Eines der ältesten fotografischen Fastnachtszeugnisse überhaupt, die Rottweiler Narrentafel, feiert in diesem Jahr ihren 150. Geburtstag. Jetzt wird sie ausgestellt.
Als die Menschen in Narrenkleidern und Zivil für die Aufnahme, die eigentlich aus mehreren Teilbildern besteht, zusammenkamen, hatten sie dasselbe Schicksal wie wie 2021 – die Fasnet war 1871 nämlich ebenfalls abgesagt. Damals grassierte keine Pandemie, aber der Deutsch-Französische Krieg hatte über 180.000 Tote auf beiden Seiten. Den Menschen schien es damals offenbar pietätlos, angesichts der Toten und Verwundeten und trotz der feierlichen Ausrufung des Kaiserreiches im Spiegelsaal von Versailles wenige Wochen davor Fasnet zu feiern.
Aber wie wir heute waren die Rottweiler auch damals nicht bereit, gänzlich auf die Fasnet zu verzichten. Und so stellen sich Biss, Gschell, Fransekleidle, Federahannes und Schantle zu einem „lebige Bild“ auf, das wohl ein Wanderfotograf (Rottweil hatte 1871 noch keinen niedergelassenen Fotografen) dann in mühevoller Kleinarbeit aus mehreren Aufnahmen zusammensetzte. Auf dem Bild sind nämlich so viele alte Narren und einige Zivilisten zu sehen, dass der Bildausschnitt damaliger Kameras nicht gereicht hätte.
Dem Fleiß des Fotografen aber ist es wohl zu verdanken, dass man so viele Details erkennen kann und auch alte Bekannte wiedertrifft. Wie etwa „Ronnys Schantle“, damals noch im Kleid der gefürchteten „Dreckschantle“, weshalb er am linken Bildrand vom „Büttel“ zur Ordnung ermahnt wird.
Der Fasnetsbesen „Schwarzes Lamm“ hat nun zum Geburtstag der Narrentafel und aus Bestürzung über die abgesagte Fasnet 2021 die Narrentafel auf 5,50 x 1,50 Meter vergrößert und zeigt diese ab dem „Schmotzige Donnerstag“ im Schaufenster des Besens in der Metzgergasse bis zum Aschermittwoch rund um die Uhr. Nachforschungen des historischen Ausschusses der Lammtruppe sollen ergeben haben, dass diese Narrentafel damit die größte im gesamten Universum ist.
Den Anblick sollte man sich auch trotz Ausgangssperre, Mundschutz-Pflicht und Fasnetsverbotes auf gar keinen Fall entgehen lassen.
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