ROTTWEIL – Eine ganztägige Studienfahrt nach Speyer haben die Klassen 8a und 8b des Albertus-Magnus-Gymnasiums zur anschaulichen Ergänzung und Vertiefung der Kenntnisse in Geschichte, Kunst- und Kulturgeschichte unternommen.
Geleitet wurde die Fahrt von Veronika Heckmann-Hageloch, Kunsterzieherin der Klassen im ersten Schulhalbjahr, und begleitet von weiteren Lehrkräften: Michaela Heimers, Petra Schad, Matthias Schnepf und Fritz Knoll-Schöne. Der Besuch im Historischen Museum der Pfalz war zunächst der ständigen Sammlung gewidmet. In der Abteilung „Römer in der Pfalz“ konnten die Rekonstruktionen eines römischen Wohnzimmers und einer Küche einen Eindruck vermittlen, wie die Römer vor 2000 Jahren gelebt haben. Römische Originale, wie Gläser, Keramik und kleinformatige Bronzefiguren sowie Steinobjekte, waren außerdem zu sehen.
Ein Stück rekonstruierter mittelalterlicher Dombaustelle, Computeranimationsfilme zur Domgeschichte mit der weitgehend verschwundenen Ausmalung des 19. Jahrhunderts und der Domschatz, u.a. mit den Grabkronen der salischen Kaiser, die im Dom bestattet sind, führten hin zur Besichtigung des Domes. Schon lange zählt der Dom von Speyer zu den UNESCO-Welterbestätten. Über Jahrhunderte war der Dom die größte Kirche der Christenheit und beeindruckt noch heute in seiner klaren romanischen Formensprache und seine außergewöhnlichen Schönheit von außen und innen.
Erstmals in der Baugeschichte seit der römischen Antike war hier das Mittelschiff eines Bauwerkes mit einem Gewölbe in derartigen Ausmaßen versehen worden. Die Wölbung veranlasst hatte der Salier-Kaiser Heinrich IV., der zu seinem Gang nach Canossa von Speyer aus aufgebrochen war. Kunsthistorisch wird der Beginn der Epoche Romanik mit dieser Einwölbung und der Domweihe im Jahre 1061 angesetzt. Da die Weihnachtszeit noch nicht vorbei war, konnte sogar die durchaus imposante Krippenlandschaft mit großen Ölbäumen und plätscherndem Wasser bewundert werden.
In einer frühromanischen Doppelkapelle wird an Edith Stein erinnert, die jüdische Philosophin, die sich als Jugendliche vom jüdischen Glauben abgewandt und sich selbst als Atheistin bezeichnet hatte. Ihre Suche nach Wahrheit führte dazu, dass sie sich taufen ließ. In Speyer hat sie die Firmung empfangen und wirkte in der Stadt sieben Jahre als Lehrerin. Später wurde sie von den Nazis verfolgt und in Auschwitz ermordet. Gerade in der Woche, in der an die Befreiung von Auschwitz vor 75 Jahren erinnert wurde, war diese Lebensgeschichte besonders berührend und das „Nie wieder!“ bleibt als Mahnung.
Die Krypta, die schon 1041 Konrad II., der erste Salier auf dem Kaiserthron, bauen ließ, wirkt wie eine eigene Kirche mit ihren zahlreichen Säulen und den rot-gelb gestreiften Gurtbögen. In der 1906 neu angelegten Grablege befinden sich die Gräber von acht deutschen Kaisern und Königen, darunter auch des ersten Habsburgers, Rudolf. Das Grabrelief von 1280 mit der Darstellung des Königs Rudolf von Habsburg zeigt erstmals wieder seit der Antike eine gewisse Porträthaftigkeit. Rudolfs Sohn Albrecht von Österreich ist ebenfalls im Dom bestattet. Er war in der Nähe von Brugg, der schweizer Partnerstadt von Rottweil, ermordet worden und seine Witwe ließ dort das Kloster Königsfelden mit einem Glasmalerei-Zyklus aus der Zeit um 1340 erbauen.
Beim Blick auf die wesentlich durch barocke Bauten geprägte Stadt Speyer fiel auch der markante „Domnapf“ auf, eine große mittelalterliche Steinschale, die auch heute noch zu besonderen Anlässen mit 1580 Litern Wein gefüllt wird. Eine ausgiebige Mittagspause bot Gelegenheit, die Schönheit der Stadt auf eigenen Wegen zu erkunden. Zu einem Besuch der Dreifaltigkeitskirche fanden sich dann alle ein, um diesen besonderen Bau zu besichtigen. Als protestantische Kirche in der Barockzeit mit zahlreichen Gemälden erbaut, waren die Unterschiede zur spätbarocken Predigerkirche in Rottweil sinnenfällig.
Auf dem Weg zum Historischen Museum konnte ein kurzer Blick auf die seit dem 17. Jahrhundert nur als Ruine stehenden Reste der Synagoge geworfen werden. Mit Worms und Mainz gehörte Speyer zu den „SCHUM“-Städten im Frühmittelalter, in denen ein blühendes jüdisches Leben möglich war. Im Historischen Museum standen anschließend die Führungen in zwei Gruppen, geleitet von Arne Trautmann und Petra Henke-Nipp, durch die Sonderausstellung zur Geschichte der Medizin „Medicus- Die Macht des Wissens“ auf dem Programm. Das Museum ist für seine besonders anschaulich inszenierten Ausstellungspräsentationen deutschlandweit berühmt. Dass dadurch gerade auch junge Leute angesprochen werden können, zeigten die sehr interessierten Rottweiler AMG-Schülerinnen und -Schüler.