ROTTWEIL – Am 16. Oktober ist der „World Restart a Heart Day“. Weltweit soll er das Bewusstsein für die Bedeutung stärken, die Wiederbelebungsmaßnahmen durch Laien im Fall von Herz-Kreislauf-Stillständen haben. Ziel ist es, so viele Menschen wie möglich in der Reanimation zu schulen und damit die Überlebenschancen der Betroffenen zu erhöhen.
Die Helios Klinik Rottweil lädt vom Montag, 17., bis Mittwoch, 19. Oktober, jeweils von 14 bis 17 Uhr zu Aktionstagen im Foyer des Krankenhauses ein. Dort gibt es die Möglichkeit, an Puppen zu üben, sich über das Thema Wiederbelebung sowie über den Einsatz von Defibrillatoren zu informieren und Fragen zu stellen.
Initiiert hat diese Aktionstage Thorsten Lukaschewski, Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin. Mit im Boot ist auch das DRK. Ob im OP, auf der Intensivstation oder bei der Notfallversorgung – Leben retten gehört für Ärzte und Notfallsanitäter zum täglichen Geschäft.
Doch auch die Laien sind im Ernstfall gefragt. „Rund 65 Prozent der Herz-Kreislauf-Stillstände passieren im häuslichen Umfeld“, führt Lukaschewski aus. „Und da zählt jede Minute.“
Deshalb kann sich beim Thema Wiederbelebung jeder angesprochen fühlen. „Es geht auch um die eigene Familie“, macht der Intensivmediziner klar. Er ermutigt alle, vorbeizukommen und sich drei bis fünf Minuten Zeit zu nehmen, um sein Wissen aufzufrischen, das Gefühl dafür zu bekommen, wie stark und wie schnell man drücken muss – und vor allem, um die Scheu zu verlieren, überhaupt zu handeln.
An den drei Aktionstagen sind neben Thorsten Lukaschewski auch Andrei Curelariu, Sektionsleiter Kardiologie, sowie weitere Ärzte und Pflegekräfte der Helios Klinik und zwei Notfallsanitäter des DRK für die Besucher da. „Aktuell beginnen die Laien in Deutschland bei 40 Prozent der Fälle zu reanimieren“, erklärt Lukaschewski. Sein großer Wunsch ist, dass die Bereitschaft zu reanimieren weiter steigt. Denn hinter den Zahlen verbergen sich Menschenleben.
„Mit jeder Minute, in der nicht reanimiert wird, sinkt die Überlebensrate um zehn Prozent“, betont Lukaschewski. Gleichzeitig steigt die Wahrscheinlichkeit von bleibenden Schäden. „Wenn nach sechs, sieben Minuten der Rettungswagen kommt, hat der Patient dann nur noch Überlebenschancen von 30 bis 40 Prozent“, macht der Intensivmediziner deutlich.
Doch warum trauen sich die Laien so oft nicht an die Reanimation? „Viele haben Angst, etwas falsch zu machen oder juristisch belangt zu werden, wenn sie zum Beispiel die Rippen brechen“, weiß Lukaschewski. Er macht deshalb klar: „Wenn jemand einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleidet, kann man nichts schlechter machen. Man muss sofort versuchen, die Person zu reanimieren. Nur so hat man die Chance, etwas besser zu machen.“
Ist es denn kompliziert? „Wenn man es einmal gezeigt bekommt, ist es ganz einfach. Man muss die Scheu davor verlieren, kräftig zu drücken“, erläutert Lukaschewski. Das ununterbrochene Drücken ist das Wichtigste. Wer es sich zutraut, kann auch die Mund-zu-Mund-Beatmung machen. „Es gab auch schon Schulkinder, die ihren Eltern das Leben gerettet haben“, weiß der Arzt. Die einfache Merkformel ist hier „Prüfen – rufen – drücken“.
Das Tückische an einem Herz-Kreislauf-Stillstand ist laut Lukaschewski, dass es häufig keine Vorzeichen gibt oder diese nicht wahrgenommen werden. „Er kann um drei Uhr nachts im Bett passieren, beim Abendessen oder in der Sporthalle. Man kann ihn nicht vorhersagen.“
An der Klinik hat der Ablauf der Wiederbelebungsmaßnahmen einen hohen Standardisierungsgrad, die Richtlinien werden allerdings alle fünf Jahre angepasst, überarbeitet und optimiert. „Es gibt klare Leitlinien, an die wir uns halten“, betont Lukaschewski. Was ist es für ein Gefühl, Menschenleben zu retten? „Es ist das Tollste, was man so empfinden kann in dem Augenblick“, sagt er.
Lukaschewski sieht es als eine wichtige Aufgabe an, auf das Thema aufmerksam zu machen – vor allem, weil in den vergangenen, durch Corona geprägten Jahren die Hemmschwelle nochmals gestiegen ist. Sein dringender Appell: „Kommen Sie vorbei und frischen Sie Ihr Wissen auf! Diese drei Minuten sollte das Leben eines Menschen oder sogar eines Angehörigen wert sein.“
Es sind keine Anmeldung und kein Testnachweis notwendig, da die Aktion in einem abgesperrten Bereich im Foyer der Klinik stattfindet. Es gilt die FFP2-Maskenpflicht.