Es kam wie erwartet: Der Gemeinderat hat mit einer Gegenstimme beschlossen, die Waffensammlung von Peter Seemann nicht als Geschenk anzunehmen.
Alle Fraktionen des Gemeinderats sprachen sich für den entsprechenden Vorschlag der Verwaltung aus. „Ich bin dankbar, dass die Verwaltung rechtzeitig die Reißleine gezogen hat“, sagte Werner Weiss (FWV). „Es hat sich gelohnt, dem geschenkten Gaul drei Jahre lang ins Maul zu schauen“, lobte Ingeborg Gekle-Maier (Grüne). Jörg Stauss (FWV) merkte an, wenn der Rat schon vor drei Jahren so entschieden hätte, wäre man auf dem gleichen Stand wie jetzt, aber hätte 130.000 Euro weniger ausgegeben.
Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen, aber letztlich sei er zum gleichen Ergebnis gekommen wie die Stadtverwaltung, begründete Günter Posselt das Ja der CDU. Gerhard Aden (FDP) sprach von einem „Danaer-Geschenk“, und Arved Sassnick (SPD+FfR) scheute die Folgelasten für das Museum, das dann doch keine Attraktion für die Stadt werden könne.
„Peter Seemann war ein Sammler. Das sind wir nicht“, merkte Oberbürgermeister Ralf Broß an. Als Museumsträger müsse man sich überlegen: Wo bleibt der Mehrwert? Den sah er mit der Waffensammlung nicht.
Lediglich ein Rat sah das anders: Reimond Hoffmann (AfD) fand, ein Museum mit Seemanns Waffen könne sehr wohl ein Anziehungspunkt für Touristen sein. Und so stimmte er als einziger gegen den Verwaltungsvorschlag; Hubert Nowack (Grüne) enthielt sich.
„Schade“, sagte Ex-Stadtrat Dieter Albrecht nach der Sitzung, bei der er als Zuschauer zugegen war. Er hätte sich die Sammlung im alten Gefängnis vorstellen können. Er habe seinerzeit das Thema aufgebracht, berichtete er.
Auf Facebook hatte unser Artikel von heute Morgen eine rege Diskussion nach sich gezogen. 70 von 80 Besuchern fanden, man solle die Sammlung behalten.
ES IST EINE SCHANDE,
Peter Seemann war wohl das letzte Original in Rottweil, die Bürgerwehr und mehr noch diese Sammlung waren sein Lebenswerk.
Die ürgerwehr hat sich quasi selbst ins Abseits gestellt, das ist traurig, abber ein eigenes Thema. Nun hätte es gegolten eine Sammlung von Rang in der Stadt zu behalten, und vor der Auflösung und Zertreuung in alle Windrichtungen zu bewahren.
Gut Waffen durfen nicht kritiklos betrachtet werden, aber sie sind ein Teil der Menschheits- und Kulturgeschichte, das hätte man sinnvoll darstellen können. Stadt plant ein neues Stadtmuseum – gut – hätte man da nicht für die Sammlung mitplanen können?
Man vertu – wie es der Rottweiler Rat so oft tat und tut – eine einmalige Chance.
– Wenn museale Bewaffnung problematisch ist, wie gehen wir mit Hochturm, Pulverturm, der Stadtbefestigung überhaupt, Kriegerdenkmalen etc. um?
Schade, Rottweil wird wieder ein Stück beliebiger…, und Ade, Peter ruhe sanft!
Knut Sonntag