ROTTWEIL – In einem offenen Brief an Oberbürgermeister Ralf Broß und Bürgermeister Dr. Christian Ruf nimmt die Stadtratsfraktion SPD+FFR Stellung zum am Nägelesgraben geplanten Parkhaus Nord.
Der Brief im Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Broß, sehr geehrter Herr Dr. Ruf, in der Fraktion SPD+FFR haben wir uns gestern nochmals ausführlich mit dem Rahmenplan zur LGS und besonders mit der Umgestaltung des Nägelesgrabens beschäftigt. Dabei sehen wir vor allem das an der Ecke Schlachthausstraße/Kriegsdamm geplante Parkhaus Nord nach wie vor kritisch.
Das dreigeschossig konzipierte Parkhaus sieht 215 Stellplätze vor, dagegen gehen 165 durch die Überplanung des momentan genutzten Parkareals im Nägelesgraben verloren. Städteplanerisch halten wir es für ein nicht zeitgemäßes Signal, Autofahrern weitere Anreize zu bieten, in die Stadt hineinzufahren, statt sie aus der Stadt herauszuhalten und durch weitere Anreize auf den ÖPNV umzuleiten.
Die Activ Group schafft mit dem Neubau im Nägelesgraben 95 unterirdische Stellplätze, wir gehen direkt daneben unschön in die Höhe. Dadurch verdecken wir die Sicht auf die historische Innenstadt und entheben uns der Möglichkeit, die freien Flächen in dem Bereich optisch ansprechend zu gestalten, die für das Stadtklima wichtige Grünschneise so breit wie möglich zu erhalten. Zudem schaffen wir einen schluchtartigen Eingangsbereich zur Schlachthausstraße.
Wir sehen nach wie vor, dass auf dem oberen Parkdeck des Culinara Parkflächen frei sind, die genutzt werden sollten. Ebenfalls freie Plätze, nach Angaben der Parkhausverwaltung werktags zwischen 40 und 60 Plätze, bietet das Parkhaus am Kriegsdamm. Wenn dort auf dem obersten Parkdeck zudem eine Beachbar eröffnen kann, besteht offenbar kein wirklicher Bedarf für zusätzliche Parkflächen. Diese stillen Reserven gehören unserer Ansicht nach in die Kalkulationen mit einbezogen, bevor neue Parkräume geschaffen und Sicht wie Boden versiegelt und verbaut werden.
Um die historische Kulisse nicht zu beschädigen und damit die Bemühungen der Stadtverschönerung in der Innenstadt zu konterkarieren, plädieren wir dafür, im Nägelesgraben so wenig Parkplätze wie möglich für den motorisierten Individualverkehr zu schaffen. Dafür wollen wir das Parken im Nägelesgraben wörtlich nehmen: Parken auf dem Grabengrund, oben bleibt‘s grün, unter der Erde stehen die Autos. Dafür nehmen wir bei Bedarf auch mehr Geld in die Hand als die bisher eingeplanten 5,62 Millionen Euro.
Mit freundlichen Grüßen, Ellke Reichenbach (FFR), Arved Sassnick (SPD)