Nach dem Ausfall des Besucheraufzugs im Thyssen-Krupp-Aufzugstestturm (ausgerechnet; die NRWZ berichtete exklusiv) am Samstag läuft alles wieder normal. Das bestätigte eine Sprecherin des Konzerns. Zugleich aber blieben ein paar Fragen offen. Diese beantwortete sie.
Samstagmittag zur besten Besuchszeit: Der Panoramaaufzug, der Besucher zur Aussichtsplattform im Rottweiler Aussichtstestturm bringen sollte, streikte. Die Besucherplattform wurde evakuiert. Besucher haben zur Schadensbegrenzung ein Freiticket erhalten.Was in unserem Beitrag vom Samstag noch unbeantwortet geblieben ist, haben wir nun eine Sprecherin von Thyssen-Krupp-Elevator gefragt.
Was war eigentlich der Grund dafür, dass der Panoramaaufzug gestreikt hat?
Der Panoramaaufzug hat ein Fehlersignal erhalten – und dann getan, was er in einer solchen Situation tun soll: im Erdgeschoss halten, keine Gäste mehr aufnehmen. Der Techniker, der eine Stunde später eintraf, hat die gesamte Anlage überprüft – die Fehlermeldung war ein falsches Signal, ein tatsächlicher Defekt lag gar nicht vor. Die Anlage wurde neu gestartet und fährt seitdem wieder problemlos. Schon Sonntag war sie wieder im Einsatz.
Laut Informationen der NRWZ sind die Besucher – darunter eine hochschwangere Frau und eine 70-jährige Senioren – nicht etwa mit dem Feuerwehraufzug evakuiert worden, sondern über die gut 1600 Stufen zählende Treppe. Ist der Panoramaaufzug der einzige im Testturm, in dem Besucher von der Plattform zum Boden transportiert werden können? Warum nicht etwa im Feuerwehraufzug? Gibt es zum Besucheraufzug keine Alternative?
Grundsätzlich ist in Fällen wie am Samstag unser vorrangiger Evakuierungsweg das Treppenhaus. Der Feuerwehraufzug ist den Rettungskräften und den Technikern vorbehalten, damit nach einem Störungsfall schnell wieder Normalbetrieb hergestellt werden kann bzw. Rettungseinsätze möglich sind. Die ersten Personen, die besonders hilfebedürftig waren, wurden am Samstag per Feuerwehraufzug zurück ins Erdgeschoss transportiert. Parallel begannen die Sicherheitskräfte aber damit, andere Gäste übers Treppenhaus zu evakuieren. Zum Glück kommt ein solcher technischer Störfall nicht häufig vor nicht – und wir bedauern, dass die Gäste, die die Plattform zu Fuß übers Treppenhaus verlassen mussten, solchen Umständen ausgesetzt waren.
Eine Leserin schreibt: „Wir hatten die Wahl, ob wir die Treppen nehmen oder den Feuerwehraufzug. Die Treppe war im Nachhinein für alle die bessere Option“ – das gilt offenbar auch für eine 70-jährige Senioren und eine hochschwangere Frau, die hinab gestiegen sind. Ist der Feuerwehraufzug so ein wackeliges, angsteinflößendes Teil?
Nein, der Feuerwehraufzug ist genauso so sicher wie der Panoramaaufzug und wird für die Techniker und die ggf. notwendigen Einsatzrettungskräfte freigehalten, damit ein schneller und sicherer Betrieb im Testturm wieder hergestellt werden kann.
Thyssen-Krupp-Elevator hat eine Technologie entwickelt, die den Aufzug einen Ausfall ankündigen lassen kann. Wie heißt diese? Und ist es wahr, dass diese Technologie *nicht* im Besucheraufzug im Testturm eingesetzt ist? Wenn ja: warum nicht?
Sie meinen „MAX“ unser vorausschauendes Servicetool. Hier können unsere Servicetechniker erkennen, wann eine Wartung und ggf. der präventive Tausch von Teilen notwendig ist. Bei dem aktuellen Fall hatten wir ein Fehlsignal, welches sich nicht angekündigt hat. Heißt: Die Fehlermeldung war ein falsches Signal, ein tatsächlicher Defekt lag nicht vor. MAX erkennt allerdings nur echte Defekte, die sich ankündigen könnten.
Ist Ihr „MAX“ nun im Panoramaaufzug verbaut oder nicht?
Ja, der Panoramaaufzug am Testturm ist an MAX angeschlossen; allerdings hilft MAX nur bei der vorauschauenden Wartung – er kann keine Fehlsignale prognostizieren. Insofern hätte der Ausfall am Samstag auch von MAX nicht verhindert werden können.
Im Testturm ist angeblich immer ein Techniker zugegen, der den Besucheraufzug im Zweifelsfall reparieren kann. Dieser Techniker soll Samstag nicht da gewesen sein. Stimmt das? Wo war er?
Wenn nachts oder an einem Wochenende Einsätze für unsere Servicetechniker anstehen, dann werden diese über unsere Rufbereitschaftszentrale informiert. Je nachdem, wo sich der Servicetechniker befindet, hat er eine Wegstrecke zum jeweiligen Einsatzort zurückzulegen. Das benötigt Zeit.
Nach Informationen der NRWZ ist der Besucheraufzug am Samstag um 14 Uhr im Erdgeschoss stehen geblieben. Eine Stunde später, um 15 Uhr, traf der Techniker ein. Er kam da gerade von einem Notfalleinsatz mit eingeschlossener Person anderswo. Kurz nach 18 Uhr fuhr der Panoramaaufzug wieder. Seither läuft alles reibungslos. Bereits da, aber auch am Sonntag sind Besucher mit ihm hoch und wieder hinab transportiert worden.
Wenn Sie nun Rollstuhlfahrer auf der Besucherplattform haben und einen Ausfall des Besucheraufzugs – wie gehen Sie dann vor?
Rollstuhlfahrer werden durch unser Personal vor Ort mit einem speziellen Evakuierungsstuhl nach unten transportiert, ebenfalls über das Treppenhaus. Sofern wir die Möglichkeit haben, auch über den Feuerwehraufzug. Dieser hat in einer ersten Fahrt am Samstag auch Hilfsbedürftige nach unten transportiert, wurde dann aber für die Techniker und die ggf. notwendigen Rettungseinsatzkräfte freigehalten.
Nicht alle hilfebedürftigen Personen sind mit dem Feuerwehraufzug gefahren. Und selbst für gesunde, kräftige Besucher war der Evakuierungsweg durch das Treppenhaus eine Herausforderung – das wissen wir. Wie wir eine solche Situation in Zukunft komfortabler lösen können, prüfen wir derzeit. Eines ist allerdings sicher: Es kann im Testturm – wie in jedem hohen Gebäude – immer Szenarien geben, die eine Evakuierung über das Treppenhaus erforderlich machen. Seit Eröffnung der Besucherplattform im Oktober sind über 45.000 Gäste zuverlässig hoch und runter transportiert worden – daher sind wir optimistisch, dass der Ernstfall auch weiterhin die absolute Ausnahme bleibt. Nur ganz ausschließen – so gern wir das hätten – können wir ihn nicht.