ROTTWEIL – Else Maria Larsson war eine echte Kämpfernatur. Genau 60 Jahre ist es her, dass sie am Krankenbett ihres herzkranken Mannes saß und nicht akzeptieren konnte, dass er mit 43 Jahren sterben sollte. Warum die Hartnäckigkeit von Else Maria Larsson nicht nur ihrem Mann das Leben gerettet hat, sondern bis heute in der Medizin nachwirkt, erzählt Chefarzt Dr. Martin Maunz aus der Helios Klinik Rottweil anlässlich der bevorstehenden bundesweiten Herzwochen.
Im Oktober 1958 lag Arne Larsson im Sterben. Seine Frau Else weigerte sich, das zu akzeptieren. Sie hatte nämlich gehört, dass es in dem Stockholmer Krankenhaus einen Arzt und einen Ingenieur gab, die bereits seit längerer Zeit mit Schrittmachern für das Herz experimentierten – wenn auch ausschließlich an Tieren. In dem Wissen, nichts mehr verlieren zu können, überzeugte die verzweifelte Ehefrau die beiden Spezialisten, ihrem Mann einen Schrittmacher einzusetzen.
Dr. Martin Maunz, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I in der Helios Klinik Rottweil, ist als Herzspezialist bis heute von dieser Geschichte fasziniert. „Man muss sich das einmal vorstellen: Der Ingenieur Rune Elmqvist lötete eine Platine zusammen, steckte sie in eine Schuhcremedose und goss Epoxidharz in diese Form.“ Fertig war der Schrittmacher, und Chirurg Ake Senning implantierte die gewagte Konstruktion, aus der zwei Kabel hingen, in den herzkranken Patienten. Er befestigte die beiden Elektroden am Herzmuskel von Arne Larsson, dessen Herz daraufhin wieder regelmäßig schlug.
„Allerdings nicht lange“ berichtet Dr. Maunz. Der Schrittmacher versagte schon am ersten Tag seinen Dienst, und so wurde Arne Larsson ein Ersatzgerät eingesetzt. „Dem Patient ging es umgehend besser, aber die Technik war natürlich längst nicht so ausgereift wie heute“ beschreibt der Herzspezialist den Schrittmacher der ersten Generation. „Der Taktgeber funktionierte nur 20 Minuten zuverlässig, dann musste der Patient quasi wieder an die Steckdose, um den Schrittmacher aufzuladen“ so Martin Maunz.
Moderne Herzschrittmacher, wie sie Dr. Maunz seinen Patientinnen und Patienten in der Helios Klinik Rottweil heute einsetzt, sind dagegen wahre technische Wunderwerke. Die Batterien halten bis zu 15 Jahren, und die kleinen Geräte wiegen nur noch 30 Gramm. Sie werden den Patienten unterhalb des Schlüsselbeins eingesetzt, das Kabel wird über die Vene ins Herz eingeführt, große Schnitte gehören der der Vergangenheit an.
Arne Larsson hat in seinem Leben insgesamt 26 Herzschrittmacher implantiert bekommen. Er starb im Alter von 86 Jahren an Krebs – und überlebte damit sowohl seinen Chirurgen als auch seinen Elektroingenieur.
Rund ums Thema Herz drehen sich alljährlich die bundesweiten Herzwochen. Die Helios Klinik Rottweil wird sich daran wieder mit zwei Veranstaltungen beteiligen – am 15. November im „Haus am Adlerbrunnen“ in Dunningen und am 29. November im InJoy in Sulz. Die Informationsabende, bei denen Chefarzt Dr. Martin sowie Dr. Christian Holzhüter, Kardiologe und Internist aus Rottweil, gemeinsam referieren werden, stehen unter dem Motto „Herz außer Takt“. Die beiden Spezialisten werden in ihren Vorträgen auf das Thema Herzrhythmusstörungen, deren Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten eingehen. Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 19:00 Uhr, der Eintritt ist frei.