ROTTWEIL – Nach Speyer führte die diesjährige Familien-Gemeindefahrt der Heilig-Kreuz-Gemeinde mit einer Gruppe von 43 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen und begleitet von Dekan Stöffelmaier. Organisiert und geleitet wurde die Fahrt von Veronika Heckmann-Hageloch.
Nach der Ankunft galt der erste Besuch dem Historischen Museum der Pfalz, das wegen seiner anschaulich inszenierten Ausstellungspräsentationen deutschlandweit bekannt ist. Besondere Schätze des Museums in den Sammlungsabteilungen Urgeschichte, Römer und Mittelalter wurden herausgegriffen und genauer betrachtet. Ein Kunstwerk von hohem Rang ist der berühmte „Goldene Hut von Schifferstadt“ von ca. 1300 v.Chr., der vermutlich religiöse Bedeutung hatte und dessen Ornamente als Kalender entschlüsselt werden konnten.
Zwei naturnah gestaltete „Steinzeitmenschen“ in Lebensgröße geben einen Eindruck davon, wie Menschen vor rund 100.000 und 30.000 Jahren ausgesehen haben. Verschiedene Exponate in der Römer-Abteilung zeigen das römische Leben in der Pfalz. Computeranimationsfilme zur Baugeschichte des Domes, der Nachbau einer mittelalterlichen Dombaustelle und der Domschatz, unter anderem mit den Grabkronen der salischen Kaiser, die im Dom bestattet sind, führten schon hin zur Besichtigung des Domes.
Das nass-kalte Wetter verhinderte einen Rundgang um den Dom. Beim Blick aus der Dom-Vorhalle auf die durch viele barocke Bauten geprägte Stadt fiel der markante „Domnapf“ auf, eine große mittelalterliche Steinschale, die auch heute bei der Einsetzung eines neuen Bischofs, aber auch bei anderen besonderen Anlässen mit rund 1580 Litern Wein gefüllt wird, der an alle ausgeschenkt wird.
Der Dom von Speyer, UNESCO-Welterbe, für lange Zeit größte Kirche der Christenheit, beeindruckt noch heute in ihrer klaren Formensprache und außergewöhnlichen Schönheit. Der Beginn der Romanik wird mit der Domweihe im Jahre 1061 angesetzt, denn erstmals seit der römischen Antike war hier das Mittelschiff mit einem riesigen Gewölbe versehen worden. Umgestaltung und Wölbung des Domes veranlasst hatte der Salier-Kaiser Heinrich IV., der zu seinem Gang nach Canossa von Speyer aus aufgebrochen war.
In einer romanischen Doppelkapelle wird an Edith Stein erinnert, die jüdische Philosophin und in ihrer Jugen Atheistin, die nach ihrer Taufe die Firmung in Speyer empfangen hat und die in der Stadt sieben Jahre als Lehrerin wirkte. Später wurde sie von den Nazis verfolgt und in Auschwitz ermordet. 1998 wurde sie als Glaubenszeugin heilig gesprochen. Die Krypta, die schon 1041 Konrad II., der erste Salier auf dem Kaiserthron, bauen ließ, wirkt wie eine eigene Kirche mit ihren zahlreichen Säulen und den rot-gelb gestreiften Gurtbögen. In der 1906 neu angelegten Grablege befinden sich die Gräber von acht deutschen Kaisern und Königen.
Das Grabrelief von 1280 mit der Darstellung des Kaisers Rudolf von Habsburg zeigt erstmals wieder seit der Antike eine gewisse Porträthaftigkeit. Rudolfs Sohn Albrecht von Österreich ist ebenfalls im Dom bestattet. Er war in der Nähe von der Rottweiler Partnerstadt Brugg in der Schweiz, wo sich auch die Stammburg der Habsburger befindet, ermordet worden. Seine Witwe ließ dort das Kloster Königsfelden mit einem wunderbaren Glasmalerei-Zyklus aus der Zeit um 1340 erbauen.
Ein kurzer Weg durch die Stadt führte zur Dreifaltigkeitskirche, die in der Barockzeit um 1700 als evangelische Kirche gebaut wurde, innen mit Holz verkleidet und mit zahlreichen Bildern samt erkärenden Texten geschmückt ist. Auch wenn die Renovierung noch nicht vollständig abgeschlossen ist, so konnte doch ein guter Eindruck gewonnen werden von dieser außergewöhnlichen und schönen barocken Kirche. Am Aufgang zur Kanzel befindet sich dort ein „Schrank“, bei dem es sich vermutlich um einen „evangelischen Beichtstuhl“ handelt.
Nach der Mittagspause fand sich die Gruppe nochmals im Historischen Museum ein, diesmal zur Führung durch die Sonderausstellung „Richard Löwenherz- König, Ritter, Gefangener“, in der beeindruckende Exponate aus dem 12. und 13. Jahrhundert das Mittelalter lebendig werden lassen, wie zum Beispiel goldene Kreuze, Handschriften, Emaille-Arbeiten und Skulpturen. Larysa Hofmann stimmte ihre Erklärungen auf die vielen Jugendlichen in ihrer Gruppe ab, während Wolfgang Reis in der Führung für Erwachsene den Akzent auf historische Zusammenhänge legte.
Eine zweite Ausstellung „Robin Hood“ ist besonders für Kinder konzipiert und bietet an zahlreichen Spielstationen viele Möglichkeiten zum eigenen Erkunden und Erleben. Zum Abschluss des Tages versammelte sich die Rottweiler Reisegruppe in der romanischen Afra-Kapelle des Domes zu einer Eucharistiefeier, die von Dekan Martin Stöffelmaier geleitet wurde. Kinder, Jugendliche und Erwachsene verbanden mit den Fürbitten auch den dankbaren Rückblick auf die Stationen des Tages. Patrick Mink am Klavier sowie Katharina und Marie Reinhardt mit ihren Querflöten unterstützten den Gesang der Gemeinde.
Nach dem Gottesdienst nutzten einige noch die Gelegenheit, im Dom ein Konzert zur Fastenzeit zu besuchen. Aufgeführt wurde die Markuspassion von Reinhard Keiser, einem Zeitgenossen von Johann Sebastian Bach. Ein gemeinsames Abendessen rundete den Tag ab. Die Fahrt sollte dazu dienen, dass Familien und Einzelne Kunst und Kultur erleben, einen besonderen Gottesdienst an einem außergewöhnlich schönen Ort feiern und gemeinsam essen konnten. Alle Mitreisenden sind in der Heilig-Kreuz-Gemeinde engagiert und bringen sich in vielfältiger Weise in das kirchliche Leben in Rottweil ein. Mit Spannung und Vorfreude wird schon die nächste Familien-Gemeindefahrt erwartet.