
Rottweil – Im Rahmen der monatlichen Sonntagsführung lädt das Dominikanermuseum am 18. Juni in die Abteilung „sakrale kunst des mittelalters – sammlung dursch“ ein. Beim Rundgang mit Dr. Peter Bippus stehen Abbildungen von Familien und Beziehungsverhältnisse im Spätmittelalter im Mittelpunkt. Beginn ist um 15 Uhr.
In gewisser Weise war die Mutter der Heiligen Maria mitverantwortlich für die Reformation in Deutschland. Die Heilige Anna war in einer Zeit der Umbrüche von Spätmittelalter zu früher Neuzeit die erste Ansprechperson, wenn Gefahr drohte. Tatsächlich erlebte die Zeit zwischen 1439 und 1563 eine wahre Anneneuphorie, die sich auf das gesamte familiäre und verwandtschaftliche Geflecht um Jesus herum bezog. Im Mittelpunkt stand dabei die Heilige Anna mitsamt der Heiligen Sippe, darüber hinaus auch der Kreis der Apostel.
Die Begeisterung für die Heilige Anna zeigt sich auch in besonderer Weise in der Sammlung Dursch, in der sich eine erstaunliche Vielzahl an Darstellungen der Heiligen Anna und der Heiligen Sippe findet. Beeindruckend ist dabei die Unterschiedlichkeit in den Darstellungen, die auch die verschiedenen Zugangsweisen in Vorstellungen und Empfindungen der Menschen widerspiegelt. Von besonderem Wert ist der Umstand, dass Exponate aus derselben Zeit und Region stammen, sich also sehr gut miteinander in Beziehung setzen lassen.
Woher aber kam das plötzliche, intensive Interesse an der Heiligen Anna und der gesamten Verwandtschaftskonstellation, die bis zu 26 Personen umfasste. Warum übernahm die Verehrung der Heiligen Anna zentrale Elemente der Marienverehrung, worin unterschied sie sich? Was lässt sich aus den Bildwerken über Spiritualität und Lebenswirklichkeit erfahren? Und inwieweit ist von Bedeutung, dass die Annenverehrung nicht nur in den Kirchen stattfand, sondern sich viele Darstellungen auch in Haus- und Privataltären wiederfinden?
Anhand ausgewählter Exponate der Sammlung Dursch wird Dr. Peter Bippus diesen Fragen in seiner Führung nachgehen, wobei kunsttheoretische und theologische Aspekte ebenso Berücksichtigung finden werden wie die ästhetische Betrachtung und emotionale Zugänge. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Biberacher Sippe gelegt und zu anderen Exponaten in Beziehung gestellt. Und natürlich wird auch die Rolle der Anna für die Reformation beantwortet.
INFO: Treffpunkt mit Dr. Peter Bippus am 18. Juni, 15 Uhr, Foyer des Dominikanermuseums. Kosten: Zwei Euro zuzüglich Eintritt. Kinder bis 18 Jahren sind frei.