ROTTWEIL – Auf Einladung von VHS, Freundeskreis Asyl, ai, BI für eine Welt ohne atomare Bedrohung, Initiative Gedenkstätte Eckerwald, Verein ehemalige Synagoge, katholische und evangelische Erwachsenenbildung referierte Andreas Zumach, langjähriger UN-Korrespondent für die TAZ, in Rottweil kein Unbekannter, zum „Ukrainekrieg – Chancen und Schritte für eine gerechte Zeitenwende und europäische Friedensordnung“.
Zumachs Beschreibung des Ist-Zustands seit dem widerrechtlichen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 fiel sehr deprimierend aus. Ist überhaupt noch eine Friedenspolitik möglich, wie sie am 3. Oktober1990 von Richard von Weizsäcker ausgerufen wurde? Er sprach von einer gesamteuropäischen Friedensordnung, die den kalten Krieg überwinden müsste. Auch damals sollte es eine Zeitenwende geben.
Der von Olaf Scholz wiederverwendete Begriff erfuhr durch Zumach vehemente Kritik. Es seien gravierende Fehler im Hinblick auf eine global gerechte Zeitenwende gemacht worden, diese sei massiv eurozentrisch. Zahllose Kriege fänden global –hauptsächlich als Stellvertreterkriege – seit Jahrzehnten statt (drei Golfkriege, Syrien, Irak, Libyen, Afghanistan, Kosovo, Mali). George Kennan, der bekannteste amerikanische Russlandforscher war schon in den 90er Jahren der Ansicht, dass die NATO-Osterweiterung der verhängnisvollste Fehler der amerikanischen Politik gewesen sei, und er warnte davor, dass das die Beziehungen zwischen den USA und Russland so tief beschädigen würde, dass Russland niemals ein Partner und immer ein Feind bleiben würde.
Und so war es. Russland militarisierte sich zusehends, unter anderem eine Folge davon: die Invasion in der Ukraine. Das rechtfertigt selbstverständlich keineswegs den Völkerrechtsbruch und das Vergehen gegen die Menschenrechte. Andreas Zumach, der zugab, vieles noch nicht zuende denken zu können, prophezeite ein „Erschöpfungs-Patt“ des Krieges, aber auch eine „Eskalationsdominanz“ Putins u.a. aufgrund seiner militärischen Überlegenheit.
Bestimmte Signale von Seiten der USA wären aber unbedingt nötig (Rüstungskontrollen, Abrüstungsverhandlungen…). Ein wichtiger Baustein unter vielen anderen wäre etwa Russland dabei zu helfen, sich von den fossilen Energien zu befreien( Pariser Klimaziele) und grünen Wasserstoff von dort zu importieren (umgewandelter Nordstream 2).
In der sich anschließenden Diskussion ging es unter anderm um Waffenlieferungen, um China, Lieferkettenproblematik und die Rolle der Medien. Die Veranstaltung war sehr gut besucht und Angela Gessler von der BI konnte für die deutsch-schweizerische Hilfsorganisation LIBERECO, die sich für die Ukraine und die Widerstandsbewegung in Belarus engagiert, erfreuliche 1000 Euro in Empfang nehmen.
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