ROTTWEIL – Zum ersten großen Konzertereignis nach pandemiebedingter Zwangspause hatten das Junge Sinfonische Blasorchester der Region Rottweil Windphonics und die Rottweiler Musikschule am vergangenen Samstag in die Göllsdorfer Halle eingeladen. Noch nicht ganz in der gewohnten Zahl, aber immerhin mit 35 Musikerinnen und Musikern war das junge Orchester angetreten, einen ganz besonderen Konzertabend der sinfonischen Blasmusik zu präsentieren.
Nachdem das Orchester wegen Corona im vergangenen Jahr nicht spielen durfte und auch das diesjährige Projekt zunächst nicht turnusgemäß im Frühjahr starten konnte, war den jungen Musikerinnen und Musikern die Freude sichtlich anzumerken, nun endlich wieder zusammenzukommen und miteinander zu musizieren.
Der Herausforderung, ein Konzertprogramm für Pandemiezeiten zu kreieren, war Orchesterleiter Pietro Sarno mit einer ca. einstündigen Folge großartiger Kompositionen begegnet, die sich zum Teil auch in wesentlich kleinerer Besetzung hätten spielen lassen. So wurden bei diesem Konzert nicht nur die Schlachtrösser in der großen sinfonischen Besetzung aufgeboten. Vielmehr übernahm jeder einzelne auch solistische Verantwortung für das Ganze und erfreuten sich die teilweise kammermusikalisch besetzten Stücke durchweg einer beeindruckend sauberen Intonation und klanglicher Ausgewogenheit.
Konnten sich eingangs die Blechbläser mit Giovanni Gabrielis „Canzon per sonar primi toni“ im Zusammenspiel zwischen Bühne und Empore profilieren, so beeindruckten die Holzbläser mit „Rikudim“, vier israelischen Volkstänzen von Jan Van der Roost, durch berührende Stimmungsbilder und perfekte Synchronität in den hochvirtuosen Passagen. Schlagzeuger Elias Rohrer schließlich wusste sich in „Strange Humors“ von John Mackey an der Djembe gegenüber dem ganzen Orchester zu behaupten und faszinierte mit der Vielfalt der Rhythmen und Klänge, die er dieser westafrikanischen Trommel entlockte.
Dirigent Pietro Sarno hatte die Zügel jederzeit souverän in der Hand und führte seine zum Teil noch sehr junge Mannschaft mit sicherer Hand durch den mitunter recht komplizierten Dschungel polyrhythmischen und freitonalen Zusammenspiels. Mit seinen kurzweiligen Erläuterungen zu den dargebotenen Werken und den pandemiebedingten Hintergründen ihrer Auswahl erwies Sarno sich zudem als sympathischer Conférencier, der auch hier stets den richtigen Ton traf und das Publikum mit wenigen Sätzen in die verschiedenen musikalischen Welten einzuführen verstand.
Und er – „wir sind weniger dieses Jahr, aber leiser sind wir nicht!“ – versprach nicht zu viel, bevor WINDPHONICS mit „Vesuvio“ von Frank Ticheli und „Jungle“ von Thomas Doss schließlich entfesselte jugendliche Spielfreude pur bot und die ebenfalls noch recht junge Göllsdorfer Mehrzweckhalle einem – mit Bravour bestandenen – Test der akustischen Randbereiche unterzog.
Das Publikum in der gut besetzten Mehrzweckhalle genoss das Konzert sichtlich und entließ die jungen Musiker erst nach drei Zugaben von der Bühne.
Kommentare zu diesem Beitrag