Eine etwas andere Firma ist sie schon, die Holzmanufaktur im Gewerbegebiet Neckartal. Auch Wirtschaftsministerin Nicole Hofmeister-Kraut kennt sie. Am Donnerstagabend war sie vor Ort bei der Überreichung der Gemeinwohl-Bilanz. Und fand persönliche Worte.
Gemeinwohl? Einige aus der über hundertköpfigen Belegschaft stellten die Säulen der Gemeinwohl-Ökonomie vor, die sich die Firma auf die Fahnen geschrieben hat: Menschenwürde, Gerechtigkeit und Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitentscheidung der Mitarbeiter und –innen. Jens Metzger, Schreiner und Projektleiter, stellte bei der Überreichung des Testats an die Geschäftsführung die Bilanz vor: Bei einer Skala von minus 3600 bis 1000 hat die Firma 375 Punkte erreicht. Einen Wert von 600 wolle man erreichen – und er stellte auch gleich vor, was es im Einzelnen zu tun gibt. Beispielsweise beim Umgang mit Konflikten: 22 Prozent sind dabei laut einer Umfrage unzufrieden. Ziel sei daher, Lösungen für eine bessere Konfliktbewältigung zu entwickeln.
Zu diesem Zeitpunkt des Festes war die Ministerin bereits zum nächsten Termin enteilt.
Die Holzmanufaktur sei „Vorreiter bei Themen wie Gemeinwohl“, hatte Hofmeister-Kraut die Holzmanufaktur gelobt. Sie erinnerte sich, dass sie ein Jahr zuvor der Firma den LEA-Wirtschaftspreis übereicht hatte, für soziale Verantwortung. Sie erinnerte sich an die Sanierung des Alten Schlosses in Stuttgart, bei der die Holzmanufaktur mitgewirkt hatte, und an die stets gut gelaunten Mitarbeitenden der Firma. Dort herrschten jetzt angenehmere Temperaturen, weil die von der Holzmanufaktur restaurierten Fenster viel besser isolierten. „Wir sind hier in Baden-Württemberg glücklich, solche Firmen zu haben“, sagte sie. „Sie bringen Ökonomie, Ökologie und soziale Verantwortung … zusammen“.
Hermann Klos, einer der beiden Gründer und einer der drei Geschäftsführer, hatte die Anfänge der Firma vor 35 Jahren vorgestellt. Beseelt von den 68er-Ideen, hätte eine Gruppe von Schreinerinnen und Schreiner einen durchaus anderen Handwerksbetrieb gründen wollen, in der es keine sozialen Unterschiede gibt. Doch als es dann zur Gründung gekommen sei und große Kredite aufgenommen werden mussten, seien nur noch er und Günther Seitz übrig geblieben. „Und über Nacht wurden wir Unternehmer, oder wie wir vorher gesagt hätten, Kapitalisten“, sagte Klos zur Freude der Zuhörer. Damals hätten sie nichts gehabt, außer Schulden. Heute haben sie eine blühende Firma mit über hundert Mitarbeitern und –innen, „und ich fahre Mercedes, bei schönem Wetter auch mal Porsche“, sagte Klos.
Mitarbeiter und –innen hatten auch für das Programm des Abends gesorgt, in dem sie die Firmenphilosophie vorstellten und ein Interview mit OB Christian Ruf führten.