ROTTWEIL – Brillen, unzählige Schlüssel, Federmäppchen, Handys, ja und sogar ein komplett ausgestatteter Kinderwagen – es gibt fast nichts, was im Fundbüro der Stadt Rottweil nicht abgegeben wird. „Sogar einen kleinen Hund, einen Chihuahua, hatten wir mal“, erzählt Petra Schwarz, die das Fundbüro im Alten Rathaus gemeinsam mit Isabella Kruppa und Brigitte Dieterle betreut. Die Damen können so manche – durchaus auch kuriose – Geschichte aus ihrem Alltag erzählen.
Einmal im Jahr werden bei der Zehntscheuer am Sonnenbuckel Fundfahrräder versteigert, die sich das Jahr über im Fundbüro so angesammelt haben. Am Freitag, 24. Mai, um 12.45 Uhr ist es wieder soweit, und es heißt: zum Ersten, zum Zweiten, und zum Dritten. „Wir haben in diesem Jahr so viele Fahrräder wie noch nie“, freut sich Petra Schwarz, die das Fundbüro seit gut 20 Jahren mitbetreut. Wer etwas findet, der kann es bei den Damen an der Infothek im Alten Rathaus abgeben. Wenn er Glück hat, gibt’s irgendwann Finderlohn, oder der Finder darf Geldbeutel, Handy und Co. nach einem halben Jahr sogar wieder abholen, da sich kein Besitzer ausfindig machen ließ. Im Fundrecht ist genau festgeschrieben, wie lange die Dinge im Rathaus eingelagert werden müssen und was nach dieser Zeit damit passiert.
Petra Schwarz, Isabella Kruppa und Brigitte Dieterle kennen das Gesetz quasi im Schlaf. Was viele nicht wissen: Die Fundstücke wandern nicht einfach nur so in die Aufbewahrungsschränke, sondern die Mitarbeiterinnen haben die Aufgabe, den Besitzer möglichst zeitnah ausfindig zu machen. „Das ist manchmal gar nicht so einfach. Man kommt sich vor wie Sherlock Holmes und freut sich über jede noch so kleine Spur“, erzählt Petra Schwarz lachend. „Aber wenn man es dann geschafft hat, dann kann man schon auch ein bisschen stolz sein“, verrät sie. In all den Jahren habe sie schon so manche kuriose Geschichte erlebt. So habe einmal ein älterer Herr sein Gebiss gesucht und sei kreuzunglücklich darüber gewesen, dass niemand es abgegeben hatte. Einige Zeit später hat sich dann herausgestellt, dass Elstern das bei der Gartenarbeit auf dem Tisch abgelegte Gebiss mit in ihr Nest genommen hatten. „Der Mann kam und hat uns diese Geschichte erzählt“, sagt sie schmunzelnd.
Auch ein kleiner Chihuahua sei mal abgegeben worden. „Tiere nehmen wir allerdings nicht an. Da der Hund aber eine Steuermarke hatte, konnten wir den Besitzer schnell ausfindig machen, der sehr glücklich war, den kleinen Vierbeiner wohlbehalten abholen zu dürfen.“ Üblicherweise kümmert sich der Tierschutzverein Rottweil um Fundtiere.
Wie man sein Fahrrad einfach so verlieren kann, das wissen Schwarz und ihre Kolleginnen auch nicht so genau. „Aber viele Fahrräder bekommen wir von der Polizei.“ Sogar einen komplett ausgestatteten Kinderwagen hatten sie mal bekommen, samt Decken, Kuscheltieren und Schnuller. Abgeholt wurde er nie. „Den hat schließlich die Aktion Eine Welt bekommen“, sagt Petra Schwarz. Früher habe man auch die Fundsachen versteigert. Doch das lohne sich zwischenzeitlich nicht mehr. Immer weniger werde abgegeben. „Vielleicht wissen viele Leute einfach gar nicht, dass es ein Fundamt gibt“, meint Petra Schwarz. Sie und ihre Kolleginnen nehmen Fundsachen an der Infothek immer gerne entgegen. Im Prinzip könne der Finder vom Besitzer auch Finderlohn verlangen. Bei Sachwerten bis 500 Euro liegt der bei fünf Prozent. Auch Geld, das bei einer Renovierung eines alten Hauses gefunden wurde, sei schon abgegeben worden. „Für den Finder hat es sich gelohnt. Da sich niemand gemeldet hat, durfte er das Geld nach sechs Monaten wieder abholen und behalten.
Und was wird am meisten abgegeben? „Handys und Schlüssel“, sagt Schwarz und zeigt auf eine ganze Sammlung davon. Doch meist frage da keiner mehr nach. Petra Schwarz, Isabella Kruppa und Brigitte Dieterle bedauern es ein wenig, dass das Fundbüro offenbar etwas in Vergessenheit geraten ist. Doch das könnte sich ja jetzt ändern. Fundsachen kann man an der Infothek im Alten Rathaus abgeben: Montag bis Mittwoch 8 bis 17 Uhr, Donnerstag 8 bis 18.30 Uhr und Freitag 8 bis 12.30 Uhr.
INFO: Die Versteigerung der Fundräder beginnt am Freitag, 24. Mai, um 12.45 Uhr im Vorhof der Zehntscheuer am Sonnenbuckel. Interessierte sind willkommen.