Der CDU-Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei ist sich mit Klaus Herrmann, Geschäftsführer AOK-Schwarzwald-Baar-Heuberg, mit Gottfried Schmidt, dem Kreisvorsitzenden der CDU-Sozialausschüsse (CDA), sowie Geschäftsbereichsleiter Joachim Huber (von links) darin einig, dass Deutschland bei allen Problemen immer noch eines der besten Gesundheitssysteme in der Welt hat. Foto: pm
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Villingen-Schwenningen. Steigende Gesundheitsbeiträge, immer weniger niedergelassene Ärzte, fehlende Medikamente, unnötige Operationen – die Gesundheitsversorgung steht vielfach in der Kritik. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei ist sich mit Klaus Herrmann, Geschäftsführer AOK-Schwarzwald-Baar-Heuberg, und Geschäftsbereichsleiter Joachim Huber sowie mit Gottfried Schmidt, dem Kreisvorsitzenden der CDU-Sozialausschüsse (CDA), allerdings darin einig, dass Deutschland bei allen Problemen immer noch eines der besten Gesundheitssysteme in der Welt hat.








Das Defizit der Krankenkassen wird in diesem Jahr auf mindestens 17 Milliarden prognostiziert, andere Schätzungen gehen sogar von 25 Milliarden aus – eine Deckungslücke, die aktuell zum großen Teil über höhere Zusatzbeiträge der Mitglieder und Arbeitgeber geschlossen wird. „Der Gesetzgeber greift erneut in die Rücklagen der Krankenkassen. Diese sind jedoch für eine nachhaltige Gestaltung des Gesundheitswesens im Sinne unserer Versicherten essenziell, ebenso wie für die Reaktionsfähigkeit des Systems im Fall von Pandemien“, betont Herrmann die Notwendigkeit der Krankenkassen-Rücklagen.

Klar sei, dass die Ursachen für die steigenden Kosten im Gesundheitssystem vielschichtig sind. Klaus Herrmann sieht Möglichkeiten, wie der Staat hier erfolgreich gegensteuern könnte: „Es braucht dringend nachhaltige Entlastungen für die GKV. Dazu gehören eine Absenkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel auf der Ausgabenseite und kostendeckende Beiträge des Bundes für Bürgergeld-Empfänger auf der Einnahmenseite. Das würde das Defizit nahezu ausgleichen.“ 

In einer alternden Gesellschaft mit steigender Lebenserwartung würden letztlich die Gesundheitskosten weiter steigen. „Unsere Gesundheit muss uns aber auch etwas wert sein“, meinte Gottfried Schmidt. Sie müsse allerdings noch bezahlbar bleiben, entgegneten Frei und Herrmann.

Besorgniserregend sei aber nicht nur der wachsende Altersdurchschnitt der Deutschen. Selbst die Jugend bereite den Kassen zunehmend Sorgen: „Kinder und Jugendliche bewegen sich immer weniger. Das stundenlange Ausharren vor dem Handy oder Computer wird sich mit den Jahren negativ auf die Gesundheit auswirken“, meinte Herrmann zu zusätzlichen Herausforderungen. Mit entsprechenden Präventions-Angeboten in Kindergärten, Schulen und Vereinen versucht die AOK diesem Trend zu begegnen. 

Nicht glücklich zeigten sich die Gesprächsteilnehmer mit der Ärzteversorgung in der Region. „Es mag vielleicht genügend Ärzte geben, aber Arbeitswelten und -wünsche haben sich verändert. Den Einzelkämpfer, der rund um die Uhr und sieben Tage die Woche für die Patienten zur Stelle war, gibt es nicht mehr“, sagte Thorsten Frei. Einig war man sich allerdings, dass Gemeinschaftspraxen in Ärztehäusern ein recht gutes Modell seien, um allen Wünschen und Anforderungen gerecht zu werden.

Auf den aktuellen Medikamentenengpass und die Pläne der Bundesregierung, diesen zu beheben, hat der AOK-Geschäftsführer einen differenzierten Blick. Zwar waren sich in der Runde alle einig, dass die Entwicklung in den vergangenen Jahren durch Produktionsverlagerungen aus Deutschland und Europa nach Asien keine gute war und zum Teil umgekehrt werden müsse, doch Herrmann kritisierte, dass die aktuelle Diskussion von der Pharmaindustrie in eine falsche Richtung gelenkt werde. „Diese soll nur mehr Geld erhalten, aber nicht in die Pflicht genommen werden. Das ist nicht richtig.“ Die Produktionskapazitäten müssten deutlich erhöht und zum Teil auch wieder in Europa hochgefahren werden, da es derzeit in allen Ländern Medikamenten-Engpässe gebe. Wichtig sei Transparenz in der gesamten Wertschöpfungskette. Die Erfahrungen der AOK mit dem Lieferkettenkriterium hätten gezeigt, dass es auch eine entsprechende Verankerung im EU-Vergaberecht brauche.

„Unsere Rabattverträge sind, wie es immer wieder von der Pharmaindustrie zu Unrecht lanciert wird, nicht schuld an den Engpässen. Im Gegenteil, denn damit haben wir die Bevorratung vertraglich geregelt. Die Ausfallquote bei Medikamenten, die nicht in den Rabattverträgen enthalten sind, ist dreimal höher als bei den rabattierten Medikamenten.“

Generell müsse man sich anstrengen, dass die Versorgung in Zukunft so bleibe, meinte Klaus Herrmann. „Das System ist nicht chronisch krank, aber es benötigt Korrekturen. Durch die Weiterentwicklung des Risikostrukturausgleichs mit der Einführung einer Regionalkomponente fließen jährlich hunderte Millionen Euro aus Baden-Württemberg in andere Bundesländer. Das ist nicht richtig und geht zulasten unserer Beitragszahler.“

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1 Kommentar

  1. Was sind unnötige Operationen? Sind da teure Operationen bei älteren Versicherte gemeint weil vermutlich die Lebenszeit langsam abläuft? Oder sind es “Schönheits OP’s”? Und was ist damit genau gemeint? Ist es OK wenn eine Narbe das Gesicht entstellt?