Kein Schulleiter des Alten Gymnasiums, keiner des späteren Albertus-Magnus-Gymnasiums war so viele Jahre mit seiner Schule verbunden wie Manfred Waldraff. Er war als Konviktor dort Schüler von 1956 bis 1960, Lehrer von 1966 bis 1980; danach 20 Jahre lang Schulleiter bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2000. Nun ist er 79-jährig verstorben.
Er sei von Konvikt und Schule geprägt worden, schreibt er iın Erinnerungsband ehemaliger Konviktoren; natürlich hat er in zwei
Jahrzehnten als Oberstudiendirektor die Schule geprägt, ganz gewiss nicht zu ihrem Nachteil, wie wohl jeder, der ihn als Lehrer oder als Vorgesetzten erlebt hat, bestätigen wird.
Manfred Waldraff verfügte über hohe Fachkompetenz in seinen Studienfächern Latein, Griechisch und Geschichte; dieselbe Kompetenz erwarb er sich in einem Begleitstudium zusätzlich im Fach Biologie. Hohe Fachkompetenz reicht aber nicht aus, um ein guter Schulleiter zu sein, denn der hat, anders als ein Lehrer, als Kontrahenten nicht nur Eltern und Schüler, sondern das Kollegium, die Stadtverwaltung als Geldgeber, ferner das Oberschulamt und gelegentlich auch das Kultusministerium. Und schließlich sollte das Gymnasium auch in der städtischen Gesellschaft wahrgenommen werden.
Das Albertus-Magnus-Gymnasium hat darüber noch eine Besonderheit: es betreut die Schätze der ehemaligen Jesuitenbibliothek. Manfred Waldraff erfüllte die ihm gestellten Aufgaben souverän. Seine Tätigkeit als Schulleiter begann der gerade Vierzigjährige mit einer gelungenen Festwoche: das Gymnasium feierte sein 350-jähriges Bestehen. Der damalige Schulalltag war geprägt von der Oberstufenreform, vor allem durch die Leistungskurse, die durch Studienfahrten ergänzt werden sollten. Jeder Leistungskurs wünschte sich eine solche Fahrt, für manche Eltern ein finanzielles Problem. Waldraff gründete deswegen den Verein der „Ehemalige(n) und Freunde des Albertus-Magnus-Gymnasiums“. Der Verein ist bis heute ein voller Erfolg. Eine bahnbrechende Leistung Waldraffs war es, die wertvollen Bücher mit Hilfe der Schulstadt Rottweil in einem klimatisierten Raum unterzubringen. Damit wurden die übrigen Bibliotheksbestände allen Kollegen zugänglich gemacht.
Noch vieles wäre zu erwähnen: die Schulfeste, die wieder eingeführte Schlussfeier der Abiturienten als „Abiball“, die Gestaltung des „Schmotzigen“ an der Schule, die Förderung des Schultheaters und
des Schulchors… Am wichtigsten aber: Manfred Waldraff war und blieb ein von seinen Schülern hochgeschätzter Lehrer, ein gerechter Vorgesetzter und ein treuer Verwalter des ihm anvertrauten ehrwürdigen Gymnasiums.