ROTTWEIL – Dr. Herbert O. Zinell, Ministerialdirektor a.D. wurde von den beiden SPD-Ortsvereinsspitzen, Isabella Cramer und Gisela Burger begrüßt. Das Thema: „Sicherheit und Freiheit, Kriminalitätsentwicklung und kommunale Kriminalitätsprävention“.
„Sicherheit ist ein Bürgerrecht“, so der ehemalige Oberbürgermeister von Schramberg und erinnerte dabei an den Gesellschaftsvertrag von Jean-Jacques Rousseau aus dem 18. Jahrhundert. Der Staatsbürger überantworte dessen Theorie zu Folge dem Staat einen Teil seiner eigenen Gewalt und dürfe zu Recht erwarten, dass der Staat zum Wohl der Staatsbürger von diesem Gewaltmonopol Gebrauch mache. „Wenn wir vom Staat keine Sicherheit mehr garantiert bekommen, wenn wir Angst haben müssen, Orte aufzusuchen, die wir besichtigen möchten, an denen wir etwa spazieren gehen wollen, dann ist dies eine Beschneidung unserer Freiheit.“
Freiheit hängt also eng mit der Sicherheit zusammen. Der Ministerialdirektor a.D. beleuchtete dann die neueste polizeiliche Kriminalstatistik aus dem Jahr 2017. Bei aller Vorsicht, die Statistiken entgegengebracht werden könne, zeige die polizeiliche Kriminalstatistik einen Rückgang der Fälle um fünf Prozent. Dies mochte ein kleinerer Teil der Zuhörer kaum glauben, konnte aber selbst keine verlässlichen Zahlen beisteuern. Hier zeigte sich in der Zuhörerschaft ein lebhaftes Beispiel für den Unterschied zwischen gefühlter und objektiver Sicherheit.
Ein Rückgang der Diebstähle um elf Prozent gegenüber dem Vorjahr, ebenso 23 Prozent weniger Einbrüche und ein Rückgang bei den Morden ergibt sich aus der Statistik, die den niedrigsten Kriminalitätsstand sein 1992 aufzeigt. Gerade bei Mord und Einbruch sei sei die Statistik sehr zuverlässig, die Dunkelziffer äußerst gering, weil bei Mord wegen der Schwere der Tat und beim Einbruch aus Versicherungsgründen die meisten Fälle angezeigt werden. Rottweil stehe im Landesvergleich bestens da und habe den stärksten Rückgang seit zehn Jahren.
Sehr wenige Ausschnitte aus der Kriminalstatistik zeigen eine leichte Aufwärtstendenz, so etwa Drogenkriminalität, die dazu noch mit einer Dunkelziffer behaftet ist: Weder Konsumenten noch Dealer gehen freiwillig zu Polizei, um anzuzeigen. Die objektive und die subjektive Sicherheit klaffen aber beträchtlich auseinander. Neuesten Umfragen von 2019 zu Folge sehen ein Drittel der Befragten Mängel in der Sicherheit, besonders Ältere und Frauen und dies, obwohl eher Jüngere und Männer Opfer von Straftaten werden.
Es wurde in der Zuhörerrunde klar ausgesprochen, dass der Staat eben auch das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung einzubeziehen habe. Eine bessere personelle Ausstattung von Polizei, Staatsanwaltschaft und Richterschaft müsse her. Die personelle Ausstattung sei in den vergangenen Jahren bundesweit, aber auch in Baden-Württemberg aus Sparsamkeitsgründen sträflich vernachlässigt worden und erst jetzt werde umgesteuert.
Im letzten Teil der Veranstaltung, die mit lebhaften und kontroversen Diskussionen immer wieder für Unterbrechungen sorgte, ging Dr. Herbert O. Zinell auf die Möglichkeiten der kommunalen Kriminalitätsprävention ein. Er erwähnte Schulsozialarbeit, aufsuchende Sozialarbeit, Streetworking, Vereinsförderung, Gründung von Präventions-GmbH s und nicht zuletzt beim Städtebau die Vermeidung von „Angsträumen“, die wegen schlechter Beleuchtung oder Mangel an Einsehbarkeit von braven Bürgern nur ungern aufgesucht würden. Einige Zuhörer versuchten eine Zeit lang wortgewaltig, die Diskussion auf das Thema „Bedrohung durch Flüchtlinge“ zu schieben, wurde aber daran erinnert, dass der SPD-Ortsverein zum viel umfassenderen Thema Sicherheit und Freiheit eingeladen hatte.