ROTTWEIL – Nach Dreikönig sorgen die Schläge der unermüdlichen großen und kleinen Klepfer in Rottweils Gassen für fastnachtliche Vorfreude. Um die Tradition für die nächste Generation zu bewahren und damit die vielen klepfenden Kinder in der Stadt die Möglichkeit bekommen, ihre Kunst vor einem fachkundigen Publikum zu präsentieren, organisierten Bettina Weigl vom städischen Kinder- und Jugendreferat (KiJu) und Karl-Heinz und Bettina Auch im Jahr 2001 den ersten Klepferwettbewerb in Rottweil.
Damals noch auf dem Münsterplatz, ging es der Jury nicht nur um den lautesten Knall, sondern auch um die Weitergabe der Tradition, Stil und Ausführung beim Klepfen. Jurymitglied Dominik Sautermeister war vom ersten Klepferwettbewerb bis heute mit dabei. Er sieht die größte Veränderung in den vergangenen 20 Jahren nicht bei den Kindern. Die Begeisterung fürs Klepfen ist für ihn heute noch die gleiche wie vor 20 Jahren. Aber die Kinder sagen bereits seit einer ganzen Weile nicht mehr „Du“ sondern „Sie“ zu ihm. Eines der deutlichsten Zeichen dafür, dass eben auch die Jurymitglieder 20 Jahre älter geworden sind. Sein persönliches Klepferwettbewerb-Highlight war die erste Teilnahme seines Sohnes.
Auch hat er sich sehr gefreut, dass der Veranstaltungsort gleich im zweiten Jahr vom Münsterplatz in die Obere Hauptstraße verlegt werden konnte. Grundsätzlich ist es für ihn aber jedes Jahr aufs Neue beachtlich, wie viele Kinder sich trauen, vor so vielen Zuschauern zu klepfen was das Zeug hält. Er versichert, alle Jurymitglieder bewerten die Teilnehmer nach bestem Wissen und Gewissen. Auch wenn es manchmal enttäuschte Kinder gibt, für ihn gilt: Alle, die den Mut besitzen anzutreten, haben eigentlich schon gewonnen.
Am Wochenende vor der Fasnet präsentierten in den letzten 20 Jahren zwischen 29 Kinder im Jahr 2001 und 81 Kindern im Jahr 2011 ihre Goaßlkunst. Allerdings nehmen nur Mädchen beim Klepferwettbewerb teil. Obwohl Mitorganisatorin Sandra Heintel vom Kinder- und Jugendreferat in der Fasnetszeit immer wieder mal kleine Klepferinnen anspricht und ermutigt. Eine der wenigen Teilnehmerinnen war Glorija Ilijasevic, sie hat dafür sogar mehrfach mitgemacht hat. Abwohl häufig die einzige Teilnehmerin, fühlte sie sich von den Jungs immer ernst genommen und sorgte mit ihren beeindruckenden Fähigkeiten sogar für manch bewundernden Blick. Für Glorija war es aufregend mit dabei zu sein und den Jungs zu zeigen, dass auch Mädchen richtig gut klepfen können.
So ein ordentlicher Goaßlschlag sorgt für hohe Dezibelwerte in der Oberen Hauptstraße. Trotzdem finden die Anwohner Otto und Barbara Haller bewundernde Worte für die unermüdlichen Kinder. Um den Klepfernachwuchs macht sich der erfahrene Rösslenarr Otto Haller keine Sorgen. Sieht er doch täglich nach eigenen Worten ganz fantastisch klepfende zehn- bis zwölfjährige Jungs im Doppelduett vor seinem Haus, mancher Profi würde da alt aussehen. Einen großen Wunsch äußert das Ehepaar Haller aber, die Klepfer sollten sich an die Mittagsruhezeiten zwischen 12 bis 14 Uhr halten und auch in den frühen Morgen- und späten Abendstunden müsse das Klepfen nicht sein. Training, meint Otto Haller, sei natürlich auch für junge Klepfer wichtig, vielleicht könnten es die Kinder den Erwachsenen nachmachen und außerhalb der Innenstadt, beispielsweise am Stadion trainieren.
Um die Kinder für dieses Thema zu sensibilisieren seien aber sicher auch die Eltern gefragt. Die Veranstalter werden im Übrigen auch den Klepferwettbewerb dazu nutzen, um beim Nachwuchs an die Ruhezeiten zu erinnern. Otto Haller berichtet, dass es zu seiner Zeit den Kinder auch am Sonntag nicht erlaubt, war zu klepfen. So wurde ihm in der Fasnetszeit so manches Mal die Goaßl abgenommen und er durfte sie erst am Schmotzigen auf der Polizeiwache wieder abholen.
Seit dem Jahr 2003 ist auch die Narrenzunft Rottweil als Veranstalter und Mitorganisator beim Klepferwettbewerb mit dabei. So stellt der Chef der Narrenkammer, Uli Hezinger, die Halterungen für die Gänsefedern zur Verfügung und stiftet seit vielen Jahren die Schwarzwurst für die viertplatzierten Preisträger. Ausschussmitglied und Rössletreiber Axel Pfriender hat lange Jahre die Jury fachkundig unterstützt. Doch für viele teilnehmende Kinder sind der Handschlag und ein paar lobende Worte vom Narrenmeister höchstpersönlich ein absoluter Höhepunkt.
Bei all der Begeisterung für das Klepfen und Rösslenarren ist es der Narrenzunft wichtig, dass sich auch ein kleines Rössle während des Kinderumzugs mit dem Narrensamen an gewisse Regeln halten muss. So sollten bei einem Kinder-Rössle der Charakter einer selbst gemachten Verkleidungen im Vordergrund stehen und deshalb beispielsweise nicht mit perfekten Larven aus Holz ausgestattet sein. Die Zukunft und Erhaltung der Rottweiler Fasnet liegt in den Händen der Kinder und Jugendlichen, die in Rottweil aufwachsen und so wünscht sich die Narrenzunft Rottweil, dass mit dem Klepferwettbewerb ein weiterer Baustein für die Vermittlung des Brauchtums gelegt wurde.
Über 1000 Kinder haben seit dem 17. Februar 2001 die Goaßl geschwungen, ihre Kenntnisse über die Fasnet präsentiert und für Gänsehaut bei den Zuschauern gesorgt. Das Organisatoren-Team mit den Jurymitgliedern Tobias Alt, Dominik Sautermeister und Robin Auch freuen sich auf alle teilnehmenden Kinder des 20. Klepferwettbewerb am Samstag, 15. Februar, und wünschen sich, dass das Eröffnungs-Motto des ersten Klepferwettbewerbs für heute und noch viele kommende Jahre gilt: „Wir klepfen alle miteinander und nicht gegeneinander.“
INFO: Eine wichtige Neuerung gibt es dieses Jahr: Die kostenfreie Anmeldungen werden bis Freitag, 14. Febraur (mit Einverständniserklärung eines Erziehungsberechtigten) im KiJu-Büro im Kapuziner (Neutorstraße 6) und bei Schuhmachermeister Karl-Heinz Auch (Bruderschaftsgasse 11) entgegengenommen. Die Flyer mit dem Anmeldeformular liegen in den Auslagestellen der Stadtverwaltung sowie in der Innenstadt aus und stehen auf www.kijuversum.de zur Verfügung.