ROTTWEIL – Ein spannender Bürgerdialog im Alten Gymnasium machte den Abschluss des Besuchs der beiden grünen Landespolitiker Martina Braun und Andreas Schwarz in Rottweil. „Das ist eine lebens- und liebenswerte Stadt“, so Schwarz, der seine Kollegin, die Betreuungsabgeordnete für Rottweil ist für ihren Einsatz lobte: „Martina kämpft wie eine Löwin für die Gäubahn! Mit Deiner Hilfe haben wir die Abkopplung verhindern können. Und wir werden weiter dafür kämpfen!“
Mit Blick auf den Ukrainekrieg betonte der Fraktionsvorsitzende: „Wir dürfen uns nicht spalten lassen, müssen unabhängig werden! Lassen Sie uns Putin ein Schnippchen schlagen!“ Mehr grüner Strom, mehr Grün in die Stadt, mehr bezahlbarer Wohnraum, das sei auch die Chance der Landesgartenschau in Rottweil, „wir müssen beides sehen, die ökologische und die soziale Komponente.“ Der Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle bringe auch Arbeitsplätze in Sachen E-Mobilität, Brennstoffzellen, Wasserstoff, Radschnellwege. Und neben günstigen Tickets für den ÖPNV brauche es auch eine Angebotsoffensive. Schwarz wies auf das landesweite Jugendticket hin, das zum 1. März kommt und mit dem Azubis und Studierende bis 27 Jahre für einen Euro am Tag durch ganz Baden-Württemberg fahren können.
Mit „move“ kommt in der Region ein Ticket, das 1,33 Euro pro Tag kostet, und das über drei Landkreise hinweg: „Ich freu mich, dass es gelungen ist“, so Martina Braun, die sich auch dafür aussprach, die Strecke Villingen-Rottweil zu elektrifizieren. „Ich werde da nicht lockerlassen!“ Immerhin sei es bei der Höllentalbahn zwischen Freiburg und Villingen auch gelungen.
Ingeborg Gekle-Maier, Stadträtin der Grünen, stellte dann die Pläne Rottweils vor und klar: „Die Landesgartenschau ist nicht Selbstzweck, sondern nur der Motor für eine nachhaltige Stadtentwicklung.“ Am Tag zuvor hatte der Gemeinderat beschlossen, den Förderantrag für die Stelle eines Klimaschutzmanagers beim Bund einzureichen, „da haben wir ein ganz dickes Brett gebohrt.“ Langfristig solle Rottweils historische Innenstadt weitgehend verkehrsberuhigt sein, schon im kommenden Jahr die Körnerstraße zur Fahrradstraße werden, so Gekle-Maier. Auf Nachfragen betonte Andreas Schwarz, dass die Grünen ganz klar die Gäubahn weiterhin bis zum Stuttgarter Hauptbahnhof haben wollen und sich deshalb für die Ergänzungsstation einsetzen. Nach Berechnungen vieler Experten ist der neue Bahnhof nämlich schon dann, wenn er in Betrieb genommen wird, zu klein für die zu erwartenden Zugkapazitäten.
Diskutiert wurde auch der „leidige Schienenersatzverkehr“ und fehlende Radwege: „Wir hätten es gerne schneller“, so Gekle-Maier. Tempo 30 innerorts, Bürokratieabbau und der Denkmalschutz, hier werde es im Februar eine Änderung geben, dann könnten in Rottweil auch PV-Anlagen auf die historischen Dächer. Könnten, denn da redet die Stadt selbst ein Wörtchen mit und verhindert dies durch die örtlichen Bauvorschriften. „Wir haben bereits 2018 das strikte Verbot von Solaranlagen im historischen Stadtkern als nicht mehr zeitgemäß kritisiert. Denkmalschutz darf nicht länger über Klimaschutz stehen. Martina Braun ergänzte das: „Wir müssen da viel liberaler werden. Die ästhetische Frage darf nicht im Vordergrund stehen.“