Rottweil (mm). Wegen schweren Raubes und Körperverletzung muss sich derzeit ein 50-jähriger aus Freiburg vor dem Rottweiler Landgericht verantworten. Er soll am 27. Mai diesen Jahres mit einer Softairpistole bewaffnet die Immendinger Postfiliale überfallen und 1700 Euro erbeutet haben. Außerdem soll er, so die Anklage, ein Jahr zuvor in Freiburg eine Postfiliale ausgeraubt haben.
Diesen Fall jedoch bestreitet er, im Immendinger Fall ist er geständig. Allerdings verstrickte sich der Mann während der vergangenen Prozesstage immer wieder in Widersprüche, oder aber seine Aussagen wurden von Zeugen widerlegt.
Der 50-Jährige, der seinen ghanaischen Vater nie kennengelernt hat, wuchs in der ehemaligen DDR auf und begann seine kriminelle Karriere im Westen, mehrere Jahre verbrachte er in Gefängnissen wegen Banküberfällen,brach mehrfach aus dem Knast aus.Nach dem letzten Gefängnisaufenthalt begann er ein normales Leben, wie er erzählte, ging arbeiten, bis die Firma in die Insolvenz ging und er seinen Job verlor.
Ein Polizist schilderte am Dienstag im Zeugenstand, wie er den Mann am 28. Mai festgenommen hatte, nachdem man ihm auf die Spur gekommen war: Erst wurde die Wohnung in Freiburg überwacht, dann zugegriffen, als er zu seinem Auto ging. Der 50-Jährige habe gemeint, wegen Fahrens ohne Führerschein werde man doch nicht gleich festgenommen, als man ihm dann aber den Überfall in Immendingen vorhielt, sei ihm der Schweiß ausgebrochen.
Ein anderer schilderte die Ermittlungen im Freiburger Postraub, wo die Behörden nicht weitergekommen seien, keine verwertbaren Spuren gefunden hätten. Doch nach dem Überfall in Immendingen verglich die Polizei die offenen Fälle und stellte schnell eine Verbindung nach Freiburg her: Auch hier hatte der Täter eine täuschend echt aussehende schwarze Waffe benutzt, eine rote Jacke und eine Baseballkappe getragen.
Der Angeklagte wiederum versuchte durch detaillierte Nachfragen, die Aussagen der Zeugen in Zweifel zu ziehen. Auch lieferte er sich Wortgefechte mit dem Vorsitzenden Richter Karlheinz Münzer, der ihm anbot, seine widersprüchlichen Aussagen noch einmal klarzustellen. “Sie versuchen eine Dramaturgie aufzubauen!”, warf er Münzer vor, um ihm auch den Freiburger Fall in die Schuhe zu schieben.
Münzer konterte, er gebe ihm eine Chance, es sei ein Problem, wenn ein Angeklagter an den Verhandlungstagen völlig unterschiedliche Angaben mache.
Bei den Zeugenaussagen ging es auch um eine Reise in die Dominikanische Republik, die der 50-Jährige gebucht hatte – am 9. August 2013 und damit einen Tag nach dem Überfall im Freiburg. Die Verhandlung wird am 18. Dezember fortgesetzt.
Wendung am Donnerstag
Eine Wendung nahm der Prozess in Sachen Postraub in Immendingen am Verhandlungstag zwei: Der Angeklagte hat nämlich, von den Richter Karlheinz Münzer und Wolfgang Heuer etwas in die Zange genommen, zugegeben, was er bisher abgestritten hatte: Er war es auch, der den Raub in der Freiburger Postfilialle am 8.August 2013 begangen hat Das hatten die Ermittler bereits stark vermutet, denn die beiden Fälle ähneln sich sehr. Nun hat der angeklagte 50-Jährige die Tat detailliert beschrieben, möglicherweise auch, weil ihm die Sicherungsverwahrung drohte. Der Prozess könnte dadurch zu einem schnelleren Abschluss kommen, das Urteil war eigentlich für den 19. Dezember vorgesehen, doch nun werden Staatsanwaltschaft und Verteidigung schon am morgigen Donnerstag plädieren, möglicherweise fällt dann auch das Urteil.