Montag, 4. Dezember 2023
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Alle negativ: Corona-Ausbruch am Rottweiler Krankenhaus ist überwunden

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Nun ist es laut einer Pressemitteilung von Helios amtlich: Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Rottweiler Klinik sind Corona-negativ. “Die gute Nachricht kam indirekt vom Landesgesundheitsamt, das die rund 400 Proben der letzten Abstrich-Aktion im landeseigenen Labor in Stuttgart ausgewertet hat”, teilt eine Sprecherin mit.

Seit Mitte Februar haben die Beschäftigten der Helios Klinik Rottweil einen Corona-Abstrich-Marathon hinter sich. Nach einem Ausbruch auf der Intensivstation, ausgelöst durch einen unerkannt mit SARS-Cov2 infizierten Patienten, war das gesamte Personal getestet worden – zunächst auf Veranlassung der Klinik selbst, anschließend auf Veranlassung des Gesundheitsamtes. Zur Auswertung wurden die Abstriche an ein spezialisiertes externes Labor geschickt. Dabei ergaben sich einige klar positive Befunde, die betreffenden Personen wurden sofort in Quarantäne geschickt. Das teilt Helios in einer Pressemitteilung mit.

„Auffällig waren aus unserer Sicht jedoch die zusätzlich vielen positiven Befunde, von denen die große Mehrzahl sehr hohe Ct-Werte aufwies“ fasst PD Dr. Miriam Stengel, Ärztliche Direktorin der Helios Klinik Rottweil, zusammen. Der Ct-Wert einer Laborprobe sagt etwas darüber aus, wie viel Virus in der Probe enthalten ist (siehe unten).

So waren unter anderem Beschäftigte als positiv eingestuft worden, die erst im Dezember an Covid-19 erkrankt und damals in Quarantäne gewesen waren. Prof. Dr. Lars Alexander Schneider, stellvertretender Ärztlicher Direktor, beschreibt die Situation im Februar: „Je mehr wir getestet haben, desto mehr fraglich positive Befunde oder positive Befunde mit sehr hohen Ct-Werten bekamen wir.“ Für die Ärzte ergab sich aus den Laborwerten kein schlüssiges Bild, zumal die meisten Personen keinerlei Symptome aufwiesen. „Diese Ergebnisse haben überhaupt nicht zur Realität gepasst, denn wir hätten schon rein rechnerisch bei so vielen Corona-Infizierten deutlich mehr Erkrankte haben müssen“, sagt Schneider.

Für die Klinik hatten die Ergebnisse dennoch Folgen: Das gesamte Personal wurde Mitte Februar vom Rottweiler Gesundheitsamt wegen der unklaren Situation als Kontaktperson 1 eingestuft, von den Familienangehörigen abgesondert und in Pendlerquarantäne geschickt. Alle Mitarbeitenden mit positiven Befunden jeglicher Art mussten in häusliche Quarantäne; fraglich Positive konnten individuell freigetestet werden. Auf Anordnung des Ordnungsamtes wurde die medizinische Versorgung ausschließlich auf Notfälle begrenzt. Mitarbeitende, die in anderen Landkreisen wohnten, wurden von ihren Ordnungsämtern aufgrund ihrer Befunde allerdings nicht in Quarantäne geschickt, weil die dortigen Ämter die Ergebnisse anders interpretierten.

Prof. Dr. Schneider: „Eine Ärztin aus meinem Team war ebenfalls von einem fraglich positiven Befund betroffen und deshalb in Quarantäne. Sie hat von Ihrem Gesundheitsamt nach einem zweiten Test dann folgende Mail erhalten: „Das Ergebnis war negativ, der initiale Befund hat sich nicht bestätigt. In der Zusammenschau halten wir die Quarantäne nicht für gerechtfertigt. Wir werden die Ordnungsbehörde entsprechend informieren.“

Klinikgeschäftsführer Tobias Grundmann: „Ich bin dem Rottweiler Gesundheitsamt sehr dankbar, dass es in der letzten Woche nochmals eine konzertierte Testung befürwortet hat, damit wir Klarheit bekommen“. Fast 400 Klinikbeschäftigte ließen sich erneut abstreichen, und diesmal gingen die Proben direkt ins Labor des Landesgesundheitsamtes nach Stuttgart.

Ende letzter Woche dann die gute Nachricht vom Rottweiler Gesundheitsamt in Form einer Mail: „Von 398 getesteten Mitarbeitern wurden 7 Mitarbeiter positiv auf SARS-CoV2 getestet. Die Ergebnisse der positiv auf SARS-CoV2 getesteten Mitarbeiter weisen Ct-Werte zwischen 33,05 und 38,23 auf und werden vom Landesgesundheitsamt Stuttgart als nicht mehr infektiös eingestuft.“ Das heißt für die Klinik: Alle Getesteten werden als negativ eingestuft.

Wie funktioniert die PCR?

PCR-Tests haben allesamt das gleiche Wirkungsprinzip: Zum Nachweis eines bestimmten Virus wird Virusmaterial vervielfältigt. Beim Corona-PCR-Test werden dabei immer zwei unterschiedliche Genregionen des Virus untersucht.

Die Vervielfältigungs-Zyklen geben an, wieviel Ausgangsmaterial, also wieviel Virus in der Probe vorhanden ist: Je weniger Zyklen es braucht, desto größer ist die Virusmenge. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass bei einer sehr geringen Virusmenge viele Zyklen notwendig sind, um das Virus zu vervielfältigen und somit nachzuweisen.

Die Anzahl der Zyklen heißt Ct-Wert, was sich vom englischen „cycle threshold“ ableitet – der Schwelle, ab wann Virus nachgewiesen wird. Je höher der Ct-Wert ist, desto weniger Virusmaterial befand sich in der Probe; je niedriger der Ct-Wert, desto mehr Ausgangsvirus ist vorhanden. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts lässt sich aus Proben mit einem Ct-Wert über 26 im von der Helios Klinik Rottweil beauftragten Labor in Laborversuchen kein Virus mehr anzüchten, die Virusmenge liegt unter einer Million Kopien pro Milliliter.

Die PCR ist folglich eine sehr akkurate Methode, kleinste Spuren der Virus-DNA, also dem Genmaterial des Erregers, zu finden. Die PCR weist dabei sowohl lebende Viren nach als auch Virusteile.

Die Ursachen für einen hohen Ct-Wert können vielschichtig sein: abklingende oder beginnende Infektionen (mit erst wenigen Viren), schlechte Abstriche, eine zu lange Transportzeit des Probenmaterials. Ein hoher Ct-Wert kann jedoch auch bei schweren Infektionen auftauchen, bei denen die Viren vom Rachen des Patienten bereits in dessen Lunge gewandert sind.

Fraglich positiver Befund

Im abgebildeten Befund erkennt man die beiden Genregionen, die untersucht wurden: Das E-Gen, das einen Ct-Wert von 36,3 aufweist, sowie das orf-Gen, das nicht nachgewiesen werden konnte und deshalb negativ bescheinigt wird. Befunde wie dieser gelten als fraglich positiv; zur Kontrolle sollte ein weiterer Abstrich erfolgen.

Pressemitteilung (pm)
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Kommentare zu diesem Beitrag

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  1. Da muss man als Biochemiker mal was präzisieren.

    Beim PCR-Test wird kein “Virusmaterial vervielfältigt”. Sondern es werden, soweit in der Probe vorhanden, bestimmte Teile des Erbguts vervielfältigt. (Coronaviren sind übrigens RNA-Viren). Es handelt sich um Abschnitte im Genom, die für das neue Coronavirus SARS-CoV-2 typisch sind und damit eine Unterscheidung zu den ohnehin beim Menschen sonst noch vorkommenden Coronaviren ermöglichen.

    Der Test ist daher kein Virusnachweis (!!!!), sondern ein Nachweis typischer Genabschnitte. Erst recht kein Nachweis dafür, dass der Patient infektiös ist. Einen solchen Test haben wir bis dato leider nicht.

    Es ist, wie wenn man mit einer Drohne, die einen Sensor für Störungen des Erdmagnetfelds mitführt, über ein Schlachtfeld fliegen würde: Der abgeschossene Panzer gibt genauso ein Signal wie der einsatzfähige. Verbliebene Einsatzstärken kann man damit nicht bestimmen.

    Wenn man sich anschaut, was in den vergangenen Monaten über das Virus publiziert wurde, so scheint folgender Ablauf gesichert:

    Das Virus erreicht über Aerosole (Einatmen) den Rachen, dort befindet sich die erste Verteidigungslinie. Immunglobuline vom Typ IgA und zelluläre Abwehr treten in Aktion und versuchen, den Angriff abzuwehren.

    Einmal, weil sie das Virus als körperfremdes Material erkennen, weiterhin, weil wahrscheinlich ein hoher Anteil der Bevölkerung wegen früherer Infektionen mit den klassischen Coronaviren wenigstens über eine Teilimmunität verfügt. Eine amerikanische Forschungsgruppe hat festgestellt, dass bei untersuchten Kohorten zwischen 20 und 50 % der untersuchten Menschen diese Teilimmunität aufwies, insbesondere auch der zellulären (T-Zell-vermittelten) Abwehr. Dies ist für mich auch die Erklärung für das Phänomen, dass sich dieses Virus eigentlich relativ langsam ausbreitet, im Vergleich zu theoretisch durchspielbaren Szenarien, etwa bei Influenza oder Vogelgrippe bzw. Chimären, wo es im apokalyptischen Extremfall keinen Lockdown mehr geben würde, weil nach wenigen Tagen eh alles zusammenbricht….

    Diese Abwehr führt zu einer physischen Zerstörung des Virus und infizierter Zellen, die Trümmer sind aber teilweise nachweisbar, eventuell noch tagelang vorhanden, auf Grund der hohen Empfindlichkeit des PCR-Verfahrens ist das eben die Virus-RNA bzw. deren Bruchstücke. Sicher sind auch noch Hüllproteine vorhanden, ob ganz oder in Bruchstücken, deren Nachweis ist jedoch nicht möglich, weil es für Proteine keine so empfindlichen Nachweismethoden wie für DNA/RNA gibt. Infektiös ist das alles nicht. Infektiös ist nur ein intaktes Virus: Plusstrang RNA , umhüllt mit Membran, in der die Hüllproteine eingelagert sind, die für das “Andocken” an den ACE2-Rezeptor unserer Zellen nötig sind. Und das muss als Aerosol ausgeatmet werden.

    Geht dieses Gefecht verloren, etwa weil das Virus in großer Menge eingeatmet wurde, und/oder weil das Immunsystem des Patienten alters- oder krankheitsbedingt nicht mehr so leistungsfähig ist, bricht es in die Lunge durch, von da an wird es kritisch, auch wegen Überreaktionen des Immunsystems (“Zytokinsturm”, teilweise durch Dexamethason behandelbar).

    Das “Kratzen im Hals”, das Mitarbeiter der Klinik verspürten, würde ich mal in Analogie zur Panzerschlacht als den “Gefechtslärm des Immunsystems” bezeichnen. Auch eine leichte Temperaturerhöhung ist ein (gutes) Zeichen für die Tätigkeit der Abwehrtruppen.

    Von fachlicher Seite wurde schon vorgeschlagen, Positiv-Tests mit mehr als 25 Vermehrungszyklen nicht mehr als infektiös zu betrachten und Betroffene nicht in Quarantäne zu schicken – so sie sonst symptomlos sind. Vergeblich. Wobei man auch die Zahl 25 noch diskutieren könnte, angesichts der Empfindlichkeit des Verfahrens. Nach meinem Kenntnisstand wurde diese Frage bisher nicht untersucht, dabei ist die Pandemie jetzt ein Jahr alt!

    Allgemein hat die Bioanalytik in den vergangenen 30 Jahren eine Empfindlichkeit erreicht, dass man nicht mehr in jedem Fall sicher weiß, ob das, was man da misst, überhaupt relevant ist.

    Aber leider ist eine sachliche Diskussion nicht möglich, jeder der auch nur geringste Zweifel an der “herrschenden Meinung” – ein Juristenbegriff – äußert, wird den Covidioten und Coronaleugnern zugezählt. Es zählt nur die Meinung bestimmter Virologen, und die auch nur dann, wenn es in den Kram passt – siehe Herr Prof. Drosten zu Ansteckung unter freiem Himmel. Das ist das Gegenteil von Wissenschaft, die vom kritischen Diskurs lebt.

    Dabei wäre es aus ökonomischer wie sozialer Sicht wichtig, die tatsächlich gefährlichen, weil infektiösen, Menschen von denen zu trennen, die nur attackiert wurden, den Angriff aber erfolgreich abgewehrt haben.

    Noch einmal: Es geht mir nicht um die Verharmlosung des Virus, sondern um einen möglichst effektiven Umgang mit der Pandemie, der Konzentration der Mittel, deren effektiven Einsatz und der Begrenzung der ohnehin gigantischen Schäden – das dicke Ende wird erst noch kommen!