Die Mensa im Wäldchen bei den Schulen dümpelt vor sich hin, die Schüler wandern ab. Mit Beginn des neuen Schuljahres soll sich das ändern, verspricht der neue Betreiber Roland Gleichauf. Er übernimmt von Apetito den Betrieb. In Rottweil bekommen bereits vier Schulen ihr Essen von seinem Unternehmen, der Happy Crazy GmbH.
Rottweil (elch). Gleichauf hat eine Menge Ideen, wie aus der Mensa „ein cooler Laden“ werden kann, der konkurrieren kann mit Discountern, Bäckereien oder Schnellimbissen. Die Lage sei schließlich toll, mitten im Wald, etwas abgerückt von den Schulen. Nach einer persönlichen Marktanalyse vor Ort will der Donaueschinger Unternehmer das bisherige Konzept aufpeppen, aus der eher sterilen Kantine einen Treffpunkt mit Atmosphäre machen. Gleichauf setzt dabei auf Gruppendynamik.
Kommt der eine Schüler, bringt er vielleicht seinen Freund oder gar mehrere mit, so der Grundgedanke. Erfahrung mit Schulen hat Gleichauf reichlich. Schließlich beliefert die GmbH 28 Schulen und Kindergärten in der Region, darunter etwa auch das Fürstenberg Gymnasium in Donaueschingen. Einige seiner Ideen hat er dort bereits erfolgreich getestet.
So wird der gelernte Restaurantfachmann und Hotelbetriebswirt bereits die Frühaufsteher und Auswärtigen in die Mensa locken. Ab 7 Uhr werden Kaffee und Fingerfood sowie ein Ort zum Aufwärmen geboten. Geöffnet bleibt die Mensa dann bis 14 Uhr. Grünpflanzeninseln und Loungemusik sowie locker angeordnete Tischgruppen sollen Rückzugsmöglichkeiten schaffen. Auch für Lehrer, wie der 47-Jährige betont. Sie bekommen einen Extrabereich zum Essen, Entspannen, Lesen der Tageszeitung. Gleichauf hofft, dass sie Schülern und Kollegen dann mit gutem Beispiel vorangehen, ebenfalls das neue Essensangebot nutzen.
Denn das stellt Gleichauf klar: Er betreibt ein Wirtschaftsunternehmen, das konkurrieren muss mit einen großen Zahl von Anbietern im Umfeld. Seine Chancen sieht er auch in einem wesentlich flexibleren Angebot, beim Essen wie beim Bezahlen. Geboten werden wöchentlich zwei bis drei vollwertige Menüs, eines davon durchlaufend, eines vegetarisch. Zum gleichen Preis wie bisher, wie Bernd Pfaff, städtischer Fachbereichsleiter Schulen, beim Pressegespräch betont.
Daneben können die Kunden an der Salatbar Rohkost nach Gusto zusammenstellen und mitnehmen. Gleichauf machte aber keinen Hehl daraus, dass es bei ihm auch Junk-Food geben wird. „Ich gehe davon aus, dass die Schüler mündig sind, zu entscheiden, was sie essen“, lautet sein Grundgedanke.
„Wenn ein Schüler Pommes und Pizza will, will ich, dass er das bei mir kauft.“ Idealerweise aber esse der Freund daneben ein ausgewogenes Menü. „Dann habe ich beide.“ Seine Idee: die Kinder spielerisch an ordentliches Essen heranzuführen.
Das heißt für ihn: kein Formfleisch, frisches Gemüse, eigens gekochte Brühen und Soßen auf Rindfleischgrundlage, keine Emulgatoren. Religiöse Vorschriften spielen bei der Planung eine große Rolle, ebenso Allergien, Überempfindlichkeiten oder chronische Krankheiten. Da sei der direkte Draht zu den Eltern kurz, verspricht Janine Körner, bei Happy Crazy zuständig für Schulverpflegungen.
Schüler wie Lehrer können je nach Appetit täglich entscheiden, was sie essen. Auf das bisherige Bestellsystem verzichtet Gleichauf. Bezahlt werden könne in bar oder mit Chips. Letzteres sind Wertmarken, die an mehreren Verkaufsstellen in der Stadt erworben und nur in der Mensa eingelöst werden können. Eltern behielten damit die Kontrolle, dass ihr Kind in der Mensa esse, so der Gedanke. Einen zusätzlichen Anreiz bildet der gewährte Rabatt: zehn Chips für elf Essen. Wochenpläne sollen Appetit machen und die Planung erleichtern.
Während Gleichauf die anderen Rottweiler Schulen größtenteils mit warmen Essen aus Donaueschingen beliefert, behält er in der zentralen Mensa das bisherige Prinzip des Cook and Chill bei: Gekocht wird in der Donaueschinger Großküche, dort auf vier Grad Celsius heruntergekühlt und in Rottweil wieder erwärmt.
Die Eltern will Gleichauf übrigens mit ins Boot holen. Beim kostenlosen Test können sie sehen, ob das Essen schmeckt, das ab 14. September in der Mensa auf den Tisch kommt. Für Gleichauf stünde übrigens auch ein Hot-Spot auf der Wunschliste. Dessen Einrichtung hat der Rottweiler Gemeinderat zwar kürzlich abgelehnt. Doch endgültig müsse eine solche Entscheidung ja nicht sein, signalisiert Pfaff.