Aus der Rottweiler Otto-Burger-Passage wurde über Nacht der “Elser-Weg”. Statt an einen überzeugten Nationalsozialisten erinnert ein Schild nun an Georg Elser, den Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Ein Unbekannter hat dem Burger den Garaus gemacht.

Rottweil (gg). Otto Burger sollte eigentlich bleiben. Der Stadtrat hatte mit Unentschieden gestimmt – und damit gegen eine Änderung des Namens. Das veranlasste einige, weiter über den Sinn und den Unsinn des Namens des kleinen Stückchens Rottweil gleich beim Schwarzen Tor zu debattieren. Und es veranlasste einen oder mehrere Unbekannte, selbst zu handeln. Seither prangt ein geprägtes Blechschild dort, wo einst der Name Burgers hing.
Georg Elser steht als Widerstandskämpfer für jenes geplante Attentat auf Adolf Hitler im Münchener Bürgerbräukeller am 8. November 1939. Er kann damit als Gegner im Geiste des bisher namentlich geehrten Otto Burger gelten.
Burger dagegen war Mitglied der SA-Reiterstaffel, und im November 1938 ließ er als Rektor der damaligen Mädchenschule jüdische Schülerinnen der Schule verweisen. Schülerinnen, deren Vater kurz zuvor ins KZ gebracht worden war. Auch habe er die Leute aufgefordert, den Hitlergruß zu zeigen, erinnern sich manche Rottweiler. Dennoch wurde er nach dem Krieg als Mitläufer eingestuft, jedoch seines Amts enthoben und degradiert.
Strafrechtlich hat die Ummontage des Straßenschilds eine gewisse Relevanz – es kann Sachbeschädigung sein und Diebstahl. Die Stadtverwaltung, von der NRWZ informiert, will zunächst abwarten, ob das Schild wieder auftaucht. Sie will bis auf weiteres nicht reagieren, weil das Schild nicht etwa auf eine postalische Adresse hinweist – also an sich nicht gebraucht wird.
Es war
und ist immer noch ein schwieriges Thema das sogenannte „Dritte Reich“ und die
es tragenden einstigen Nazis. Daher endete auch unser Geschichtsunterricht in
der Schule kurz nach dem I. Weltkrieg. Die Machtergreifung Hitlers und wie es
dazu kam und was das alles für Folgen hatte war kein Thema für den Unterricht.
Vielleicht lag es an unserem Lehrer, der eine braune Vergangenheit gehabt haben
soll. Von den Alten hörte man dann nur über einzelne Personen sagen, bei Adolf
stand er hinter dem Vorhang um zu schauen wer in die Kirche geht und nun trägt
er an Fronleichnam den Himmel. Aus Saulus wurde also Paulus. So haben
sicherlich viele in meinem Alter die geschichtliche Entwicklung im näheren
Umfeld mitgeteilt bekommen. Die Politik lies die Archive in Ludwigsburg für die
Öffentlichkeit geschlossen und dies war bis vor wenigen Jahren so. Wohl wissend,
dass mancher hohe Beamte und viele Abgeordnete durch eine oberflächliche
Prüfung zum „Mitläufer“ anerkannt wurden nun wieder ihrer Tätigkeit nachgingen. Heute
70 Jahre danach, werden die Archive geöffnet wo fast alle einst Aktiven bereits
in Frieden ruhen. Ich kenne die Geschichte und das Treiben des Otto Burger
nicht. Wie intensiv seine Mitläuferschaft war. Nur bin ich der Meinung, dass
wenn man dieses Thema aufgreift, alle Namensgebungen in der Stadt
dahingehend abgeklopft werden müssen und nicht nur einzelne an den Pranger
gestellt werden dürfen. Die Archive sind offen, der Stadt sind Namen und
Geburtstage bekannt und sie hätte nun auch einen berechtigten Anlass hier
nachzufragen
“alle Namensgebungen in der Stadt dahingehend abgeklopft werden müssen und nicht nur einzelne an den Pranger gestellt werden dürfen” … es kann aber auch nicht sein, dass man dann lieber nichts unternimmt wenn man nicht alle “Bösewichte” erwischt. Herr Otto Burger stellt keiner an den Pranger, sollte man auch unterlassen, denn wie hätten wir in dieser Zeit gelebt? Andererseits muss man auch kein Denkmal stiften und sei es nur durch die Nennung einer Passage. Soviel sollten an Rückrad besitzen und aus der Geschichte die Konsequenz tragen. Es gab und gibt zu viele Mitläufer die man heute allzugerne als Märtyrer und Helden hinstellt. Über Tote muss man nichts schlechtes sagen, aber huldigen bis zum St. Nimmerleinstag muss auch nicht sein. Da hätte meine Geburtsstadt ruhig etwas mehr Stil zeigen können.
Auch wenn ich mit diesem Namen sehr gut leben kann, finde ich diese Aktion nicht gerade gelungen. So wie der alte Namen entfernt wurde, wird auch der neue seinen Weg nehmen. Was ist dabei gewonnen? Soll dieses Kasperle Theater dann wöchentlich oder täglich mit immer neuen Namen seine Fortsetzung finden, weil je mehr die Gefahr des Entdeckt zu werden vorhanden ist, der Reiz des Verbotenen zunimmt? Gefühltes Unrecht kann man nicht mit einer solchen Tat ändern.
Dazu bedarf es mehr. Dazu bedarf es, dass man die Gemeinderäte persönlich anspricht, ob Sie mit einem Schild eines “Mitläufer des 3. Reichs” mit reinem Gewissen die Existenz akzeptieren können? Ob Sie auch einverstanden sind wenn eine “Rechte Partei” einen Aufmarsch anmeldet und durchführt? Wenn dem im 2. Fall es nicht so sein sollte, wo liegt dann der Unterschied bei der Huldigung des Namensgeber der Passage?
Was also ist gewonnen mit der neuen Namensgebung? Noch mehr Aufmerksamkeit für eine Person die es sicherlich nicht verdient hat und in Frieden ruhen sollte. Dass Die Verwaltung sich anders entscheiden sollte und den Namen von Amts wegen entfernt dürfen wir hier in Rottweil nicht erwarten. Oder glaubt etwa noch einer von uns an den Osterhase?