Wäre Rottweil nicht in Deutschland, sondern in einer Bananenrepublik, dann würden jetzt Schmiergelder fließen. Oder Hausfrauen sich den Entscheidern im Rathaus anbieten, vielleicht sogar das. Denn die vorhandenen Bauplätze auf der Spitalhöhe, die sind viel zu wenige für das interessierte und kaufwillige Publikum.
Haushalt hin, Haushalt her – das ist wohl das spannendste Thema dieser Gemeinderatssitzung: Das neue Baugebiet auf der Spitalhöhe, bildlich gesprochen im Schatten des Wasserturms gelegen, ist unglaublich beliebt. Etwa einhundert Plätze sind zu vergeben. 200 Interessenten gibt es dafür. Jeder zweite wird also leer ausgehen, das steht heute schon fest.
Die Zahlen nannte Stadtbau-Chef Peter Hauser. Unter Punkt „Verschiedenes“ während der Gemeinderatssitzung, unter dem sich so manches subsumiert – fehlende Buswartehäuschen ebenso wie wild parkende Autofahrer bei der Villa Duttenhofer. Vergessene Warndreiecke in der Nägelesgrabenstraße ebenso wie gesponserte Neujahrsempfänge.
Aber Hauser von der Stadtbau zeigte auf, woran offenbar hunderte Menschen – Familien, Paare, Einzelpersonen, Investoren – derzeit interessiert sind in Rottweil: an einem Bauplatz in einem der schönsten Gebiete, die die Stadt zu bieten hat. Nahe Straßen, die die Namen großer Söhne und Töchter Rottweils tragen, nahe auch den Bauhaus-Villen der Besser-Verdienenden.
350 Interessenten hatten sich vor der Erschließung des Neubaugebiets Richtung Hausen auf einer Warteliste der Stadt vormerken lassen. Alle hat die Stadtbau nun angeschrieben und ihnen auch die Preise für das neue Bauland mitgeteilt, sagte Hauser weiter. 30 der Angeschriebenen besaßen offenbar die Frechheit, abzusagen. 120 die Chuzpe, gar nicht zu reagieren, wobei es jetzt auch zu spät wäre, die Frist ist abgelaufen. 200 antworteten und sagten „Ja, ich will.“
Von den vorhandenen Bauplätzen muss die Stadtbau vier abtreten – an den früheren Besitzer der Grundstücke. Der habe ein Vorkaufsrecht. Und um die restlichen „etwa einhundert“, so Hauser, können sich die verbliebenen 200 Interessenten nun reißen. Die vier mit Vorkaufsrecht werden in den aktuellen Unterlagen der Stadt noch geweißt. Unkenntlich gemacht, nicht verfügbar.
Unklar ist das Verfahren, wer welchen Bauplatz erhalten soll. Klar ist, dass alle Interessenten nun einen Fragebogen bekommen sollen, auf dem sie auch vier für sie interessante Bauplätze angeben können. „Wir überlegen, wie wir das gewichten. Wir werden dann versuchen, dass jeder seinen Wunschbauplatz bekommt“, versprach Hauser – jedenfalls derer, die zum Zuge kommen werden.
Die Interessenten für die Bauplätze kämen vor allem aus Rottweil oder seien Leute, die aus Rottweil stammten, inzwischen aber auswärts wohnten, hieß es schon im Vorfeld. “Wir bieten hier jungen Familien die Möglichkeit, in Rottweil zu bleiben”, so Bürgermeister Dr. Christian Ruf anlässlich des Spatenstichs. Und Oberbürgermeister Ralf Broß betonte im Blick auf die Anwohner, die mit kritischem Blick den Spatenstich begleiteten, Einschränkungen durch die Bauarbeiten ließen sich leider nicht vermeiden, aber die LKWs nutzten die Strecke Richtung Hausen, nicht über die Imsterstraße. “Wir bitten hier um Verständnis!”