ROTTWEIL – Am vergangenen Freitag waren der Autor und Musiker Klaus Zeh und die Sängerin Adeline zu einer Lesung mit musikalischer Umrahmung in den Festsaal des Alten Gymnasiums geladen. Mit verteilten Rollen lasen sie aus Zehs Buch ‚Sofia‘, der bewegenden Geschichte eines zehnjährigen Mädchens und seines Bruders, die den Gewaltausbrüchen des Vaters ausgeliefert sind, der sie darüber hinaus für sexuelle Dienste verkauft.
Die Lesung umrahmten sie mit aktuellen Zahlen zu Menschenhandel, Zwangsprostitution, moderner Sklaverei, häuslicher Gewalt und sexualisierter Gewalt gegenüber Mädchen und Jungen. Auch die Lieder, die sie sagen, klagten an und schmerzten. Alle 45 Minuten wird eine Frau in Deutschland durch ihren Partner körperlich schwer verletzt. Jeden dritten Tag tötet ein Mann seine (Ex-)Partnerin.
Kinder in der Grundschule sehen sich Hardcore-Pornos auf dem Smartphone an. Die körperlichen, sexualisierten Übergriffe an jungen Menschen nehmen dramatisch zu, auch vor Ort. Seit Legalisierung der Prostitution steigen die Zahlen dramatisch. Seit Corona hat sie sich ins Internet verschoben. Das erschwert Hilfsorganisationen zunehmenden ihre Arbeit.
Gewaltorgien vor Webcams mehren sich. Deutschland hat eines der liberalsten Prostitutionsgesetze innerhalb der EU und gilt als „Bordell Europas“. Der Markt mit der Ware Mensch ist international, aber auch national, ein äußerst lukrativer. So erlebten die wenigen Besucherinnen einen zutiefst bewegenden Abend, der eindrücklich belegte, dass das allgemeine Wissen, um schreckliches Leid, meist aus dem Bewusstsein verdrängt wird. Da verwundert die geringe Besucherzahl nicht und auch nicht, dass die Anwesenden mit den Tränen rangen.