ROTTWEIL – Noch bis Ende des Jahres ist Charlie Jäger als Entwicklungshelfer auf Borneo im Einsatz. Nach 33 Jahren, in denen er in Nicaragua, auf den Philippinen, in Simbabwe und eben Indonesien Projekte ins Laufen gebracht hat, wird er sich dann in seiner Heimatstadt Rottweil niederlassen. Allerdings keineswegs in den Ruhestand gehen, “ich werd das Projekt auf Borneo weiter begleiten”, sagt der 64-Jährige, der außerdem Pläne für die einstige Gärtnerei seiner Eltern am Roßwasen hat.
Auf Borneo kümmert er sich um das Volk der Dayak und den Regenwald, betreut ein Kooperationsprojekt des deutschen und des indonesischen Forstministeriums mit dem Ziel, die CO2-Emissionen des Landes zu reduzieren. Nachhaltige Waldbewirtschaftung statt Abholzung ist das Ziel, dafür werden Demonstrationsflächen aufgebaut, in denen zwischen den Regenwaldbäumen Mais, Kakao oder Kautschuk angebaut wird. In dem Distrikt mitten in Borneo, der so groß ist wie Belgien, löst er mit seinem 40-köpfigen Team Konflikte und bringt den Menschen alternative Anbaumöglichkeiten näher.
Früher lebten die Dayak vom Wald, dann kam um die Jahrtausendwende der Raubbau, riesige Schneisen wurden in den Regenwald gerissen, um an das wertvolle Tropenholz zu kommen. Das hatte Folgen auch in den angestammten Dorfgesellschaften: Die einen freuten sich über das Geld, das sie dadurch verdienten, die anderen wollten den Wald schützen – Konflikte, die teilweise heute noch da sind. Weil die Einheimischen jetzt auch manchen Luxus gewohnt sind, Handys und Mopeds haben, lernen sie, Produkte anzubauen, die sie verkaufen können, was früher nicht nötig war – Geld war kein Thema für die Regenwaldbewohner.
Außerdem kommen die ersten Öko-Touristen in das Langhaus, dessen Strom von der Photovoltaikanlage kommt, die das Team vom Schwarzen Lamm in Rottweil finanziert hat. Ein kleines Problem gibt es allerdings: Kaum ein Einheimischer spricht Englisch, weshalb Charlie Jäger auch Indonesisch gelernt hat. So kann er besser verhandeln, was dringend nötig ist, “Die Palmölkonzerne stehen parat!” Doch genau das soll mit dem Entwicklungsprojekt verhindert werden, dass nämlich noch mehr Regenwald abgeholzt wird, um Palmölplantagen anzulegen.
Dafür lernen die Bewohner wieder, den Wald nachhaltig zu bewirtschaften, so wie sie es einst auch machten. Sie dürfen kleine Schneisen in den Wald schlagen und zwischen den herumliegenden Urwaldriesen Reis anbauen. Danach wächst alles wieder zu, nach sieben Jahren ist der Wald wieder wie zuvor. Nachhaltige Bewirtschaftung statt Raubbau ist das Ziel, “das ist ein langer Prozess. In Deutschland hat es auch 150 Jahre gedauert”, sagt Charlie Jäger. “Kaum einer weiß noch, dass der Schwarzwald mal fast kahl war!” Auch ein Grund, warum er trotz Rentenalter nicht endgültig aufhört, zu arbeiten und weiterhin immer wieder nach Borneo fliegen wird. Und dazwischen etwas aus seinen großen Gewächshäusern am Roßwasen machen wird. Was genau, das will Charlie Jäger aber noch nicht verraten.