ROTTWEIL – Vier neue Informationstafeln über die Mühlen und den historischen Neckarübergang hat die Stadtverwaltung kürzlich in der Au aufstellen lassen. Bauhistoriker Stefan King hat die historischen Hintergründe aufgearbeitet.
Wer auf Rottweils historischen Pfaden wandelt, der ist zumeist in der Innenstadt unterwegs. Aber auch außerhalb der Stadtmauern gibt es so manchen Zeitzeugen zu bewundern. So beispielsweise die Mühlen in der Au. Die Stadtverwaltung hat dort kürzlich vier Informationstafeln installiert. Zuvor war das Gelände bei der Dreher’schen Mühle mit großem Aufwand umgestaltet worden: Der Neckar wurde entsprechend einer EU-Vorgabe für Fische durchlässig gemacht und der Hochwasserschutz der Mühlen verbessert.
Zudem wurde das Neckarufer mit Sitzstufen gestaltet und ein Grillplatz angelegt, was beides im vergangenen Sommer schon rege genutzt wurde. „Über die Geschichte der einst so bedeutsamen Mühlen erfuhr der Besucher bislang nur wenig. Um die umfangreichen Maßnahmen abzurunden, haben wir daher nun die Infotafeln aufgestellt, um Interessiertn über die Geschichte der Dreher‘schen Mühle, der Kochlinsmühle und des im Mittelalter wichtigen Neckarübergangs zu informieren“, so Bürgermeister Dr. Christian Ruf.
Für das Denkmalamt hat der Bauhistoriker Stefan King vor zwei Jahren die Umbauarbeiten in der Au Schritt für Schritt dokumentieren. Und so sei die Idee entstanden, die aufbereitete Geschichte auch Interessierten zugängig zu machen, erzählt Stefan King. Entlang des Neckars reihten sich im Umfeld der Stadt einst 13 Mühlen. Das Gefälle des Flusses erlaubte nur alle paar hundert Meter eine Wasserkraftanlage. Einzig die Drehers- und die Kochlinsmühle stehen nebeneinander, weil sie den Zulaufkanal gemeinsam nutzen, erklärt King.

Auch wenn die beiden noch verbliebenen Mühlen heute recht abseits zu liegen scheinen, so war das nicht immer so, führte doch seinerzeit genau bei den Mühlen eine Brücke über den Neckar. „An den Mühlen ist viel Geschichte passiert. Hier kamen seinerzeit viele Menschen vorbei, die den Neckar überqueren wollten. An den Mühlen vorbei verlief die Straßenverbindung nach Nordosten“, erklärt King die Bedeutung des Standortes.
Das Konzept für die Infotafeln hat die Rottweiler Agentur hugger_gestaltung in Anlehnung an die Innenstadtwegweiser und die Informationstafel am Schwarzen Tor konzipiert. Die pulverbeschichteten Stahltafeln hat die Schlosserei Reinhard Müller im Gewerbepark Neckartal angefertigt. Jede Tafel hat ein eigenes Thema, das in jeweils vier Unterthemen gegliedert ist – lesefreundlich, übersichtlich und anschaulich bebildert.
So erfährt man unter der Rubrik „Mühlen und Neckarübergang“ Wissenswertes über die Wasserbauanlage, den Mühlenstandort, die Brücken und das verschwundene Zürner Tor als Teil der Stadtbefestigung. Eine Tafel widmet sich dem ehemaligen Neckarwehr, erklärt die einstige Funktions- und Konstruktionsweise und den Rückbau aufgrund einer EU-Richtlinie zum Gewässerschutz. Eine weitere Tafel hat die Dreher’sche Mühle zum Inhalt, zeigt die Geschichte auf, erklärt technische Details der Mühlenräder. Auf der vierten Tafel ist die Geschichte der Kochlinsmühle festgehalten, hier wird unter anderem auch eine Durchströmturbine erklärt, die 1951 anstatt des Mühlrades eingebaut wurde.