ROTTWEIL – Der Rottweiler Geschichts- und Altertumsverein bietet in diesem Jahr wieder sein beliebtes Führungsprogramm an. Die erste Führung am Sonntag, 2. April, ab 15 Uhr, mit Cornelia Votteler steht unter dem Thema „Aspekte zur Gesundheitsgeschiche“. Treffpunkt ist am Georgsbrunnen bei der Volksbank.
Wurden Kranke und Aussätzige in früheren Zeiten meist von Klöstern betreut oder auch von Klausnerinnen, die sich um Gebrechliche, Wöchnerinnen und Arme kümmerten, ging mit dem Aufstieg der Städte die Krankenfürsorge in kommunale Hände über.
Für die Städte war die Sorge um die Gesundheit ihrer Bewohner ein wichtiger Aspekt. Unheilbare Krankheiten wie Lepra führten schon früh zur Einrichtung von Leprosorien „extra muros“, in denen die Aussätzigen aufgenommen wurden. In Rottweil wird ein solches Leprosenhaus 1298 urkundlich erwähnt. Waren solche Einrichtungen anfangs bruderschaftlich organisierte Krankengemeinschaften, wurden sie später Teil des kommunalen Wohlfahrtswesens. Zur Feststellung der Lepra wurde von geschworenen Wundärzten und Badern die Leprosenschau durchgeführt, die bei positiver Diagnose zur Aufnahme ins Sondersiechenhaus führte.
Vor neue Herausforderungen sah sich die Stadt gestellt, als seit Ende des 15. Jahrhunderts eine neue Seuche, die „beßen blauttern“ durch Soldaten eingeschleppt wurde. 1535 wird das Blatterhaus in Rottweil erstmalig erwähnt, 1583 ein neues Haus neben der Bruderschaft bezogen. Später wurde das Haus Obdach für alleinstehende, alte und verwitwete Frauen.
Um das Einschleppen von Seuchen möglichst zu verhindern, ergriff der Rat Vorsichtsmaßnahmen. Torhüter und Bettelvögte hatten bei drohender Seuchengefahr eine besonders wichtige Funktion. Man befürchtete, dass vor allem fremde Bettler und arme Leute die „erblichen suchten“ in die Stadt einschleppten. Verdächtige Personen wurden daher beim Rat angezeigt und mit Hilfe der Stadtknechte aus der Stadt geschafft oder gar nicht erst eingelassen. Dies betraf auch Reisende und Warenverkehr aus Gebieten, „alwo nit gueter lufft“ war.
Eine weitere wichtige Einrichtung im alten Rottweil war das Spital, das mit einer Urkunde Papst Gregors X. vom 13. Januar 1275 erstmals belegt wird. Auch das Spital wurde zunächst von nach den Regeln des Hl. Augustinus lebenden Meistern und Brüdern geführt, bevor es ebenfalls in städtische Hände überging. Es war Aufnahmeort für Kranke, die von der schon früh erwähnten Siechenmeisterin gepflegt wurden, Pfründner, Arme und Waisenkinder.
Des Weiteren wurden zur Gesunderhaltung der Bevölkerung Ärzte eingestellt. Wichtig war dem Rat auch die Bestellung der drei Hebammen für die Stadt und einer für die Altstadt.
In vielen Badbüchlein erwähnt als Quelle, in der „zu baden nützlich sein soll“, war der Jungbrunnen ein gut besuchtes Heilbad, auch wenn 1589 Hofgerichtsstatthalter Wilhelm Freiherr von Grafeneck dort verstarb, was den Ruf des Bades allerdings nicht beeinträchtigte.
Das „Asyl“ als Schwesternstation für die ambulante Versorgung kann eine beachtliche Geschichte aufweisen, deren Anfang auf eine Stiftung des Rottweiler Arztes Franz Josef Mayer zurückgeht.
Diese und weitere Aspekte zur städtischen Gesundheitspflege beleuchtet Cornelia Votteler bei der Führung am 2. April 2023, um 15 Uhr. Mitglieder und Interessierte sind herzlich eingeladen. Treffpunkt ist am Georgsbrunnen bei der Volksbank.