Das Konzept des Landes, die Corona-Impfungen durch Haus- und Betriebsärzte vornehmen zu lassen, ist richtig. Das befand gestern der Erste Landesbeamte am Rottweiler Landratsamt, Hermann Kopp, bei der Telefonkonferenz. Und er erwähnte dabei das Impfzentrum auf dem Berner Feld – und das der Kreisärzteschaft in der Hinteren Höllgasse.
Angebot an das Ministerium
Hinter diesem Impfzentrum steht Dr. Jochen Scherler, der Vorsitzende der Kreisärzteschaft. „Nachdem das KIZ ersatzlos geschlossen wurde, obwohl die vierte Welle absehbar war, habe ich als Vorsitzender der Kreisärzteschaft einen Brief an den Leiter des Sozialministeriums, Prof. Lahl, geschickt, in dem ich unsere Expertise, Manpower und Bereitschaft für den Erhalt eines kleinen Impfstützpunkts hervorhob. Der Ärztepool der Kreisärzteschaft hatte seit Beginn der Impfkampagne das Impfpersonal gestellt. Der Brief an das SM wurde übrigens nie beantwortet!“
Ärzteschaft wird initiativ
Scherler schreibt weiter: „Nachdem zu erwarten war, dass das Impfangebot der niedergelassen Ärzte und der MIT (Mobilen Impf-Teams) des Schwarzwald-Baar-Klinikums nicht ausreichend werden, hat die Kreisärzteschaft sich Anfang November entschlossen, initiativ zu werden. Da wir einen Ärztepool von über 50 hauptsächlich berenteten Kollegen besitzen, brauchten wir nur einen Partner für die Infrastruktur sowie für die Impfstoffakquirierung und Abrechnung mit der Kassenärztlichen Vereinigung. Diese Partner fanden wir mit dem Mobilen Testzentrum und der Hausarztpraxis Haftstein.“
Der feste Impf-Ort ist in der Höllgasse gegenüber Sport Kirsner und dem Gefängnis, in den lange leerstehenden Räumen, die die Immobilienfirma Merz zur Verfügung gestellt hat.
Mittwoch, Freitag, Samstag
Vor zwei Wochen hat das Impfzentrum losgelegt und in einer Woche etwa 600 Impfdosen verimpft. Geimpft wird (offenes Impfen) Mittwoch ab 17, Freitag ab 17 und Samstag ab 10 Uhr.
Turnhalle und Tennisclub
Auf Anfrage der Gemeinde Zimmern hat die Kreisärzteschaft in der dortigen Turn- und Festhalle eine Impfaktion mit fünf Ärzten durchgeführt. Unterstützt wurde sie mit Impfstoff des Zimmerner Ärztezentrums. „Unser Ansatz als Kreisärztekammer ist anders als der der anderen local player. Idealerweise organisieren örtlich ansässige Ärzte und ihre Gemeinde einen Impftermin, und wir unterstützen sie mit unserem Ärztepool. Wir nehmen aber auch Anfragen von Firmen und Vereinen entgegen. So werden wir für die Mitglieder des Tennisclubs Rottweil eine Impfaktion durchführen. Unser Ärztepool wird natürlich auch das Landratsamt bei seinen Impfaktionen unterstützen. Leider leiden auch wir wie alle an Impfstoffmangel. Das ist der einzige limitierende Faktor“, schreibt Scherler.
2650 Impfungen am Tag?
Und mehr Impfende, aber auch mehr Impfstoff tut not. Viel mehr. Unser designierter Bundeskanzler Olaf Scholz hat (so berichtet es der Schwarzwälder Bote) gestern verkündet, wir bräuchten deutschlandweit bis Weihnachten 30 Millionen weiterer Corona-Impfungen. Rechnen wir das auf den Kreis mit etwa 140.000 Einwohnern um und runden die Einwohnerzahl der Bundesrepublik auf 80 Millionen ab, so wären das im hiesigen Kreis 52.500 Impfungen. An 20 Tagen. Das wären täglich, Sonntage mitgezählt, 2625 Impfungen. Zum Vergleich: Der Landkreis hat für zwei Wochen seiner Impfstützpunkte und der Mobilen Impfteams laut der stellvertretenden Leiterin des Gesundheitsamts, Martine Hielscher, 2500 Impfdosen bekommen, 1000 von Biontech und 1500 von Moderna.