OBERNDORF (him) – Beim traditionellen Bürgertreff in Oberndorf war am Freitagabend Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble der prominente Gastredner. In seiner Rede vor etwa 500 Gästen streifte er die großen Politikfelder des abgelaufenen Jahres und wies auf die großen gesellschaftlichen Veränderungen bei uns und in der Welt hin.
Zunächst hatte Bürgermeister Hermann Acker in seiner Begrüßung die Jahresschlussfeier des Gemeinderats als ein Zeichen des guten miteinander bewertet, das in Oberndorf herrsche. Er dankte dem ebenfalls anwesenden Bundestagsabgeordneten Volker Kauder für seine „umfassende Arbeit für unsere Stadt und unsere Region.“
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Danner gab turnusgemäß den Rückblick auf das vergangene Jahr wieder. Neben vielen lokalpolitischen Ereignissen bemerkte er mit Blick auf die Oberndorfer Waffenindustrie, dass zehn Firmen etwa 60 Prozent der Gewerbesteuereinnahmen der Stadt brächten. „Wir sind durchaus auf die großen Betriebe angewiesen. Aber von einer wirtschaftlichen Monokultur kann nicht gesprochen werden, auch wenn das immer wieder in der überregionalen Presse behauptet wird.“ Mit Blick auf die Arbeitsplätze merkte er aber auch an: „Die Perspektiven der wehrtechnischen Betriebe gibt uns Anlass zur Sorge.“
Zum Schluss hielt Danner ein Bonbon für Bürgermeister Acker bereit: Alle Fraktionen im Gemeinderat würden seine Kandidatur für eine Wiederwahl im kommenden Jahr unterstützen.
Finanzminister Schäuble bemerkte zu Beginn seiner Rede, die Probleme würden anders aber nicht kleiner. Die Menschen hätten das Gefühl die Welt stürze von einer Krise in die nächste. Dank neuer Medien erfahre man unmittelbar, was auf der Welt geschieht. Dennoch zeigten sich die Deutschen mit ihrer Situation überwiegend zufrieden.
Das „Pegida-Phänomen“ führte Schäuble auch darauf zurück, dass sich „eine wachsende Zahl der Menschen von der Art, wie wir Politik machen, nicht mehr repräsentiert fühlt“ und er erinnerte an die „Wutbürger“ in Stuttgart. Natürlich sei nicht alles in Ordnung („Wenn alles gut ist, ist das Leben rum!“), die Verhältnisse änderten sich schneller als früher. Das Verhältnis von Mann und Frau, nannte er als Beispiel oder die Vermehrung der Medien. Aber:„Nostalgie hilft nicht, die Probleme der Gegenwart und Zukunft zu lösen.“
Die Globalisierung, die Bildungspolitik und der demografische Wandel waren weitere Stichworte, die Schäuble streifte. Angesichts der bevorstehenden Weihnachtstage meinte Schäuble zum Schluss: „Es ist nicht verboten, zur Besinnung zu kommen und sich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist.“ Am Ende der Veranstaltung trug sich Schäuble noch ins goldene Buch der Stadt Oberndorf ein.