ROTTWEIL – Die neue Begegnungsstätte im ehemaligen Gasthaus Hasen wurde am Freitagabend eröffnet. Von den Ehrenamtlichen des Freundeskreis Asyl aufwändig renoviert, gibt es hier nun Platz für zahlreiche Angebote, von Handarbeitstreffs über Hausaufgabenbetreuung bis zu Sprachkursen und Beratungsangeboten.
Zur Eröffnung war Manfred Kiewald geladen, der Psychologe arbeitet für den Verein Refugio in Villingen und hilft traumatisierten Flüchtlingen. Er berichtete von Kindern, die nicht mehr schlafen können, von Menschen, die unter starken Kopfschmerzen und Atemnot bis hin zu dem Gefühl, erwürgt zu werden, leiden. Folgen von schrecklichen Erfahrungen im Herkunftsland und auf der Flucht, viele junge Männer seien geflohen, weil sie nicht für die IS kämpfen wollten und deshalb selbst oder ihre Familien mit dem Tod bedroht wurden.
Erzählte von Wegen durch die Sahara, bei der andere Flüchtende verdursteten oder von den Schleppern einfach erschossen wurden, von Gefängnissen in Libyen, von Vergewaltigungen und Mißbrauch. Und von teils miserablen Wohnbedingen in Deutschland, „ich hab mich oft gewundert, wie gut sie das wegstecken!“ Aber auch Behördenwillkür, von weggebrochenen sozialen Bindungen, fehlendem Selbstwertgefühl und Lebenswillen, so höre er oft, „meine Familie ist tot, warum soll ich leben?“ oder „Ich bin nichts mehr!“ Aber auch große Einsamkeit mache den Menschen zu schaffen.
Mit Psychotherapie könne man den Menschen gut helfen, so Kiewald, und das sei sofort nötig, nicht erst, wenn der Asylantrag bewilligt sei. „Sonst besteht die Gefahr weiterer Störungen!“ Er erlebe bei diesen Menschen eine hohe Bereitschaft, sich zu integrieren, große Dankbarkeit und religiöse Toleranz. Und einfach nur den Wunsch, endlich in Frieden leben zu können.
Christoph Frank vom Freundeskreis dankte anschließend Ursula Schullerus, Max Burger und Jörg Gronmayer für ihren großen Einsatz für die neue Begegnungsstätte, aber auch der Familie Blessing, der die ehemalige Gaststätte gehört und die das Projekt sehr unterstützen. Und eröffnete dann das Buffet mit Leckereien von Flüchtlingsfrauen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Gefeiert wurde auch am Sonntag unter anderem mit Einlagen von Christoph Franks Zauberbühne und vielen guten Begegnungen und Gesprächen.