ROTTWEIL-HAUSEN – Es ist 8:30 Uhr und draußen herrscht reges Treiben. Eine ältere Dame läuft mit ihrem Blindenstock über das Heiligenbronner Klostergelände und irgendwo hört man Kinder singen und lachen. Schwester Johanna bereitet eben noch die letzten Kleinigkeiten für den Vormittag vor. Sie darf gleich die Klasse 2 c – eine Grundschulklasse der Maximilian-Kolbe-Schule aus Hausen – mit ihrer Klassenlehrerin Edeltraut Martinkewitz begrüßen.
Sie macht das in völliger Gelassenheit. Es ist alles gut geplant und auf die Schüler warten viele eindrucksvolle Programmpunkte. Nach kurzer Aufregung und Staunen der Kinder – sie sehen ja schließlich nicht alle Tage eine Frau in Ordenstracht – geht es auch schon los. Den Sinnesgarten des Klosters Heiligenbronn muss man erst einmal auf sich wirken lassen. Das gelang den Kindern am besten durch eine kleine Vesper- und Spielpause.
Der Sinnesgarten bietet viele kleine Stationen, an welchen die Sinne nochmals neu entdeckt werden konnten. Die Klasse durfte erproben, wie die Eigenständigkeit beeinflusst wird, wenn man plötzlich nicht mehr sehen kann. Die Kinder haben gelernt, ihre Namen in Brailleschrift zu lesen und durften anschließend „Mensch ärgere dich nicht“ in Blindenversion ausprobieren – das war vielleicht eine Herausforderung.
Eine Bereicherung war der Besuch in der Korb- und Bürstenmacherei. Dort konnten die Zweitklässler einen Einblick in den Alltag und das Berufsleben von seh- und hörbeeinträchtigten Menschen erlangen. Auch den Bewohnern des Klosters hat der Schulbesuch sehr gefallen. Sie waren sehr offen und haben sich viel Zeit für die Kinder genommen, die fasziniert davon waren, in welchem Tempo in der Korb- und Bürstenmacherei gearbeitet wurde.
Die Kinder machten verschiedene Materialerfahrungen mit Ross- und Ziegenhaar, ebenso mit Weide in trockenem und nassem Zustand sowie auch mit den fertigen Bürsten und Besen. Voller Begeisterung und Erstaunen hörten die Kinder zu, als ihnen der Speiseplan in Brailleschrift vorgelesen wurde.
Ein besonders inniger Moment war die Begegnung zwischen der Hausener Schulklasse und einigen aufgeschlossenen Schülern mit Sehbeeinträchtigung aus dem SBBZ Sehen. Sie kamen mit der Klasse ins Gespräch und zeigten, was sie gerade im Unterricht thematisieren und üben sollen. Dieser kurze Kontakt war sehr herzlich und hat die Klassenkameraden sehr beeindruckt. Sie fanden alle dasselbe Fazit für diese wertvolle Reise: „Ein Mensch ist ein Mensch – es ist toll unterschiedlich zu sein. Gemeinsam können wir voneinander lernen.“