ROTTWEIL – Die Box mit den Desinfektionstüchern gehört für Michaela Schubert bis auf Weiteres zum Unterricht, wenn am heutigen Montag die Berufsfachschule für Pflege in der Helios Klinik Rottweil wieder für die Azubis öffnet. Sechs Wochen haben die Schulleiterin und ihre Kolleginnen den Fachunterricht per E-Learning organisiert, dank bereits vorhandener digitaler Helios-Lernplattformen. Trotzdem war’s eine Herausforderung für die Lehrkräfte – und für die Schüler.
„Wir freuen uns natürlich darauf, die Schüler wieder persönlich im Hörsaal zu haben“ sagt Michaela Schubert. In den letzten Wochen war das Schulteam mit den Pflegeschülerinnen und -schülern über die Helios Lernbar verbunden, eine Plattform, die es bei Helios schon lange gibt und die nun unkompliziert fürs E-Learning genutzt werden konnte. Der Vorteil: Schüler wie Lehrer kennen die Lernbar bereits, können mit dem Tool umgehen und konnten sich so schneller auf die neue Art des Lernens einstellen. Da alle Pflege-Azubis bei Helios ohnehin mit einem Laptop ausgestattet sind, hat auch jeder die nötigen technischen Voraussetzungen für den Zugriff.
Besonders im Fokus der letzten Wochen stand der Oberkurs, bei dem ab Juli die Prüfungen anstehen. Zusätzlich zu ihrem Einsatz auf Station hätten die Schüler eigentlich einen Studientag pro Woche in der Schule gehabt, um sich intensiv auf das Examen vorzubereiten. Der fand nun digital statt. Susanne Lammert und Maren Schwarz werden ab Juli ihre Prüfungen ablegen. Wie haben sie das E-Learning empfunden? Susanne Lammert: „Das Gute daran ist, dass ich mir meine Zeit selbst einteilen kann, selbst entscheide, wann ich die Aufgaben, die uns zugeschickt werden, erledige, und wann ich mich anderen Verpflichtungen widme“. Ihre Kollegin Maren Schwarz ergänzt: „Wir konnten uns in diesem Portal untereinander austauschen und unsere Lehrer hatten ein offenes Ohr. Und auch die Ärzte, also unsere Dozenten, haben sich große Mühe gegeben, uns die Inhalte zur Verfügung zu stellen.“ In einem Punkt sind sich die beiden absolut einig: „Für eine gewisse Zeit ist das E-Learning eine gute Möglichkeit, am Ball zu bleiben – aber auf Dauer fühlen wir uns damit nicht ausreichend vorbereitet, denn es fehlt der persönliche Kontakt zu Lehrern und Kurskollegen“.
Michaela Schubert und ihre Kolleginnen haben sich indes einiges einfallen lassen, um die Theoriestunden mit bis dahin unbekannten Tools inhaltlich anzureichern. Im regelmäßigen „Talk mit Schubert“ konnten die Schülerinnen und Schüler ihre Fragen stellen, eigens kreierte Kreuzworträtseln vermittelten verschiedene Fachbegriffe zu einzelnen Themenblöcken. Der Unterkurs, der ohne Corona regelhaft Blockunterricht in der Schule gehabt hätte, war nun fünf Wochen komplett daheim. Um das Lernen etwas anders zu gestalten, bekamen die Azubis eine besondere Aufgabe: Sie sollten ein Wiki mit den derzeitigen Lerninhalten erstellen. Schubert: „Das war natürlich etwas ganz Neues, sowohl für uns als auch für die Schüler, und auch aufwendig, aber es hat sich für alle gelohnt!“
Die aktuelle Situation hat dem E-Learning bei Helios notgedrungen einen großen Schub verliehen – und auch neue Chancen eröffnet. Regelmäßig telefonieren Michaela Schubert und ihre Kolleginnen und Kollegen aus dem ganzen Bundesgebiet miteinander, um sich abzustimmen und Erfahrungen auszutauschen. Zudem werden alle Lehrkräfte intensiv für das E-Learning geschult. Davon will Helios auch langfristig profitieren, künftig generell vernetzter arbeiten und die Auszubildenden mit innovativen Lehr- und Lernmethoden begleiten.
Dabei ist Michaela Schubert das Wort „begleiten“ wichtig: „Ich denke, sicheres Lernen erfordert auch weiterhin den persönlichen Kontakt – wir sollten uns nicht nur auf der rein kognitiven Ebene begegnen, sondern auch auf der emotionalen.“ Deshalb freut sie sich, wie Susanne Lammer und Maren Schwarz, auf Montag, wenn sich die Hörsäle in der Pflegeschule wieder mit Leben füllen. Auch, wenn zu ihren Aufgaben ab sofort die regelmäßige Desinfektion der Tische, Stühle und Türklinken gehört. Der nötige Abstand im Hörsaal ist gewährleistet, Platz gibt’s genug, und für die Maskenpflicht im Unterricht bekommt jeder Pflege-Azubi zwei waschbare Alltagsmasken.