als jedes andere Bundesland in
das Reich der Mitte. „Nicht nur unsere tollen Autos oder unsere
Spitzenmaschinen. Nicht zuletzt – und darüber freuen wir uns auch sehr – sind
die Kuckucksuhren in China sehr beliebt!“ Eine Kuckucksuhr erhielt Wu dann auch
im Anschluss von der IHK.

Der
59-jährige Wu, seit März Botschafter in Berlin, zeigte sich in seiner auf
einwandfreiem Deutsch gehaltenen Rede „tief beeindruckt von der soliden Basis
der chinesisch-deutschen Beziehungen“. Sorgen bereiten ihm und seinem Land der
Widerstand gegen Investitionen chinesischer Firmen in Deutschland – wie der
Übernahme deutscher Firmen. „In China fragt man sich, warum Deutschland seine
Tür zuschlägt, während die Tür Chinas sich doch immer weiter öffnet“, sagte er.

Außerdem
erwähnte er das Telekommunikationsunternehmen Huawei, das gerne am Aufbau des
5G-Netzes beteiligt wäre, wogegen es vor allem in den USA Widerstände gibt. „Die
chinesische Regierung hat auch nie von Unternehmen verlangt, eine „Hintertür“
einzubauen, um auf illegale Weise Daten und Informationen anderer Länder zu
sammeln und weiterzuleiten, sondern hat die Unternehmen immer wieder
aufgefordert, sich im Ausland streng an die lokalen Gesetze und Vorschriften zu
halten“, trat er entsprechenden Befürchtungen entgegen. Ein Ausschluss von
Huawei würde ein „protektionistisches und falsches Signal“ senden. Die
„sogenannte Sicherheitsfrage“ sei nichts anderes als eine „scheinheilige
Ausrede der USA“, um Huawei „zu unterdrücken und sanktionieren“. Die USA
könnten nicht dulden, dass ein chinesisches Unternehmen in vielen Bereichen der
Telekommunikation Marktführer sei.

Wu
erwähnte aber auch, dass die USA und China diese Woche ein Handelsabkommen
geschlossen haben. Das sei „gut für China, gut für die USA und auch gut für die
ganze Welt“.

Deutsch-chinesisch
war auch die Musik: Fünf Musikerinnen aus China spielten zusammen mit einer
Combo aus der Musikhochschule, darunter auch der Rottweiler German Klaiber am
Bass.

Dass im Anschluss die Gespräche zwischen den Besuchern nicht zu kurz kamen, dafür hatten die IHK-Verantwortlichen gesorgt – schließlich sollte es ja ein „Treff“ und nicht nur eine Vortragsveranstaltung sein. Und es musste auch niemand hungrig und durstig heimgehen.

 

 

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