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„Verlegung des Landeplatzes: Helios Rottweil sieht Gesprächsbedarf“, Veröffentlicht: Freitag, 29. März 2019, 9.11 Uhr

Verlegung des Landeplatzes: Helios Rottweil sieht Gesprächsbedarf

Wenn Christoph 11 seinen „Parkplatz“ in der Helios Klinik Rottweil ansteuert, ist er schon von weitem zu hören. Denn Christoph 11 ist einer der Rettungshubschrauber, die das Rottweiler Krankenhaus regelmäßig anfliegen. Durch ihren Hubschrauberlandeplatz ist die Klinik nach eigenen Angaben an das sogenannte „Luftrettungswesen“ angebunden – und will es auch künftig bleiben. Deshalb soll der Landeplatz nun den aktuellen Anforderungen an Hubschrauberlandeplätze angepasst werden. Die NRWZ berichtete über das Ansinnen, nachdem die Klinikleitung einige Haushalte angeschrieben hatte – und Bürger meldeten sich bei der Klinik. Die Geschäftsleitung sieht Gesprächsbedarf und will zu einem Infoabend einladen.

Der aktuelle Landeplatz. Er soll nach links verschoben werden und eine Befeuerung erhalten. Fotos: pm

Der bestehende Landeplatz direkt vor dem Klinikgebäude stammt aus den 1990er Jahren. „Wie eine solche Anlage auszusehen hat, definiert die ‚Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Genehmigung der Anlage und des Betriebs von Hubschrauberflugplätzen‘ (AVV) des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung“, berichtet Helios-Pressesprecherin Andrea Schmider.

„Es ist uns im Hinblick auf eine optimale Patientenversorgung sehr wichtig, dass wir auch weiterhin wirkungsvoll in das Luftrettungswesen eingebunden bleiben“, sagt Nina Heitger, Geschäftsführerin der Helios Klinik Rottweil. Dies, so Heitger weiter, sei nur gewährleistet, wenn die entsprechenden Vorgaben für den Hubschrauberlandeplatz eingehalten werden.

Die Verlegung des Landeplatzes: So visualisiert ihn die Klink. Foto: gg

Das Regelwerk stelle strenge geometrische Anforderungen sowohl an die Größe des Landesplatzes als auch an die Hindernisfreiheit in den An- und Abflugsektoren, also den Korridoren, die von den Piloten vor der Landung und nach dem Start in der Luft genutzt werden. „Diesen Anforderungen können wir nur entsprechen, wenn wir den Landeplatz leicht nach Süden verschieben und die An- und Abflugsektoren verdrehen“, erklärt die Geschäftsführerin das Vorhaben. Darüber hinaus gelte auch dem Thema Brandschutz ein besonderes Augenmerk.

Und dann ist da der (seltene) nächtliche Flugverkehr. Der Gesetzgeber fordere zumindest die Möglichkeit zur Nachtlandung – und damit eine Beleuchtung, im Fachjargon „Landeplatzbefeuerung“ genannt. Auch sie will die Klinik nun schaffen. Nina Heitger: „Nachtflüge sind und bleiben eine große Ausnahme, sie kommen weniger als einmal pro Jahr vor. Bisher musste, wenn der Hubschrauber in der Dunkelheit bei uns gelandet ist, die Rottweiler Feuerwehr ausrücken und den Platz beleuchten.“ Dieses Prozedere soll bald der Vergangenheit angehören.

Einige Bürger haben sich nach Angaben von Andrea Schmider bei der Klinik gemeldet. Daher habe deren Geschäftsführung beschlossen, einen Infoabend zum Thema zu veranstalten. Dieser soll nach Informationen der NRWZ am 10. April um 16 Uhr stattfinden. Details sind noch nicht bekannt. 

Die NRWZ hat bei Helios nachgehakt – denn es haben sich Leser mit Detailfragen gemeldet. Diese Fragen haben wir Andrea Schmider, der Helios-Pressesprecherin, vorgelegt. Sie nimmt wie folgt Stellung: 

  • NRWZ: Ist kürzlich nachts gegen 4 Uhr bereits ein Helikopter ohne Einsatz der Feuerwehr gelandet? Verfügt die Landefläche schon über eine Befeuerung?

Andrea Schmider: Nein, bislang gibt es KEINE Befeuerung – das ist einer der Punkte, warum wir den Hubschrauberlandeplatz den aktuellen Anforderungen der Luftfahrtbehörde anpassen müssen. In der Nacht zum Samstag ist tatsächlich ein Hubschrauber bei uns gelandet. Er hat einen lebensgefährlich erkrankten Patienten in eine andere Klinik verlegt. Dies ist, je nach Dringlichkeit des Notfalls und Ausstattung des Hubschraubers, in absoluten Ausnahmefällen auch ohne Befeuerung möglich.

  • Wird die Zahl von zwei Flugbewegungen im Monat oder 25 im Jahr tatsächlich bereits eingehalten? Gibt es ein Flugbuch, das eingesehen werden könnte?

Diese Zahl ist der Durchschnitt der letzten beiden Jahre  – es gibt Monate, in denen der Hubschrauber dreimal Patienten zu uns gebracht beziehungsweise von uns geholt hat, dann wiederum Monate, in denen es keine Flugbewegung gab. Es gibt ein Flugbuch, in dem sich die Piloten nach der Landung registrieren müssen.

  • In dem Schreiben wird festgehalten, dass die Landeplatzverlegung keine Erhöhung an der Zahl der Flugbewegungen mit sich bringe. Was wird dann die Zahl der Flugbewegungen erhöhen? Beziehungsweise: Ist die Klinik daran interessiert, häufiger etwa mit Notfallpatienten angeflogen zu werden?

Es ist nicht geplant, die Zahl der Landungen zu erhöhen. Patienten werden von uns verlegt oder zu uns gebracht, wenn dies erforderlich ist, wie in der Vergangenheit auch. Es gibt immer wieder Patienten, die eine differenziertere Abklärung oder Behandlung brauchen, wie wir sie als Haus der Grund- und Regelversorgung nicht bieten – die Sicherheit der Patienten steht immer im Vordergrund, deshalb werden sie in einem solchen Fall in ein Haus mit einer höheren Versorgungsstufe verlegt.

  • Sie haben Nachbarn und Anlieger der Klinik mit einem Schreiben informieren wollen, das auf den 15. März datiert. Warum ist es erst am Dienstag, 26. März, verteilt worden?

Wir haben dieses Schreiben über einen entsprechenden Dienstleister als Postwurfsendung versendet – die Auslieferung hat dann etwas länger gedauert als gedacht. Die Briefe waren, soweit ich nachvollziehen kann, bereits am Montag in den Briefkästen, zumindest hatte ich zu diesem Zeitpunkt das Schreiben an unsere Klinik im Postfach.

  • Warum taucht dieses Schreiben auch anderswo im Stadtgebiet auf, wie sind die Kriterien für die Auswahl der Adressaten?

Bei Postwurfsendungen können Sie einen geographischen Umkreis wählen, in dem dieses Schreiben versendet werden soll – in unserem Fall waren dies 500 Meter. Dabei handelt es sich um 500 Meter Luftlinie.

Info: Das Luftrettungswesen

Zwei- bis dreimal pro Monat landet und startet vor der Helios Klinik Rottweil der Hubschrauber. Oberarzt Uwe Jörgens leitet im Rottweiler Krankenhaus die Sektion Notfallmedizin und arbeitet eng mit den fliegenden Notärzten zusammen. „Der Hubschrauber kommt in der Regel dann zum Einsatz, wenn weitere Entfernungen überbrückt werden müssen, der Rettungswagen also zu langsam wäre“.

Neben den Patienten, die der Hubschrauber in die Zentrale Notaufnahme der Rottweiler Klinik bringt, gibt es auch solche, die von Rottweil aus in spezielle Zentren verlegt werden. Als mögliches Beispiel dafür nennt Uwe Jörgens Patienten mit schweren Brandverletzungen, die nach der Erstversorgung in eines der landesweit bereitgestellten Brandbetten geflogen werden. Oder Patienten, die in dem Haus der Grund- und Regelversorgung wegen spezieller Erkrankungen nicht optimal versorgt werden können und in Krankenhäuser mit einer höheren Versorgungsstufe gebracht werden müssen.

Manchmal ist der Grund für die Landung aber auch ganz banal: Der Hubschraubernotarzt hat einen Patienten im Rettungswagen begleitet und muss wieder an seinen Standort zurückgeflogen werden. (pm)

 

 

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