ROTTWEIL – Jegliches Handeln, egal ob politisch oder privat, hat sich an Recht und Gesetz auszurichten und zu halten. Und es gilt im realen Leben wie im virtuellen. Mit der Prämisse, auf Grund dieser Vorgabe konnte der Bundestagsabgeordnete Volker Kauder bei der „Aktuellen Stunde“ der Senioren-Union in der Pizzeria „Hochbrücke“ in Rottweil manches zurechtrücken, was in einer oftmals häufig aufgeregten politischen Diskussionslage für Verwirrung und auch für Unruhe sorgt.
Vor allem aber lenkte der CDU-Politiker bei dieser morgendlichen Veranstaltung, die zu „zwei höchst aktuellen und informativen Stunden“ wurde, den Blick auf die Herausforderungen, die tatsächlich auf die Tagesordnung gehören und die ihn umtreiben: Wie können wir in diesen schwierigen Zeiten Sicherheit, Wohlstand, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit bewahren, so dass unsere Nachkommen diese Errungenschaften weitertragen können?
So bereiten ihm manche „problematische Entwicklungen“ zunehmend Sorgen: wenn wir wissen, „dass wir seit längerem schon mehr verteilen als wir uns angesichts der eingetrübten Konjunktur und der absehbaren Risiken erlauben können“, dann sei höchste Alarmstufe geboten. Risiko Brexit: alleine die Automobilindustrie werde möglicherweise Verluste in einer Höhe zwischen sieben und zehn Milliarden Euro erleiden. Dann die unabsehbaren Folgen durch den Handelskrieg zwischen den USA und China. Und wie China mit seinem riesigen Potenzial „aufdreht und sich einkauft bei uns“, durch den Bau der „neuen Seidenstraße“, durch eine ganz und gar aggressive Politik, mit ganz „anderen Wertvorstellungen als wir sie haben“, das ist mehr als beunruhigend.
Auf der anderen Seite sieht Volker Kauder im eigenen Land eine Situation vor, die mitgeprägt ist durch eklatante Versäumnisse in der Bildungspolitik, in Schule und Hochschule. „Doch wie wollen wir diese weltweiten Herausforderungen bestehen? Wir haben keine Bodenschätze, die wir einsetzen könnten. Nur mit Anstrengung, durch Intelligenz, durch Forschung und Entwicklung können wir uns behaupten!“
Und dadurch, dass wir unsere Werte aufrecht halten und erhalten. Dazu ist für ihn elementar wichtig, den respektvollen Umgang miteinander zu pflegen. Um es an einem Beispiel klar zu machen: Die Anliegen junger Leute ernst nehmen, aber – auch wenn sie massiert vorgebracht werden – auch Rechte und auf Pflichten zu betonen. Und: „Wir nehmen es nicht hin, dass manche moralisch höherwertig“ auftreten und sich so gerieren, als befänden sie sich auf der „besseren Seite.“ Vielmehr gelte: das Ringen um das Eintreten für Verbesserungen, beim Klimaschutz, bei allen Themen, die den Menschen wichtig sind.
Einmal mehr betonte Volker Kauder den Wert und die Bedeutung des eigenen Markenkerns, der Richtschnur, „die uns leitet“. Wenige Wochen vor seinem Tode habe ihm der frühere CDU-Generalsekretär Heiner Geißler ans Herz gelegt, das „C“ nicht zu vergessen, beschrieb Volker Kauder das ureigene, zentrale Anliegen. „Wir machen Politik auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes.“ Und daraus leite sich alles ab, „auch dass wir denen helfen, die es notwendig haben, aber keine sozialen Wohltaten nach der Gießkanne verteilen, wie dies die SPD will.“ Denn dass dieses genau so ungerecht sei wie wenn die Urheber von geistigem Eigentum dieses umsonst zur Verfügung stellen müssten, fand gleichermaßen die Zustimmung der Teilnehmer dieser „Matinee“, die geprägt war von sehr nachdenklichen, an Grundsätzen orientierten Gedanken.
Die sehr intensiv geführte Debatte der Senioren-Union mit dem langjährigen Unionsfraktionschef unter Leitung des Kreisvorsitzenden Karl-Heinz Glowalla stand nicht zuletzt unter der Frage: „Was hält unser Land zusammen?“ Die Antwort leitete sich gewissermaßen ab aus der Summe der in der Veranstaltung angesprochenen zahlreichen Facetten. Nicht zuletzt auch daraus, was Volker Kauder unter Betrachtung so manch aufgeregter Diskussion in der Öffentlichkeit so formulierte: „Wenn ich von anderen etwas verlange oder erwarte, dann muss ich immer genau darauf achten, wie ich selber handle und agiere.“ Weil Glaubwürdigkeit und Authentizität mit zu den wesentlichen Bereichen gehörten, die ein gutes Miteinander ermöglichten. Was zu den anfangs beschriebenen Grundsätzen gehört: „Diese wollen und müssen wir uns erhalten. Denn wir wollen nicht zum Spielball von anderen machen lassen, die ganz andere Wertvorstellungen haben als wir.“