ROTTWEIL – Ob unsere hochwertige Wasserversorgung langfristig auch für kommende Generationen gesichert werden kann, das beschäftigt derzeit den SPD-Ortsverein Rottweil. Mit einer Führung durch die Innenstadt richtete Dr. Winfried Hecht zunächst den Blick auf die Geschichte der Brunnenstadt Rottweil.
Frühe Siedlerfamilien errichteten ihre Häuser in der Hanglage und nutzten so unterirdische Wasserströme durch Brunnenbohrungen. Fast jedes größere Haus hatte im Mittelalter eine eigene Hauszisterne im Keller, manchmal bis zu zehn Meter tief. Zur gesunden Versorgung und gerechten Verteilung an die Gesamtbevölkerung baute die Stadt später öffentliche Schöpfbrunnen in vielen Straßen, 26 in der Innenstadt, acht in der Altstadt und 14 im freien Feld.
Bis zu 18 Kilometer Holz- und Tondeicheln führten das Wasser von teils außerhalb liegenden Brunnenstuben ins Verteilernetz. Ob Haushalte, Badstuben, Brauereien, Handwerker oder kleine Leute, alle sollten Zugriff auf Trink- und Nutzwasser haben. Die früheren Hausbrunnen entwickelten sich schließlich zu Latrinen und boten in der Neuzeit nicht zuletzt archäologische Funde bei Ausgrabungen.
Der ehemalige Stadtarchivar erläuterte exemplarisch anhand des Apostel-, des Rebstock-, Grafen-, Markt- und Christophorus-Brunnens die Entwicklung zu prächtigen Brunnenanlagen mit Kunstwerken und Hoheitssymbolen. Die meist aus Buntsandstein gearbeiteten Figuren wusste Winfried Hecht stets aussagekräftig zu interpretieren.
Manches Teil konnte beim Neuaufbau im Original wieder verwendet, andere aber als Kopie nach alten Vorlagen von Bildhauern neu erstellt werden. Der Denkmalschutz sowie der Geschichts- und Altertumsverein haben die Sanierung oft stark mitgeprägt. Die vielen Brunnen gehören nach wie vor zum Stadtbild Rottweils und sie verlangen ständig eine intensive Pflege.
Heute nehmen wir die hohe Qualität und Menge des Trinkwassers über ein modernes Rohrnetz als selbstverständlich hin. Wie dies bei zunehmendem Verbrauch, Verschmutzung, Verringerung der Ressourcen, konkurrierenden Nutzeransprüchen und angesichts des Klimawandels für die Zukunft gesichert werden kann, das will sich die SPD-Ortsgruppe gründlich ansehen.