ROTTWEIL – Es war eine verzögerte Mitgliederversammlung der Bürgerinitiative Kapuziner in dreierlei Hinsicht: Corona bedingt, die einseitige Vereinskündigung durch die Bruderhaus Diakonie und die Zukunftssuche der Bürgerinitiative nach einem neuen Objekt. Soviel sei vorweggenommen: Das neue Objekt soll die Oberamteigasse 10 sein – das Obere Solbad – gegenüber der Jugendherberge.
Noch einmal tagte die Versammlung im Refektorium des Kapuziners und der Vorsitzende Henry Rauner drückte in seinem Rückblick Wehmut aber auch Stolz auf das Geleistete der Bürgerinitiative aus. Von 2004 mit Gründung der Bürgerinitiative bis zur Einweihung des sanierten Kapuziners im Januar 2011 ließ Rauner nochmals die einzelnen Entwicklungsstadien Revue passieren.
Die Begehbarmachung des maroden ehemaligen Kapuzinerklosters von 2004-2008 für Feste, Ausstellungen,Lesungen; von 2009 bis 2011 die Sanierungsphase mit der Suche nach Fördergeldern, Architekturbüros und Gemeinderatsbeschlüssen. Während der Sanierung wurden Bundeszuschüsse für ein Mehrgenerationenhaus gewährt, das zunächst im von der Initiative in Eigenregie sanierten Kutschenhaus seinen Anfang nahm. 2015 übergab die Initiative das gesamte Haus an die Bruderhaus Diakonie mit dem inzwischen gekündigten Vereinbarungsvertrag zur Nutzung der BI für heimatverbundes Brauchtum, wie etwa Fasnet.
Seit 2016 ist die Bürgerinitiative auf der Suche nach einem neuen Objekt wie der „Flasche“ oder „dem „Armbrustschützenhaus“, die beide aus Privatbesitzgründen nicht zu realisieren waren. Nun 2020/2021 soll es das „Obere Solbad“ in der Oberamteigasse 10 werden. Dazu benötigte die Bürgerinitiative eine Satzungsänderung, die von der Versammlung mit nur einer Gegenstimme angenommen wurde. Hierzu ist noch die Prüfung des Vereinsregisters und des Finanzamts notwendig.
Die üblichen Regularien wie der Bericht des Kassiers Dominik Staiger zum Kassenstand (31.12.2020) zur Kassenprüfung durch Ralf Stölz und Wolfram Langbein, der Entlastung des Vorstandes und turnusgemäßen Neuwahlen. Die Entlastung nahm W. Langbein vor und dankte dem Vorstand und Ausschuss für die geleistete Arbeit.
Die Mitgliederversammlung votierte für die Entlastung und Wiederwahl des gesamten Vorstandes (Vorsitzender Henry Rauner, stellvertretender Vorsitzender Boris Braun, Kassier Dominic Staiger, Schriftführerin Heide Friederichs) mit einer Gegenstimme. Neu zu den bisherigen Ausschussmitgliedern (Sabine Mehl, Ulrike Wenzler-Munding, Jürgen Mehl, Hubert Nowack, Walter Rothfuß, Guntram Vater) wurden Roland Schlotter, Martina van Spankeren-Gandhi und Marianne Wucher einstimmig gewählt.

Erwartungsgemäß großen Raum nahm die Vorstellung des neuen Objekts „Oberes Solbad“ ein: Ausschussmitglied Guntram Vater hielt einen äußerst kurzweiligen Vortrag mit historischen Bildern über die Geschichte des denkmalgeschützten Gebäudes. Nach intensiver Recherche lieferte er ein detailliertes Bild über die Bäder-und Druckereinutzung im Besitz der Familie Eller und ihres Erbauers, des Buchdruckers Heinrich Eller im Jahr 1893. Seinen Bericht beendete Vater zur allgemeinen Bewunderung mit einem selbst angefertigten Modell des Gebäudes – als Spendenbox sozusagen.
Vorsitzender Henry Rauner stellte den jetzigen Zustand des Gebäudes, eine mögliche Nutzung und ein Finanzierungskonzept vor. Erste Überlegungen des gesamten Vorstandes und der Ausschussmitglieder wurden vorgestellt, wie etwa die Nutzung der ehemaligen Bäder im Untergeschoss , des ehemaligen Druckereiraums beziehungsweise der Weinstube als Versammlungsstätte und Vereins-Gastraum im Erdgeschoss, kleinere Werkräume oder Ateliers in Obergeschoss und Dachgeschoss.
Die offene Frage sei die künftige Nutzung: Ein Haus für Bürger, Vereine, Stadt oder die Alternative einer teilweisen Vermietung an die Jugendherberge gegenüber. Das künftige „Bürger-Werk-Stadt“ – Haus stieß in der Versammlung auf positives Echo. „Das sei eine tolle Idee, in eine Sanierung einzusteigen, damit das denkmalgeschützte Gebäude kein Schandfleck mehr in der historischen Innenstadt sei und eine neue Nutzunge finde“, brachte es Mitglied Christl Hönig-Engelhardt auf den Punkt. In der Beschlussfassung für das neue Objekt erhielt der Vorstand einstimmige Zustimmung. „Sole – Leben- Denkmal“ werde nun das alte Logo „Sonne – Leben – Kapuziner“ ersetzen.