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„„Meine Corona-Krise“, oder: Bettlinsbad-Wirtin Burgbacher und ihr Team stecken den Kopf nicht in den Sand“, Veröffentlicht: Dienstag, 21. April 2020, 6.30 Uhr

„Meine Corona-Krise“, oder: Bettlinsbad-Wirtin Burgbacher und ihr Team stecken den Kopf nicht in den Sand

Marianne Burgbacher managt das Ausflugslokal Bettlinsbad, zwischen Eschachtal und Rottweil-Hausen idyllisch am Waldrand gelegen. Jetzt, in der Corona-Krise, ist auch dort alles auf Stopp – obwohl der Frühling die Zeit des Aufbruchs wäre. Burgbacher hat uns einen Beitrag geschickt, einen Text, wie sie ihre Zeit während der Corona-Krise nutzt und wie sie versucht, das Beste daraus zu machen. Er ist voller Hoffnung und bietet ein paar kleine und eine große Überraschung. Wir bringen ihn im Wortlaut und ungekürzt.

Eigentlich wollten wir mit unserem Gasthaus im März vom „Winterschlaf“ wieder aufwachen und nach unserer Winterpause wieder öffnen. Eine Woche nach der Fasnet hatten wir die erste Mitarbeiterversammlung. Wir besprachen die Saison 2020, machten Schichtpläne und freuten uns auf den Beginn. Das Team stand, der Bierkeller war aufgefüllt, der Wurstsalat bestellt und die Oster-Dekoration aufgestellt. Wir standen in den Startlöchern. Doch dann kam alles anders.

Ja, es trifft uns hart, da die Reserven jedes Jahr in der Winterpause stark schrumpfen. Meine Mitarbeiter bauen die Überstunden ab aber verschiedene Kosten laufen weiter. Bisher war das kein Problem, denn danach beginnt normalerweise gleich unsere Hauptsaison. Im Frühling nämlich zieht es die Menschen hinaus in die Natur und wir haben sehr viel zu tun. Aber jetzt …? Wir haben Kurzarbeit angemeldet und hoffen auf den Zuschuss vom Land um die laufenden Kosten wenigstens zu reduzieren. Ausreichen wird das aber nicht.

Trotz dieser schwereren Zeit bin ich zutiefst dankbar, dass ich hier auf diesem Fleckchen Erde zuhause bin. Wir haben genug zu essen und zu trinken, haben eine wundervolle Natur und … vieles mehr. Ich glaube, dass viele von uns jetzt schon gelernt haben, dass wir das was wir vor unserer Haustüre haben mehr wertschätzen sollten. Nicht immer „noch mehr“, „noch größer“, „noch weiter“.

Wir stecken den Kopf trotz allem nicht in den Sand. Wir nutzen die Zeit für die Entwicklung von eigenen Produkten und Ideen. Unser erstes neues Produkt ist fertig: Ein selbstgemachter Eierlikör mit Bio-Eiern und Sanddorn. Und die Weiterentwicklung unseres Wildpflanzengartens ist voll im Gange.

Ich bin jetzt sehr viel im Garten. Dort ist auch unser zweites Produkt entstanden. Es ist ein Set zum Ausräuchern von Haus und Wohnung. Schon früher haben die Menschen Haus und Hof ausgeräuchert, wenn eine Krankheit durchs Land zog – mit Pflanzen aus den eigenen Gärten, aus Wald und Flur in der Umgebung. Dieses alte Wissen habe ich vor einigen Jahren im Allgäu gelernt. Es ist ein uralter Brauch der leider fast ganz in Vergessenheit geraten ist, der jetzt aber, in dieser Zeit, uns sehr hilfreich sein kann.

Bereits im letzten Jahr habe ich in einem kleinen Büchlein verschiedene Grundlagen und Hinweise über das Räuchern zusammengefasst. Unter dem Titel „Altes Wissen neu entdeckt, Räuchern mit den Schätzen der Natur“ gibt das „Räucherbüchlein“ wichtige und gute Tipps. Die zweite aktuelle Auflage ist jetzt im März erschienen. Es beinhaltet zum Beispiel die wichtigsten heimischen Räucherpflanzen und das 1×1 der Hausräucherung, so dass jeder in die Lage versetzt wird, selbst eine Räucherung zuhause durchzuführen.

Meine Tochter hat wegen der Krise jetzt einen Onlineshop eingerichtet (www.bruder-wolf.de) in dem wir unsere eigenen Produkte anbieten. Hier findet man auch das neue Räucherset für die Hausräucherung. Es beinhaltet: Das Räucherbüchlein, Räucherkohle, Räuchersand und viele heimische getrocknete Räucherpflanzen. Nach und nach werden wir hier weitere Eigenprodukte einstellen.

Langeweile hatte ich bis jetzt noch nicht. Mein Garten liegt mir sehr am Herzen, jetzt habe ich dafür Zeit. Ich habe auf unserem Grundstück über 80 verschiedene Wildpflanzen gezählt. Viele würden sagen, es hat hier viel Unkraut. Aber Unkraut nennen wir nur die Pflanzen, dessen Heilkraft wir nicht kennen. Wir möchten nun kleine Holzschilder machen und wollen sie alle mit dem Namen versehen. Wenn wir wieder einen „normalen Alltag“ haben und sich alles wieder eingespielt hat, könnte ich mir vorstellen, im Naturgarten und in der näheren Umgebung Führungen über Wildpflanzen für Gruppen anzubieten.

Aber nun, zum Schluss, verrate ich euch meinen allergrößten Glücksmoment in dieser außergewöhnlichen Zeit: Ich bin Oma geworden!

Marianne Burgbacher

 

 

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