ROTTWEIL – Der Abbau des Wasserkraftwerks am Neckar ist auch in der Reihen von Forum für Rottweil nicht unumstritten. Vor allem fehlte den Mitgliedern der politischen Wählervereinigung bei ihrer jüngsten Diskussion darüber eine Stellungnahme der ENRW zu den zugesagten Ausgleichsmaßnahmen.
Stadträte Reiner Hils und Elke Reichenbach erläuterten in der Forumssitzung ihre Zustimmung im Gemeinderat zum Abbau der Wasserkraftanlage bei der ENRW zugunsten der Revitalisierung des Neckars zwischen Primmündung und Viadukt. Sie hätten dabei Ökologie gegen Ökologie abgewogen und seien zu dem Entschluss gekommen, der von seiner Fließrinne aus Beton befreite Neckar könne sich in den kommenden Jahrzehnten naturnah entwickeln und damit der Ansiedelung einer vielfältigen Flora und Fauna im Fluss wie in den Uferbereichen Raum gegeben.
Dies werde momentan durch das Wehr verhindert. Das Gelände werde durch die naturnahe Entwicklung des Gewässers zudem ein attraktiver Naherholungsraum, weit über die Landesgartenschau hinaus. Nicht zuletzt diene die naturnahe Gewässerentwicklung mit den angrenzenden Wiesen auch dem Hochwasserschutz.
Die Argumente stießen nicht auf ungeteilte Begeisterung in der Forumsdiskussion. Der Abbau des Wasserkraftwerks als historisches Denkmal störte vor allem Martin Steinert. Ihm erschien der ökologische Mehrwert zu wenig erfahrbar, um dafür das Wehr abzubauen. Seiner Ansicht nach sollte die Energieerzeugung an dieser Stelle unbedingt weiter betrieben werden, etwa mit der Lösung eines verkürzten Anstaubereichs. Die Landesgartenschau gewänne, seiner Ansicht nach, damit ein sehr sinnreiches Element und eine Perspektive von nachhaltiger Industriegeschichte.
Bedenken äußerte auch Heide Friederichs, die auf die Abhängigkeit Deutschlands von russischen Gaslieferungen hinwies. Ein Kraftwerk, das mit erneuerbaren Energien betrieben werde, zu opfern, hielt sie für unpassend in der momentanen weltpolitischen Situation. Sie äußerte zudem Zweifel an der Finanzierung des Projektes durch das Land.
Den Hinweis auf die zugesagten Ausgleichsanlagen, die ebenfalls mit erneuerbaren Energien Strom erzeugen wollen, ließen die FFR-ler*innen nicht gelten. Ihnen fehlen bisher klare Aussagen der ENRW, wie sie den Wegfall der Stromerzeugung durch das Wasserkraftwerk kompensieren will. „Diesen Ausgleich muss die ENRW klar benennen. Sonst bleibt völlig unverständlich, warum das Wasserkraftwerk an dieser Stelle geopfert wird“, stellte Heide Friederichs klar.