ROTTWEIL – Das Herbstsymposium für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Vinzenz von Paul Hospital erfreute sich auch in diesem Jahr eines regen Zuspruchs durch interessiertes Fachpublikum. Professor Ferdinand Kirchhof, Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts eröffnete als hochrangiger Gast das Vortragsquartett.
Er führte engagiert und mit viel Erfahrungswissen unterfüttert die Artikel des Grundgesetzes aus, welche für freiheitsbeschränkende Maßnahmen von wesentlicher Bedeutung sind: die Würde, die Freiheit und die körperliche Unversehrtheit des Menschen. Da Zwangssituationen in der Psychiatrie jedoch mitunter nicht vermeidbar sind, sieht die neue Rechtsprechung vom Juli 2018 eine noch engere Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Pflege und Richtern vor. Die wichtige und erhitzte Diskussion im Anschluss zeigte auf die herausfordernden Umsetzungsprobleme an der Klinikfront und die Notwendigkeit von mehr Fachpersonal um diese Rechtsprechung umzusetzen.
Das zweite Thema befasste sich mit der der Verordnung von Cannabis unter medizinischen und rechtlichen Aspekten. Professor Ulrich Preuss wies darauf hin, dass seit März 2017 Arzneimittel auf Cannabisbasis ärztlich verschrieben werden können, wenn ausreichende Aussicht auf Erfolg vorliegt und keine wirkliche Alternative zur Verfügung steht. Als möglichen Nutzen nannte er zwei Indikationen: Versagen der Standardmedikation bei chronischen Schmerzen sowie Übelkeit im Rahmen einer Krebsbehandlung mit Zytostatika. Jedoch wurde davor gewarnt Cannabis zur Therapie psychiatrischer Erkrankungen einzusetzen – eine therapeutische Wirkung nicht nachgewiesen.
Prof. Plewnia, Ärztlicher Leiter des Zentrums für Hirnstimulation des Universitätsklinikums Tübingen berichtete sehr anschaulich über Grundlagen, Möglichkeiten und aktuelle Forschungsprojekte im Bereich nicht- invasive Hirnstimulationsverfahren.
Die transkranielle Magnetstimulation (TMS) sei ein mittlerweile etabliertes Verfahren in der Behandlung der Depression zur Verbesserung der Stimmungslage und der kognitiven Leistungsfähigkeit. Durch bessere Kontrolle negativer Gedanken stelle diese Behandlung eine gute Ergänzung zu begleitenden Psychotherapie dar.
Das Vortragsprogramm wurde abgerundet durch Professor Christian Mawrin, Institutsdirektor am Institut für Neuropathologie Magdeburg. Er bot ein up-date zum Thema Demenzerkrankungen, wobei er neue mögliche Zusammenhänge in der Pathogenese speziell der Alzheimererkrankung aufzeigen konnte, die sich aktuell allerdings erst noch aus Tierexperimenten ergeben.