ROTTWEIL-ALTSTADT – Am Dreikönigstag traf sich das närrische Volk des Kabislandes im Pflugsaal, wo die Narrenzunft Altstadt nach zwei Jahren endlich wieder verkünden konnte: „es fängt a die schönste Jahreszeit!“ Bevor die Abstauber in die Häuser geschickt wurden, um Larven und die Damen des Hauses gründlich abzupinseln, hielt Narrenmeister Bernd Ganter einen Rückblick auf die Zeit ohne Fasnet, die insbesondere durch COVID19 geprägt war.
„I will´s euch sage wie es ischt, mir Kabiszünftler hend eich schwer vermisst!“ musste er schließlich schmerzlich feststellen. Neben all den Verzichten und Verboten in dieser fasnetsfreien Zeit beschrieb der Zunftmeister den Alltag wie folgt: „Ab Mittags um zwei war i wega Kurzarbeit dahoim, und han Serienmaraton aguggt uff Netfilx und Amazon prime.“ Doch umso freudiger konnte er nach zweijähriger Abstinenz am diesjährigen Dreikönigstag verkünden: „Doch Schluss mit der scheiß Corona Zeit, mir freiet uns, dass es dies Johr wieder a reachte Fasnet geit.“
Nicht weniger schmerzlich musste Bernd Ganter erklären, daß die letzten zwei Jahre im Städtle nicht viel passiert sei. Lediglich die Sitzgelegenheiten in der Hochbrücktorstraße seien würdig, in einer Narrenrede ausreichend Platz einzunehmen. Anfangs muss er noch zugeben: „Die Palettamöbel waret eigentlich scho ganz fei, nu griagscht dort, wenn dr it uffbascht , an Spreisa ins Fidla nei.“ Die darauffolgenden Plastikmöbel seien zwar spreiselfrei, aber nicht lange unversehrt geblieben. Doch das schönste Möbel nütze nichts, sei man der prallen Sommersonne ausgesetzt. Die Bepflanzung der Hochbrücktorstraße mit Bäumen in überdimensionalen viereckigen Töpfen, weit weg von allen Sesseln und Sitzen, löse allergrößtes Unverständnis aus, so daß ihm nur der Schluß bleibe: „Dätet se lieber a paar Gemeiderät in selle Topf nei stella, die sind sich zwar it immer grün, aber an Schatte hend se älle.“
Nachdem die letzten Töne der Narrenmärsche des Viererbundes im Pflugsaal verhallt waren. Und die stolzen Kleidlesträger in ihre Stuben zurückgekehrt waren, machten sich die Abstauber der Narrenzunft Altstadt an ihr Tagwerk. Die beiden neuen Zunftmitglieder Andreas Ulmschneider und Andreas Fiebach wurden von erfahrenen Abstaubern in das Amt eingeführt, und in den Häusern, sofern noch unbekannt, vorgestellt. Der Ausklang fand wie vor Altem, aber leider heuer zum letzten Mal, in der Altstadtschänke statt, wo die heimkehrenden Abstauber ihre Erlebnisse des Tages in Reimform zum Besten gaben. Möge die kommende Fasnet so gelungen sein wie der vergangene Dreikönigstag es wahrhaft war.