ROTTWEIL – Nach wie vor werden in der Region Baugebiete für Einfamilienhäuser im Grünen ausgeschrieben, um der großen Nachfrage am Bauland gerecht zu werden. Welche anderen Möglichkeiten es gibt, steht im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion der Grünen am Donnerstag, 21. März um 19.30 Uhr im Alten Gymnasium in Rottweil.
Wohnraum wird immer knapper und teurer, aber auch der Flächenverbrauch wird zunehmend zum Problem. Darum haben die Grünen unter anderem Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer eingeladen, denn in Tübingen versucht man es anders. Zum Beispiel mit Baugemeinschaften: Familien, Alleinstehende, Gewerbetreibende oder Investoren tun sich zusammen, um Gebäude nach ihren Vorstellungen zu errichten. Dafür erhalten sie von der Stadt die Option auf ein Grundstück, das sie später erwerben können. Ein erfolgreiches Projekt, das man zuerst im Französischen Viertel ausprobierte, heute ist aus dem Experiment die Regel geworden.
Mit Palmer auf dem Podium sitzt Alexander Schiem, der als Leiter der Spittelmühle langjährige Erfahrung in der Obdachlosenhilfe hat, und Guido Speiser, der seit vielen Jahren den Mieterverein Rottweil leitet und für die Rechte der Mieter kämpft. Außerdem diskutiert Hans-Peter Faißt vom AWO-Kreisvorstand mit, früherer Leiter der Stadtbau Rottweil, und Norman-Giscard Sailer, der für die Investoren mitredet, er betreibt mit seinem Bruder Harald die Immobilienmanagement GmbH Sailer&Sailer.
Moderiert wird der Abend ebenfalls von einer erfahrenen Fachfrau: Professorin Dita Leyh ist Architektin und Stadtplanerin, seit 2013 zertifizierte Auditorin für nachhaltige Stadtquartiere der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen, ein Schwerpunkt ihrer Arbeit sind New Town Planungen, Stadterweiterung und Stadterneuerung im internationalen Kontext vor allem im asiatischen und arabischen Raum. Außerdem arbeitete sie am Forschungsprojekt „Klimahüllen für Gewerbegebiete“ mit und wurde mehrfach ausgezeichnet, so mit dem Shenzhen Planungsaward und dem 2003 Urban Forum Award der Hanyang Universität Seoul in Korea.
Gemeinsam wird man darüber diskutieren, wie man gerade im ländlichen Raum neuen Wohnraum schaffen kann, ohne dass Städte und Dörfer ihre Identität verlieren. Dabei geht es um die Fragen, welcher Wohnraum künftig nachgefragt werden wird, wie bezahlbarer Wohnraum auch langfristig gewährleistet werden kann, und ob Mietpreisbremsen, Obergrenzen, Erbpacht oder Ähnliches eine Lösung sind. Auch um sinnvolle Förderungen wird es gehen, welche Konzepte und welche Wohnformen speziell für den ländlichen Raum passen, und darum, ob Bezahlbarkeit und klimagerechtes Bauen ein Widerspruch sind. Außerdem um die Frage, ob klassische Einfamilienhausgebiete noch Zukunft haben und wie das Wohnen im Alter bezahlbar gemacht werden kann.