ROTTWEIL – Im September 1969 startete die damalige „Ausbildungskanzlei“ am Amtsgericht Rottweil mit zehn Lehrlingen. Während es damals noch primär darum ging, für Aufgaben bei Gericht im Schreibdienst ausgebildet zu werden, hat sich die Ausbildung über die Jahrzehnte immer weiterentwickelt. Die heutigen Justizfachangestellten sind Allrounder, die an den Gerichten und bei der Staatsanwaltschaft eine zentrale Position innehaben.
Nun wurde der 50. Geburtstag des Ausbildungszentrums mit Oberbürgermeister Ralf Broß und Gästen insbesondere aus der Justiz und dem schulischen Bereich gefeiert. Im Ausbildungszentrum, das in der Wilhelmstraße in Rottweil beheimatet ist, war die Entwicklung zu sehen: Auf einer Kreidetafel wurden die Gäste in Steno-Schrift begrüßt, über einen Schreibtisch, der die Ausstattung durch die Jahrzehnte zeigte, ging es vorbei an Lebensläufen von AbsolventInnen der Ausbildung in den letzten 50 Jahren zu den Räumlichkeiten, in denen die Auszubildenden heute auf technisch neuem Stand ihren künftigen Beruf erlernen. In diesem wechseln sich Zeiten in der Berufsschule mit Zeiten im Ausbildungszentrum und vor allem auch mit Zeiten, in denen die jungen Menschen bereits auf den Geschäftsstellen bei Gericht oder der Staatsanwaltschaft mitarbeiten, ab.
Wer die Ausbildung mit gutem Erfolg durchläuft, hat die Möglichkeit, nach einer halbjährigen Zusatzqualifikation in die Beamtenlaufbahn überzutreten. Bisherige Absolventen haben auch immer wieder den weiteren Weg zum Berufsbild GerichtsvollzieherIn oder RechtspflegerIn gewählt. Hannelore Klatt, die das Ausbildungszentrum lange Jahre leitete, und ihre Nachfolgerin im Amt, Juliana Mager, ließen die Arbeitsabläufe durch die Jahre lebendig werden und stellten die heutigen Inhalte vor. Gertrud Gfrörer, die mittlerweile im Ruhestand befindliche langjährige Verwaltungsleiterin des Amtsgerichts, und Katja Hirt, Justizangestellte beim Amtsgericht Rottweil, vom Oberlandesgericht für den Landgerichtsbezirk bestellte Karriereberaterin und neben Frau Mager in der Fachangestelltenausbildung, berichteten ergänzend von den sonstigen Berufsmöglichkeiten in der Justiz.
Der Zuständigkeitsbereich des Ausbildungszentrums reicht dabei über den gesamten Landgerichtsbezirk Rottweil hinaus. Immer wieder werden auch Gerichte aus den Nachbarbezirken in die Praxisausbildung einbezogen, abhängig vom Wohnort der Lernenden.
„Hier wird das Rückgrat der Justiz ausgebildet“, betonte Petra Wagner, Direktorin des Amtsgerichts. Die Zahl der sogenannten Servicekräfte ist mehr als doppelt so hoch wie die Zahl der Richterinnen und Richter. Sie arbeiten den Entscheidern zu, sie führen die Akten, sie überwachen Fristen, sie wickeln den Publikumsverkehr ab, sie protokollieren Hauptverhandlungen – kurz: sie haben einen sehr verantwortungsvollen und gleichzeitig abwechslungsreichen Arbeitsalltag.
Oberbürgermeister Ralf Broß dankte für die wertvolle Arbeit und verwies auf die Wichtigkeit von Rottweil als Justizstandort. Anette Heiter, Amtsrichterin aus Stuttgart und Kabarettistin, ließ die Gäste durch ihre pointierten Einwürfe, die einen ganz neuen Blick auf den Gerichtsalltag eröffneten, immer wieder schmunzeln.
Damit die hohe Qualität der Arbeit der Justiz auch künftig gewährleistet ist, freut sich das Ausbildungszentrum auf Schülerinnen und Schüler, die sich für diese Tätigkeit interessieren. Am Mittwoch, 25. September, ab 13.30 Uhr, wird es einen Schnuppernachmittag im Ausbildungszentrum geben. Anmeldungen von Ausbildungsinteressenten/-innen sind noch möglich unter Poststelle@AGRottweil.justiz.bwl.de.