Die Fasnet fesselt die Rottweiler. Wie sehr, dass konnte man unter anderem vergangenen Sonntag erleben: Hunderte haben sich mittlerweile in der Hauptgeschäftsstelle der Volksbank gedrängt – um die Ausstellung zum Schnitz- und Fassmaler-Kunsthandwerk in Rottweil zu erleben. Kommenden Sonntag, 28. Januar, ist von 14 bis 18 Uhr geöffnet.
Die Aufmerksamkeit hat gute Gründe, denn die Schau bietet etwas Besonderes. Gezeigt werden nämlich keine historischen Masken, sondern rund 80 Larven, die in jüngerer Zeit entstanden sind und von 23 derzeit aktiven Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerkern stammen.
Damit macht die Ausstellung einen, wenn auch nicht ganz lückenlosen Querschnitt dessen sichtbar, was aktuell in diesem für die Fasnet so zentralen Bereich in Rottweil an Know-How und Kunstfertigkeit zu finden ist.
Und da zeigen sich einerseits bemerkenswerte Qualität. Leidenschaft und Bewusstsein für die langen, sorgsam gepflegten Traditionen. Andererseits wird deutlich, wie individuell jenseits der Bindung an die Narrentypen und Vorgaben durch die Zunft die einzelnen Schnitzer und Fassmaler doch gestalten. Selbst wenn es auch manchmal nur kleine Feinheiten sind: In den Proportionen, im Ausdruck, in einem verschmitzt verzogenen Mundwinkel lassen sich immer wieder überraschende Details und launige Anspielungen entdecken.
Die sehr sehenswerte Ausstellung ist der Ertrag eines Schnitz- und Fassmaler-Stammtisches, den es bereits seit 2014 gibt. Eine ganze Reihe von Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerkern treffen sich dort regelmäßig und tauschen sich fachlich aus – über Techniken, Materialien, historische Vorbilder und vieles mehr. Ergänzt wird die Schau durch eine Bilddokumentation von Ralf Graner. Der Rottweiler Fotograf hat einem Schnitzer bei der Arbeit über die Schulter geschaut – und die allmähliche Verwandlung von einem groben Holzklotz zu einem dreidimensionalen Gesicht mit passenden Proportionen und charakteristischem Ausdruck in aussagekräftigen Bildern festgehalten.
Kurzfristig ist es unter Federführung von Mathias Aiple und Andreas Dreher zudem gelungen, eine Publikation zu erstellen, die im stattlichen DIN-A-3-Format die gezeigten Larven eindrucksvoll dokumentiert. Jener Aiple, der schon die Idee zum 2016 erschienenen Buch „Larven der Rottweiler Fastnacht” hatte. Im nun vorliegenden Heft kann man weitere Details aufspüren und die Handschrift der einzelnen Künstler gut vergleichen. al
Info: Die Ausstellung in der Volksbank Rottweil (Hochbrücktorstraße 27) ist bis 14. Februar montags bis freitags von 9 bis 12.30 Uhr, montags, dienstags und freitags von 14 bis 16 Uhr sowie donnerstags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. An Mittwochmachmittagen ist die Ausstellung nicht zugänglich. Es gibt jedoch noche eine Sonntagsöffnung, nämlich am 28. Januar von 14 bis 18 Uhr. Die zugehörige Publikation (56 Seiten) ist bei der Volksbank und im Buchhandel erhältlich und kostet 5 Euro.