„Da fällt es mir nicht schwer, das Gremium zu verlassen“ – Karl-Heinz Weiss ist gestern aus dem Gemeinderat zurückgetreten. Nach 31 Jahren.
Als Grund seines Unmuts nannte Weiss den Beschluss des Rats mit den Stimmen der anderen Fraktionen, die Kindergarten-Gebühren auf das Württembergische System umzustellen (wir berichteten). Das koste 400.000 Euro mehr – und das unter Corona-Bedingungen, wo Einnahmen wegbrechen. „Das ist nicht darstellbar“, fand er in seiner kurzen Ansprache.
„Ein kommunalpolitisches Urgestein tritt ab“, hatte zuvor OB Ralf Broß gesagt. Hatte das Engagement und die Sachkenntnis des Freie-Wähler-Rats vor allem in baulichen Dingen gelobt, aber auch darüber hinaus habe Weiss „unglaubliches Wissen angesammelt“. „Sie haben mitgewirkt, viele Weichen zu stellen, und zwar in die richtige Richtung!“ Und: „Er nimmt kein Blatt vor den Mund.“ Er stellte aber auch fest, als kenne er die spätere Wortmeldung des Gelobten: „Man muss mit den gefassten Beschlüssen umgehen können.“ Broß überreichte Weiss eine Ehrenurkunde für seine Verdienste und einen Füller mit Gravur und Stadtadler.
Respekt und Hochachtung brachten auch die anderen Fraktionen zum Ausdruck.
Für ihn rückt nun Ulrike Stauss in den Gemeinderat nach. Eigentlich wäre Wolfgang Dreher, der Göllsdorfer Ortsvorsteher, der erste Nachrücker gewesen, Tobias Burkard aus Hausen der zweite. Aber beide lehnten ab, beide hatten einen von der Gemeindeordnung anerkannten triftigen Ablehnungsgrund: Mehr als zehn Jahre im Ortschaftsrat. So war Ulrike Stauss Nächste in der Liste – womit die FWV-Fraktion wieder ein weibliches Mitglied hatte. Stauss gab auch gleich optisch einen Farbtupfer. Zu Amtsbeginn erklärte sie,. Sie hoffe, dass nach der nächsten Wahl in zweieinhalb Jahren ein zwei Jahrzehnte jüngeres Mitglied an ihrem Platz sitze „und hoffentlich eine Frau“.
Nachfolger von Weiss als dritter ehrenamtlicher Stellvertreter des Oberbürgermeisters wurde sein Fraktionskollege Hermann Breucha.