Ohne öffentliche Diskussion hat der Gemeinderat der Stadt Rottweil am Mittwoch die Stelle eines Schulsozialarbeiters genehmigt. Vorausgegangen war eine nicht-öffentliche Beratung. 55.000 Euro soll der Posten im Jahr kosten.
Die Zustimmung selbst gab’s durch die Genehmigung der von der Verwaltung vorgelegten Änderungen im kommenden Haushaltsplan in öffentlicher Sitzung am Mittwoch. Der Punkt „Schulsozialarbeit – Schaffung neuer Stelle” war zwar auf der Tagesordnung, wurde aber bei offenbar herrschendem Konsens im Gremium nicht mehr aufgerufen und behandelt.
Beantragt hatten sie die drei städtischen Schulen Albertus-Magnus-, Droste-Hülshoff-und Leibniz-Gymnasium. Bislang verfügen wir über insgesamt 3,6 Stellen Schulsozialarbeit. Diese sind auf verschiedene Grundschulen (Eichendorff-Schule, Johanniterschule, Römerschule), die Achert-Schule, die Konrad-Witz-Schule (nicht Grundschule) sowie die Realschule verteilt. An den drei Gymnasien gibt es bisher noch keine Angebote. Doch wird dort „gewiss” der Bedarf gesehen, wie die städtische Schulverwaltung es formulierte.
Denn Schulsozialarbeit sei eine Bereicherung der pädagogischen Arbeit an den Schulen und trägt dazu bei, dass Schule ein Ort ist, an dem sich die Kinder und Jugendlichen wohlfühlen und gestärkt werden. Durch individuelle Beratungsarbeit, Gruppenarbeit sowie offene Angebote übernehme die Schulsozialarbeit als Teil der Jugendhilfe eine wichtige Brückenfunktion zwischen Schule und Jugendhilfe. Auch Präventionsarbeit und Krisenintervention seien Aufgabenfelder der Schulsozialarbeit.
Die städtische Schulverwaltung hat nach eigenen Angaben mehrfach Gespräche mit den Schulleitungen der Gymnasien sowie auch dem geschäftsführenden Schulleiter der Grundschulen/Förderschule/Gemeinschafts- und Werkrealschule/Realschule, Willy Schmidt, geführt. “Eine von uns vorgeschlagene Umverteilung der bisherigen Stellen zugunsten der Gymnasien wurde abgelehnt”, so Sabine Flaig, die zuständige Sachbearbeiterin bei der Stadt. Den betroffenen Schulleitern sei der Erhalt ihres Status Quo an dieser Arbeit “zu wichtig” gewesen. Der weitere Vorschlag, den zusätzlichen Stellenbedarf anteilig über den Sachkostenbeitrag speziell der Gymnasien gegenzufinanzieren, wurde ebenso abgelehnt.
Auch seien Gespräche mit den Rektoren der Achert-Schule und der Realschule, Stephan Keßler und Andreas Kienzler, geführt worden. Deren Anliegen sei es – schon seit längerem – auch aus Effizienzgründen, die noch verbleibenden 15 Prozent Stellenanteile des vollbeschäftigten Schulsozialarbeiters an der Konrad-Witz-Schule von dort weg an die Achert-Schule beziehungsweise Realschule zu verlegen.
Dafür wollten die Schulleiter sogar Geld aus ihrem Budget locker machen. “Dies verdeutlicht eindrücklich, welchen hohen Stellenwert die Schulsozialarbeit an den Schulen, hier an unserer Real- beziehungsweise der Achertschule, tatsächlich einnimmt”, so Flaig.
Die Konrad-Witz-Schule verfügt im Grundschulbereich bislang ebenfalls noch über keine eigenen Zeitanteile Schulsozialarbeit. Sie fordere sie aber “seit geraumer Zeit ein”, erklärt die Sachbearbeiterin weiter.
Die Schulverwaltung möchte die neu geschaffene Stelle nun aufteilen. 70 Prozent sollen dann nur für die drei Gymnasien mit aktuell 1781 Schülern zur Verfügung stehen. 30 Prozent soll die Konrad-Witz-Schule erhalten. Die bereits bestehende Schulsozialarbeit soll an die Real- beziehungsweise die Achertschule gehen. 15 Prozent, so rechnet die Stadt, würden diese damit mehr bekommen.
“Die Effizienz der Arbeit von Schulsozialarbeitern ist seit langem nachgewiesen, wenn auch schwer messbar, wie es bei vielen, gerade präventiven Angeboten oft der Fall ist”, lautet das Fazit von Sabine Flaig.